31.01.2022

Aktuelles

Petra Kahlfeldt im Interview zu der Kritik an ihrer Person

Foto: Sebastian Gabsch
Foto: Sebastian Gabsch

Die Startvoraussetzungen für die neue Berliner Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt waren von Anfang an schwierig. Bereits im Vorfeld der Ernennung der neuen Berliner Senatsbaudirektorin hatten zahlreiche Architekt*innen öffentlich ein transparentes Verfahren zur Neubesetzung der Position gefordert. Als dann die Berliner SPD die Architektin Petra Kahlfeldt im Dezember 2021 als neue Berliner Senatsbaudirektorin vorstellte, hagelte es Kritik. Allen voran von einer Gruppe von acht Architekt*innen. Wir sprachen im Interview mit Petra Kahlfeldt: was die Kritik mit ihr macht und ob sie zum Dialog mit ihren Kritiker*innen bereit ist.

Foto: Sebastian Gabsch
Petra Kahlfeldt im Porträt (Foto: Sebastian Gabsch)

„Ich bekleide nicht nur ein fachliches, sondern auch ein politisches Amt.“ – Petra Kahlfeldt im Interview

Petra Kahlfeldt, zunächst einmal Glückwunsch zur Ernennung als neue Senatsbaudirektorin. Welche Herausforderungen der Berliner Stadtentwicklung gehen Sie jetzt als erstes an?

Ich freue mich, als Senatsbaudirektorin an der Gestaltung Berlins aktiv mitwirken zu können. Stadtentwicklung ist ein ständiger Prozess und bietet immer wieder neue Möglichkeiten. Im Moment stehen im Fokus der Neubau bezahlbarer Wohnungen Schulneubau und Sanierung der bestehenden Schulen, der Kultur- und Wissenschaftsbauten, die Gestaltung wichtiger Ort, wie der ehemalige Flughafen Tegel, die Qualifizierung des Hermannplatzes oder die Entwicklung des Molkenmarkts als ein dichtes, sozial und funktional gemischtes Quartier in Berlins historischer Mitte, um nur einige zu nennen. Unser Ziel ist, schneller von der Planung zum Bauen zu kommen – das ist eine große Herausforderung, aber notwendig, wenn wir sicherstellen wollen, dass unsere Nachbarschaften und Quartiere lebendig und lebenswert bleiben.

Ihre Ernennung hat nicht nur Jubel in der Architekturszene ausgelöst. Eine Initiative von acht Architekt*innen spricht Ihnen öffentlich die Eignung für das Amt ab, fordert die Zurücknahme Ihrer Benennung, der BDA definiert in einer Stellungnahme die Neubesetzung der Senatsbaudirektion als „intransparent und ohne Vision“. Was macht das mit Ihnen?

Das Amt der Senatsbaudirektorin hat immer Kritikerinnen und Kritiker auf den Plan gerufen, das ist vor allem in Berlin nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist jedoch die Heftigkeit der öffentlichen Angriffe, bevor ich überhaupt auch nur eine inhaltliche Entscheidung habe treffen können. Ich bin Senatsbaudirektorin, aber auch Staatssekretärin für Stadtentwicklung, bekleide also nicht nur ein fachliches, sondern auch ein politisches Amt. Das wird immer vergessen, wenn einige Architektinnen und Architekten die Art der Neubesetzung kritisieren. Ich bin jetzt vier Wochen im Amt und übernehme viele, bereits laufenden Projekte. Vieles kann ich prozessual und gestalterisch mittragen, in einigen Projekten werde ich eigene Akzente und neue Impulse setzen.

„Wichtig ist doch, dass auch eine Senatsbaudirektorin nicht im ‘Elfenbeinturm sitzt’.“

Arno Lederer wiederum stellte sich öffentlich gegen die „Diffamierungen“ Ihrer Person. Er forderte den BDA Berlin auf, für einen konstruktiven Dialog einzutreten. Lederer befürwortet aber auch die vorangegangene gemeinsame Forderung der Profession für ein transparentes Verfahren zur Neubesetzung. Petra Kahlfeldt, hätte man das Verfahren Ihrer Meinung nach anders aufbauen sollen?

Arno Lederer hat recht, wir müssen nicht Vergangenes bewerten, sondern gemeinsam Zukünftiges schaffen. Es wird immer Menschen geben, die einer Entscheidung widersprechen, obwohl das Regelwerk zur Besetzung einer Position festgelegt ist. Wichtig ist doch, dass auch eine Senatsbaudirektorin nicht im „Elfenbeinturm sitzt“. Was immer für das Erscheinungsbild unserer Stadt entschieden wird, ist das Ergebnis von Diskussionsprozessen. Deshalb wird auch die Arbeit des Baukollegiums, werden die Begleitkreise und Partizipationsprozesse fortgeführt.

„Meinungsäußerungen und Diskussionen gehören zu einer Demokratie, aber sie dürfen nicht zu persönlichen Angriffen und Diffamierungen führen.“ – Petra Kahlfeldt im Interview

Laut Arno Lederer habe die gemeinsame Forderung nach mehr Transparenz in der Neubesetzung zudem gezeigt, dass die deutsche Architekturszene mit einer Stimme sprechen könne. Von der Seitenlinie betrachtet: Sowohl die gemeinsame Forderung als auch die öffentliche Kritik, die nun folgte, sprechen wiederum dafür, dass Personen der Profession politische Entscheidungen hinterfragen und nicht nur hinnehmen. Über die Art und Weise kann man streiten, aber: Hat das Ganze Ihrer Meinung nach auch etwas Positives im Sinne einer gelebten Demokratie?

Meinungsäußerungen und Diskussionen gehören zu einer Demokratie, aber sie dürfen nicht zu persönlichen Angriffen und Diffamierungen führen. Solange öffentliche Kritik zum Wohl unserer Stadt geäußert wird, setze ich mich gern damit auseinander, auch das gehört zu den Aufgaben einer Senatsbaudirektorin. Nicht nur die Planerinnen und Planer sowie die Architektinnen und Architekten haben unterschiedliche Auffassungen und Interessen; auch die Bürgerinnen und Bürger wollen mit Ihren Meinungen und Bedürfnissen wahrgenommen werden und Gehör finden. Deshalb gibt es in Berlin die gesetzlichen Leitlinien für die Beteiligung der Bevölkerung. Ich werde die bereits gut etablierte Beratungs- und Prozesskultur weiterführen, um möglichst viele Interessen einzubinden.

Petra Kahlfeldt ist bereit für den Dialog mit ihren Kritiker*innen

Wie gehen Sie nun weiter? Werden Sie das Gespräch mit Ihren Kritiker*innen suchen?

Einem konstruktiven Dialog habe ich mich nie verschlossen und natürlich werde ich bei meiner Arbeit auch Kritikerinnen und Kritikern gegenüberstehen. Wenn es um konkrete Projekte geht, bin ich gern zur Diskussion bereit, denn dann geht es um die Sache und nicht mehr um Entscheidungen, die getroffen wurden und feststehen.

Was bisher geschah, haben wir Ihnen in einem Übersichtsartikel zusammengefasst. Hier lesen Sie alles zu der Kritik, aber auch zu der Unterstützung der neuen Berliner Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt.

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