25.05.2022

Aktuelles

„The Invisible Street“ von Vogt Landschaftsarchitekten

Ausstellungseröffnung am 5. Mai

Ausstellungseröffnung am 5. Mai (Foto: © Till Budde)

Vogt Landschaftsarchitekten kuratieren Ausstellung in Berlin: In der Architektur Galerie Berlin findet noch bis zum 11. Juni die Ausstellung „The Invisible Street“ statt. Die große Frage der Ausstellung lautet: Was ist eine Straße? Präsentiert werden Ergebnisse explorativer Erkundungen in Paris, Berlin, London und Zürich.

Die Straße ist ein öffentlicher Raum des Alltags. Jeden Tag nutzen ihn tausende Menschen auf vielfältige Weise. Dabei ist die Straße weit mehr als nur eine verknüpfende Linie von A nach B. Auch wenn sie beim täglichen Gang zur Arbeit – gerade im motorisierten Straßenverkehr – diese Transitfunktion einnehmen mag. Die Bedeutung der Straße für das Stadtbild und somit auch für das soziale Gefüge einer Stadt wird auf vielen Ebenen unterschätzt. Vogt Landschaftsarchitekten wollen das mir ihrer Ausstellung „Die unsichtbare Straße“ ändern. Darin tragen sie Kamera- und Tonaufnahmen zusammen, aus denen die Komplexität des Systems Straße sich zusammensetzt. Es wird die wechselseitige Beziehung diverser Faktoren wie Flora, Fauna, Geräusch und Geruch beleuchtet. Die Eröffnung der Sammlung fand am Donnerstag, den 05. Mai, mit einer Einführung durch den Soziologen und Stadtforscher der ETH Zürich, Christian Schmid, statt. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum Samstag, den 11. Juni in der Architektur Galerie Berlin.

Ausstellungseröffnung am 5. Mai
Ausstellungseröffnung am 5. Mai (Foto: © Till Budde)

Explorationen in Paris, London, Zürich und Berlin

Um sich dem Thema anzunähern, wählten Vogt Landschaftsarchitekten vier exemplarische Untersuchungsräume aus, die sie anschließend bis ins kleinste Detail zu erfassen versuchten. Die Standorte liegen in den Hauptstädten Frankreichs, Großbritanniens, der Schweiz und Deutschlands. Die Auswahl kommt dabei nicht von ungefähr. In allen Städten unterhält Vogt Landschaftsarchitekten Büroniederlassungen. Vor Ort wählten sie bekannte Straßenzüge aus, die sie mit Lupe, Fernrohr, Kamera und Mikrofon im Sinne eines Field-Trips dokumentierten. Vogt Landschaftsarchitekten spricht von einer provokativen Exploration des Straßenraumes. Und auch Besucher*innen in der Ausstellung können die Avenue des Champs-Élysées in Paris, die Whitechapel Road in London, die Bahnhofstrasse in Zürich und die Karl-Marx-Allee in Berlin auf ungewöhnliche Art und Weise erfahren. Im wahrsten Sinne des Wortes soll das Publikum einen Blick hinter den Vorhang werfen, um so das primär nicht Sichtbare selbst zu entdecken. Die Herangehensweise und der Ausstellungsaufbau verdeutlichen die Haltung und Arbeitsweise von Vogt Landschaftsarchitekten.

Christian Schmidt (Soziologe und Stadtforscher der ETH Zürich) und Günther Vogt auf der Ausstellungseröffnung (Foto: © Till Budde)

Fusion von Wissenschaft und Gestaltung

Dabei steht der Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen ebenso im Vordergrund wie ein wissensbasierter Entwurfsprozess. Seit 2005 lehrt und forscht Günther Vogt an der ETH Zürich. Die Zusammenkunft von Wissenschaft und Praxis im Büro verleiht Projekten eine sinnhafte Tiefe. Im Vogt Case Studio finden Forschung und Ausstellung zueinander. In der Vergangenheit konnten bereits andere spannende Expositionen kuratiert werden. Die neue Ausstellung will nun ein Licht auf den Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung des Straßenraumes werfen. Obwohl die Straße einst als Repräsentation der Vielseitigkeit und Intensität des urbanen Lebens galt, fände sie in der zeitgenössischen Planung kaum mehr Beachtung. Nach 1945 lag der Fokus auf dem Wiederaufbau, daran anschließend kam das Paradigma der autogerechten Stadt auf.  Die Gestaltung und Nutzbarkeit für den Menschen außerhalb des Automobils war dabei Nebensache. Nun sei die Zeit gekommen, den Raum neu zu bewerten. Als wesentliches Element der Stadt müssten die innewohnenden Potentiale zukünftig deutlich mehr ausgeschöpft werden.

Die Besucher*innen können die „Straße“ mithilfe von Ton- und Filmaufnahmen neu erfahren. (Foto: © Till Budde)

Vogt Landschaftsarchitekten wollen Wahrnehmung schärfen

Der Straße sollten wieder die Aufgaben eines sozialen Raumes zugestanden werden.  Das Freiraumgefüge der Stadt besteht schließlich nicht nur aus Parks, Grünanlagen und Plätzen. Das feine Netz aus Wegen, das alle diese Komponenten verbindet, ist ebenso bedeutsam. Die Ausstellung versucht, den Besucher*innen diese Bedeutsamkeit wieder bewusst zu machen. Klimangepasste Planung sieht Vogt Landschaftsarchitekten dabei als wesentliches Schlagwort. Nur durch einen Wandel in der Ausgestaltung des Straßenraumes könne das Ziel einer nachhaltigen und lebenswerten Stadt erreicht werden. Die Position des Büros vertritt Günther Vogt auch bei einer Diskussion vor Ort, am Donnerstag, den 09. Juni, gemeinsam mit der Architektin Silvia Malcovati von der FH Potsdam und dem Verleger Lars Müller. Ein Besuch der Ausstellung ist Dienstag bis Freitag von 14 bis 19 Uhr und Samstags von 12 bis 18 Uhr möglich. Zeit, sich selbst ein Bild zu machen und die unsichtbare Straße in der eigenen Wahrnehmung um das primär nicht Sichtbare zu erweitern.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren? Fest, Flüssig, Biotisch – ein Buch mit Beiträgen von Vogt Landschaftsarchitekten im Rahmen der Architekturbiennale 2021 in Venedig.

Scroll to Top