25.05.2022

Wettbewerbe

Wettbewerb zum Grenzhofareal Memmingen

Ein Wettbewerb, 50 Bewerbungen, 14 Entwürfe, zwei Gewinner. So sieht die Bilanz zur Entwicklung am 3,8 Hektar großen Grenzhofareal Memmingen aus. Am 8. April 2022 wurde die Ausstellung zum geladenen Wettbewerb feierlich eröffnet und zeigte neben den anderen teilgenommenen Projekten den Siegesentwurf vom Stuttgarter Büro a+r Architekten in Kooperation mit dem Landschaftsarchitekturbüro Faktor Grün.

Die Wettbewerbssieger a+r Architekten GmbH: Oliver Braun (l.) und Alexander Lange. (Foto: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)
Bei der Preisverleihung (v.l.): Karlheinz Bayer (i+R Wohnbau), Oliver Braun (a+r Architekten), Bürgermeisterin Margareta Böckh, Alexander Lange (a+r Architekten), Michael Gebhard (MORPHO-LOGIC) und Jury-Vorsitzender Prof. Florian Burgstaller. (Foto: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)

Einbindung des städtebaulichen Bestands

Von den ursprünglich 20 geladenen Büros wurden Lösungsvorschläge erwartet für die Mischnutzung aus Wohnen, haushaltsnahen Dienstleistungen, Einzelhandel, Büros, Gastronomie sowie Freiflächen. Kurzum allem, was Einwohner*innen für einen funktionierenden und qualitätsvollen Alltag benötigen. Denn dem Wettbewerb zum Grenzhofareal, ausgelobt von der Stadt Memmingen und der i+R Wohnbau aus Lindau, ging eine Bürger*innenbefragung voraus. Damit legte man den Grundstein einer Entwicklung, die nicht nur der Logik der Politik oder Raumplanung folgt, sondern auch den Interessen der allgemeinen Öffentlichkeit Rechnung trägt.

Besonders Anwohner*innen wurden zur Einbringung ihrer Wünsche und Ideen aufgefordert, um bereits früh im Entstehungsprozess auch auf etwaige Sorgen und Ängste der Betroffenen reagieren zu können. Dies führte letztlich auch zur Umformulierung von Ausschreibungen. Die Auslobenden erlaubten beispielsweise eine punktuelle Höhenüberschreitung, wenn sie zu größeren Freiflächen führte. Auch Ein-Zimmer-Wohnungen wurden in das Wohnungsportfolio aufgenommen, um eine größere Heterogenität der Einwohner*innen zu ermöglichen.

Prämiert aus dem Verfahren hervorgegangen sind schließlich neben dem Siegerprojekt auch AllesWirdGut Architektur (Wien/München), MORPHO-LOGIC (München), sowie Thomas Schüler Architekten Stadtplaner (Düsseldorf).

Inhaltlich waren die Teilnehmer*innen aufgefordert, sich mit den städtebaulichen sowie freiraumplanerischen Aspekten vom Grenzhofareal Memmingen auseinanderzusetzen. Die betreffende Fläche liegt an der Schwelle von Wohn- zu Gewerbegebiet und erstreckt sich in seiner Längsachse von Ost nach West. Das Siegerprojekt von a+r Architekten in Zusammenarbeit mit Faktor Grün bindet dabei auch den östlich gelegenen Stadtpark Neue Welt ein. So reagiert es auch adäquat auf den städtebaulichen Bestand.

Das Modell des Siegerentwurfs von a+r Architekten (Stuttgart). (Foto: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)

Mehrwert für die angrenzende Nachbarschaft

Im Entwurf selbst greift man auf Bewährtes zurück und kombiniert funktionierende Konzepte miteinander: Die „grüne Mitte“ ist direkt mit der Kindertagesstätte verbunden, die Wohnbauten gerieren sich als gesprengte Blockrandbebauung. Davon gibt es insgesamt fünf; mehrere Häuser mit unterschiedlichen Nutzungen gruppieren sich dabei locker um einen grünen Kern. Das alles wird mit Wegeführungen verbunden. Der städtebauliche Planentwurf legt viel Wert auf Begrünung. Diese zeigt sich besonders auch in Form von Alleen und grünen Vorzonen bei den Gebäuden selbst. Insgesamt 400 Wohnung (teils als Eigentum, teils Mietobjekte) werden unter diesen Gestaltungsüberlegungen auf dem Grenzhofareal Memmingen entstehen.

Augenmerk wurde auch auf eine funktionierende Wegeführung für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen gelegt. Diese Planung dient dabei natürlich nicht nur dem entwickelten Gebiet selbst, sondern bedeutet auch für die umliegende Nachbarschaft einen Mehrwert.

Das Grenzhofareal Memmingen – hier sollen unter anderem 400 Wohnungen entstehen. (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung)

Ein ganzheitlicher Ansatz der Raum- und Stadtentwicklung

Auf Basis des Wettbewerbsergebnisses ist für 2023 ein Bebauungsplanverfahren angestrebt, um die angedachten Interventionen in einen rechtlichen Rahmen zu gießen. Alle vier Preisträger*innen beteiligen sich an den Verhandlungen. Dies hat die qualitative Weiterentwicklung der Wettbewerbsergebnisse und somit auch eine Optimierung des Rahmenplans zum Ziel. Schließlich brachte die Auslobung der Neuplanung unterschiedlichste Lösungsansätze für das Gebiet; diese Fülle an Ideen und das damit einhergehende Potenzial für die Stadtplanung soll nicht ungenutzt bleiben. Der Wettbewerb Grenzhofareal Memmingen hat also lange vor der Auslobung begonnen und ist auch nach der Verkündung des Siegerprojekts noch lange nicht vorbei. Dieser begrüßenswerte ganzheitliche Ansatz der Raum- und Stadtentwicklung ist zukunftsträchtig und, so hat man das Gefühl, auch längst überfällig.

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