Franz Reschke gewinnt den Realisierungswettbewerb in Minden: Für die Weserpromenade im nordrhein-westfälischen Minden plant das Landschaftsarchitekturbüro eine „Parie an der Weser“. Die Idee fand die verantwortliche Jury gut. Anstelle von Parkplätzen locken am Ufer demnächst attraktive, urbane Freiräume. Alles zum Projekt lesen Sie hier.
Weserpromenade Minden als Highlight
Die Uferpromenade in Minden ist ein beliebter Ort. Ihre Gestaltqualität lässt aber zu wünschen übrig. Um Ideen für die Aufwertung zu erhalten, hat die Stadt Minden einen freiraumplanerischen Wettbewerb ausgelobt. 15 Teams gingen an den Start. Jetzt hat sich das Büro Franz Reschke Landschaftsarchitekten durchgesetzt. Sie sind Sieger der zweiten Phase. Infolgedessen gestalten sie das neue Gesicht der Weserpromenade Minden.
Heute sind Uferpromenaden überall Anziehungspunkte. Mit Blick aufs Wasser und einer Stadt im Rücken ziehen sie viele Menschen an. Das war nicht immer so. Die historische Lage der Stadt an der Weser machte Wehr- und Festungsanlagen notwendig. Der Fluss war damit kein Bestandteil der alten Siedlungsstruktur wie in Köln oder anderen Städten. Nur im Bereich der Schlagde fand urbanes Leben statt. In den letzten Jahren wurde das von parkenden Autos abgelöst. Das wird sich jetzt ändern. Das Büro von Franz Reschke hat gute Ideen für die Neugestaltung der Weserpromenade Minden erarbeitet.
Neue Regionale in Ostwestfalen-Lippe
Die Neugestaltung der Weserpromenade Minden ist kein Einzelprojekt. Es ist eines von zahlreichen Maßnahmen in der Region. Der Weserauenpark oder der RailCampus OWL gehören auch dazu. Sie alle entstehen im Rahmen der REGIONALE 2022. Gut zwanzig Jahre nachdem die erste Regionale in Ostwestfalen-Lippe stattfand, kehrt das Förderprogramm wieder dorthin. Mit dem Titel „Urban Land“ kommt das Programm an seinen Geburtsort zurück. Diesmal will es attraktives Wohnen ermöglichen, innovative Wege der Mobilität beschreiten und die heimische Wirtschaft stärken. Ein ehrgeiziges Programm für fünf Jahre. Viele Euro fließen dafür nach Ostwestfalen-Lippe.
Anforderungen an den Entwurf
Rhythmus von Räumen
Visualisierung: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH
Der Wettbewerb für die Weserpromenade Minden fragte nach Ideen für einen urbanen Ausbau der Uferzone. Sie soll multifunktional nutzbar sein. Einerseits soll das Naturerlebnis Weser intensiver werden. Andererseits soll das Ufer zum Erholen und Verweilen einladen. Mitnichten ist das eine einfache Aufgabe. Darüber hinaus kommen noch Belange des Denkmal- und des Naturschutzes zu. Auch Barrierefreiheit und ökologische Aspekte sind obendrein relevant. Und natürlich spielt Hochwasser an der Weserpromenade Minden eine Rolle. Jährlich steigende Pegelstände müssen bei der Wahl der Materialien, der Möblierung und bei der Pflege mitbedacht werden. Ausserdem galt es die Verbindung zwischen dem linken und dem rechten Weserufer zu stärken. Es gibt zwar zwei Brücken über den Fluss. Ein richtiger Rundweg hingegen fehlt bisher.
„Weserbalkon“
Visualisierung: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH
Der Entwurf von Franz Reschke für die Weserpromenade Minden verbindet drei eigenständige, qualitätsvolle und identitätsstarke Räume miteinander: Weserglacis, Schlagde und Weserwiese. Das Weserglacis ist der denkmalgeschützte Stadtpark, der an die Weser grenzt. Daneben liegt die urban-grüne Schlagde. Auf dieser großen Freifläche wurde zuletzt viel geparkt. Die Weserwiese vor der Fischerstadt grenzt nördlich an die Schlagde. Alle drei Räume bekommen eine einheitliche und ruhige Gestaltung. Auf der Promenade entstehen zudem neue Platzräume. Der ehemalige Parkplatz wird dabei zum lebendig bespielten Treffpunkt am Ufer. Der Raum unter der Brücke verwandelt sich zum einladenden Entrée zur Innenstadt. Der Entwurf von Franz Reschke zeigt, dass die zentral gelegene Schlagde mehr kann bisher. Sie kann mehr als Autos aufnehmen. Sie lädt zum Stadtleben unter die Brücke ein. Die Plätze auf der Promenade werden darüber hinaus Teil des geplanten Wegesystems. Damit wird die Weserpromenade Minden zum Herzstück des lange geplanten Rundwegs zwischen den beiden Ufern.
Auf dem Weg zur Realisierung
Bereits im ersten Umsetzungsabschnitt verschwindet etwa die Hälfte der 300 Parkplätze an der Schlagde. Der gewonnene Raum wird sofort belebt. In die Ufermauer wird eine großzügige Stufenanlage zur Weser eingeschnitten: der Weserbalkon. Er schafft urbanes Flair im Schatten locker gestellter Bäume. Hier können die Mindener*innen bald sitzen, sich entspannen und der Weser näher kommen. Die Stufen des Weserbalkons werten auch den Bereich um die Glacisbrücke auf. Alle bekommen hier mehr Platz. Die fünf Meter breite Promenade macht ein gutes Nebeneinander aller fahrenden und laufenden Nutzer*innen möglich.
Visualisierung: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH
Die Jury war sich darin einig, dass der Entwurf von Franz Reschke Landschaftsarchitekten zeitlos ist. Er macht die Weserpromenade zu einem vielseitig nutzbaren Raum. Die Robustheit des Entwurfes und dazugehörigen guten Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten überzeugten. Bis die Idee umgesetzt wird, dauert es noch etwa zwei Jahre. Bis dahin stehen Verhandlungen und Anpassungen an. Die hängen eng mit den Finanzen zusammen. Etwa 1,7 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Und diese Summe ist schon vor einigen Jahren berechnet worden. Für heutige Verhältnisse ist das zu niedrig angesetzt. Die Stadt Minden wird also noch diskutieren, was ihr die neue Weserpromenade Minden wert sein wird.
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