Interessiert an aktuellen Wettbewerbsergebnissen der Landschaftsarchitektur, aber kaum Zeit sich diese richtig anzuschauen? In der Wettbewerbsübersicht der G+L informiert Heike Vossen monatlich über die spannendsten Wettbewerbe. Hier die Wettbewerbsergebnisse im November 2020 – Teil 1.
Gedenkort Ellrich-Juliushütte; 1. Preis PSL Planungsgruppe Stadt + Landschaft, Erfurt
Alle Abbildungen: © bbz bern gmbh
Keine tiefgreifenden Umwälzungen, sondern wohldosierte Verbesserungen planen bbz landschaftsarchitekten aus Bern für die Neugestaltung und Sanierung des Obstmarktes in Herisau. Der Entwurf greift Vorhandenes und Traditionen auf, um daraus mit möglichst einfachen Mitteln ein Maximum für den Ort zu erreichen. Die Planer*innen fokussieren dabei auf die raumbestimmenden Hauptelemente des Platzraumes: Durch Ausräumen und minimale Ergänzungen stärken sie den Platz als Ort der Begegnung, des Austausches und des Markttreibens. Eine sanfte Modellierung schafft einen fließenden zusammenhängenden Platzraum, der die umfassenden Gebäude verbindet, ohne deren ursprüngliche Gestaltungsidee und ihre Vorzonen zu stören. Der Marktplatz erstreckt sich als Kernelement des Obstmarkts wieder auf seiner historischen Fläche. Der Obstmarkt gewinnt durch ein Verschieben des Verkehrskreisels nach Osten Platz hinzu, ein Baumhain ergänzt die bauliche Fassung und klärt die Hierarchie der Bauten. Er fasst die repräsentative Vorzone des Regierungsgebäudes und lässt die östlichen Neubauten in den Hintergrund treten.
Lebendige Gärten in den Auwiesen, Wangen; 1. Preis Stefan Fromm Landschaftsarchitekten, Dettenhausen
Alle Abbildungen: © PSL Erfurt
Zwei wichtige Abschnitte der deutschen Geschichte prägen das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Ellrich-Juliushütte. Zum einen die Lagerzeit unter NS-Herrschaft bis 1945, zum anderen die deutsche Teilung, da das Areal direkt auf der ehemals deutschen Grenze liegt und damit mittlerweile Teil des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band“ ist. Aufgabe war es, diesen Hintergrund in einen Informations- und Gedenkort zu vereinen. Im Ideenteil stimmte die Planungsgruppe Stadt + Landschaft mit zielsicheren landschaftsarchitektonischen Stilmitteln das Nutzerkonzept mit den landschaftlichen Eingriffen ab. Aufgabe im Realisierungsteil war die Gestaltung der Grabfelder: Der Siegerentwurf orientiert sich dabei an der vorhandenen Topographie und erweitert den Gedenkort des Massengrabfeldes, das mit Grobschlag von Grauwacke und im Erweiterungsteil mit Grauwackenschotter belegt ist. Quaderförmige Natursteinblöcke dienen als Sitzgelegenheit und die auf den Grabfeldern wachsenden Bäume werden aufgeastet und geweißt, was den Blick auf die Grabfelder auch aus größerer Distanz ermöglicht.
Alle Abbildungen: © Fromm Landschaftsarchitekten
Im Rahmen der Landesgartenschau Wangen 2024 entsteht das Wohngebiet „Auwiesen“, dessen Freianlagen sich exemplarisch auch auf andere Projekte und Orte übertragen lassen sollen. Der Siegerentwurf greift für die gebäudebezogenen Freiräume das modulare Baukasten-Prinzip des Hochbaus auf und entwickelt eigene Freiraummodule – die Gartenbausteine. Das Grundraster der Gärten ergibt sich aus den wesentlichen Bezugslinien der Gebäude. Freiraum und Haus bilden damit eine gestalterische Einheit ohne zu große formale Strenge, einzelne Rasterfelder lassen sich je nach Bedarf zusammenfassen. Die Kombination der einzelnen Gartenbausteine erlaubt eine Spanne an Themen und Schwerpunkten in den Gärten, die Bausteine schaffen aber zugleich den Spagat einer einheitlichen Sprache über die unterschiedlichen Teilräume hinweg. Die Jury würdigt die aufgezeigte ausformulierte Vielfalt des Garten-Patterns von jeweils eigenständigen und individuellen grünen Zimmern mit hoher Aneignungs- und Weiterentwicklungsfähigkeit.
Hier finden Sie Teil 2 der Wettbewerbsergebnisse im Oktober.