Interessiert an aktuellen Wettbewerbsergebnissen der Landschaftsarchitektur, aber kaum Zeit sich diese richtig anzuschauen? In der Wettbewerbsübersicht der G+L informiert Heike Vossen über die spannendsten Wettbewerbsergebnisse der letzten zwei Wochen und was man über sie wissen muss.
Gartenschau Balingen 2023 – 1. Preis lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner, München
lohrer.hochrein planen ein „grünes Stadtcollier“ für Balingen, das sich um die historische Altstadt entlang der Stadtmauer schmiegt: Ihre landschaftsarchitektonische Leitidee wertet die zerstreuten Grünbereiche entlang der beiden Flussläufe Eyach und Steinach auf, und verbindet sie zu einem langgestreckten bandartigen Park. Dafür weiten sie die bisher kompakte Uferpromenade auf zu einer feingliedrigen Kette – einem Wegenetz von breiten und schmalen Wegen, von Rampen, Treppen, Fugen und Plätzen. Eingelegt in dieses Geflecht liegen die „Edelsteine“ als hervorgehobene Gartenbilder. Es sind Garten- und Aufenthaltsbereiche, die den prägenden Charakter des jeweiligen Teilbereichs gärtnerisch signifikant herausarbeiten. So interpretieren die Mauergärten entlang der Stadtmauer das tradierte Bild der Rosen neu, und die Wassergärten präsentieren sich überflutbar und dennoch begehbar. Die neuen Orte knüpfen zugleich an die bisher extensiven Grünbereiche der Stadt an – wie die Flusslandschaft, die sich zum öffentlichen Grünzug öffnet und als weitere Erlebnisebene präsentiert.
Neue Mitte Baumheide in Bielefeld – 1. Preis ANNABAU, Berlin
Eine baumgefasste verkehrsfreie „Neue Mitte Baumheide“ mit steinerner Platzfolge im Westen und grünem Freiraumrücken im Osten ist die tragende Idee, mit der das Berliner Büro ANNABAU die Jury überzeugte. Bislang liegt die Straßenbahnhaltestelle in unattraktiver Troglage; der motorisierte Individualverkehr steht im Mittelpunkt und der Platz wirkt durch seine vielen Einbauten und Geländevorsprünge teilweise als Angstraum. Mit einer neuen Topographie und der nahezu vollständigen Überdeckelung der sechs Meter tiefer gelegenen Straßenbahn lösen die Planer die funktionalen und gestalterischen Mängel. Sie schaffen eine barrierefreie zentrale und adressbildende Freiraumspange, die klar an die angrenzenden Stadträume anknüpfen kann. ANNABAU wandelt die Haltestelle zu einem modernen Bauwerk um, signifikant aufgewertet durch die verkleideten Wände mit perforierten golden eloxierten Aluminiumblechen. Vier rotundeartige Treppenöffnungen verknüpfen die beiden Ebenen miteinander und bringen Tageslicht in die untere Ebene.
Advertorial Artikel
Parallax Article
Umfeld Neuer Steg/ Alter Steg Veitshöchheim – 1. Preis relais Landschaftsarchitekten, Berlin
Die Umgestaltung des Mainufers in Veitshöchheim schafft einen neuen Treffpunkt für die Bürger – nach den Plänen von relais Landschaftsarchitekten wird die Mainlände neben Hofgarten und historischem Ortskern zur dritten ortskernprägenden Struktur. Laut Jury überzeugten die Planer mit einer robusten schlüssigen Lösung: Sie entwickeln den nördlichen Uferbereich als gestalteten Landschaftspark mit Zugang zum Main weiter und schaffen im Süden zwischen neuem Stegabgang und Mainfrankensälen einen urbanen Platz als zentralen Verbindungsknoten. Die urbane Lände ist Ankunftsort für Touristen und dient zugleich als viel bespielbare Platzfläche für Wochenmarkt und Feste. Durch die klare Platzdefinition gelingt es, den Verkehr eindeutig zu lenken und vom Vorfeld der Mainfrankensäle fernzuhalten. Die Platzfläche gliedert sich dabei wie selbstverständlich in unterschiedliche Bereiche – vom Skateparcours im Süden bis zu den Wasserterrassen am Ufer. Der Rückbau des Alten Stegs im Norden betont die Parallele zum Flusslauf, welche die Planer mit einer landschaftlich gestalteten Lände mit terrassierten Wiesenstufen ausformulieren.
Ausstellungskonzept BUGA Erfurt 2021 – 1. Preis Heuschneider Landschaftsarchitekten, Rheda-Wiedenbrück
Der Petersberg in Erfurt soll wieder belebter Teil der Altstadt und ein Anziehungspunkt für Gäste und Erfurter werden. Auftakt dazu gibt die Bundesgartenschau, die 2021 stattfinden wird. Das Ausstellungskonzept der BUGA baut auf die Gestaltung der Daueranlagen auf – beides konnten Heuschneider Landschaftsarchitekten im Wettbewerb für sich entscheiden. Ihr Ausstellungskonzept schlägt eine klare räumliche Strukturierung vor und präsentiert auf den unterschiedlichen Plateaus facettenreiche Räume von zurückhaltend bis opulent: Den Start auf dem oberen Plateau bilden die Gärten der Epochen mit üppiger Blütenpracht – sie präsentieren die historischen Stile der Gartenepochen. Ein blaues Band durchzieht das Ausstellungsareal und leitet durch die Thüringer Kulturgeschichte des Gartenbaus und weiter zu den unteren Plateaus. Das mittlere Plateau setzt pflanzliche Akzente und bietet Antworten auf die neuen Anforderungen an das Stadtgrün. Im Festungsgraben, dem untersten Plateau, steht der Erwerbsgartenbau im Mittelpunkt.
Heike Vossen ist freie Landschaftsarchitektin und hat einen Abschluss der Freien Journalistenschule. Als Fachjournalistin schreibt sie über Themen für die Bau- und Planungsbranche. Ihr Fachbuch „Gärten am Hang“ erschien beim Verlag Eugen Ulmer. Kontakt: info@gruentext.de