Vom 26. bis 30. Juni 2022 fand das 11. World Urban Forum (WUF) in Katowice, Polen, statt. Es handelt sich um die wichtigste globale Konferenz zum Thema nachhaltige Urbanisierung. Wir waren vor Ort und verraten Ihnen alles, was Sie über den Inhalt und die Ergebnisse der Konferenz wissen müssen.
Alle zwei Jahre beruft UN Habitat das World Urban Forum ein. Hier treffen sich Stadtplaner*innen, Architekt*innen, Bürgermeister*innen und alle anderen, die an der Stadt arbeiten, um sich über neue Ideen für nachhaltige Stadtentwicklung auszutauschen. Die Konferenz ist zudem ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg bis zum Jahr 2030 – der „Deadline“ für die Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele und der New Urban Agenda.
Im Juni 2022 fand die 11. Edition des World Urban Forum in der polnischen Stadt Katowice statt. Über 16 000 Teilnehmende kamen vor Ort und online zusammen, um über fünf Tage das Thema „Transforming our cities for a better urban future“ zu diskutieren.
Die drei mit C: Climate, Conflict, Covid
Laut Maimunah Mohd Sharif, Exekutivdirektorin von UN Habitat, stand die Konferenz dieses Jahr im Zeichen der drei Cs „Climate, Conflict and Covid-19“. Angesichts der Situation in der Ukraine gab es einen Special Crisis Track mit spontan organisierten Veranstaltungen rund um den Krieg in Polens Nachbarland. Schon jetzt denken Architekt*innen in der Ukraine daran, wie sich die Städte möglichst schnell wieder aufbauen lassen und was dabei besser gemacht werden kann, um für mehr Nachhaltigkeit und Resilienz zu sorgen.
Der Klimawandel dominierte fast jede Sitzung beim World Urban Forum. Kein Wunder, denn Städte sind für etwa 70 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Zugleich werden im Jahr 2050 mindestens 70 Prozent aller Menschen in Städten wohnen. Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, betonte während einer Veranstaltung zum Thema „Lebenswerte Stadt der Zukunft“ im deutschen Pavillon die Wichtigkeit der nationalen Stadtentwicklungspolitiken. Zudem ginge es darum, voneinander zu lernen und Länder wie die Ukraine zu unterstützen. Dabei soll unter anderem die U7-Gruppe beitragen. Diese Initiative läuft parallel zu G7 und soll die Stimmen von lokalen Politiker*innen sowie die Integration verschiedener politischer Ebenen in den Vordergrund stellen.
Auch der Post-Covid-Alltag in Städten war ein wichtiges Thema. Ideen rund um den neuen Stadtalltag – von neuen Jobs im Bereich öffentlicher Verkehr bis hin zu virtuellen Partizipationsmethoden – wurden diskutiert und auf der Urban Expo präsentiert.
Der World Cities Report
UN Habitat veröffentlichte während des World Urban Forums einen neuen Flaggschiff-Bericht, den World Cities Report 2022. Auf fast 400 Seiten finden sich politische Empfehlungen, die sich sowohl an Bürgermeister*innen als auch an andere Politiker*innen richten. In dem Bericht finden sich drei Szenarien für die Zukunft der Städte, vom „worst-case scenario“ über „business as usual“ bis hin zum „optimistic scenario“.
Um das optimistische Szenario zu erreichen, ist eine koordinierte, kohäsive Stadtplanung nötig. Die Expert*innen unterstreichen im Bericht, dass hier das Wohnen eine besonders große Rolle spielt. Denn durch Nachverdichtungen und grünere Bauten lassen sich lebenswerte, klimafreundliche Städte schaffen. Aktuell leben noch immer 1,6 Milliarden Menschen weltweit in unzureichendem Wohnraum und eine Milliarde Menschen in Slums.
Der World Cities Report stellt keine konkrete Anleitung dar, sondern muss im jeweiligen Kontext verortet werden. Die Empfehlungen lassen sich so anpassen, dass selbst zeitgleich auftretende oder überlappende Szenarien behandelt werden können. Die Kooperation verschiedener Regierungsebenen sowie ein Fokus auf Resilienz sind dabei in allen Empfehlungen zu finden.
„Wir haben nur noch 90 Monate – das sind etwa 2.700 Tage – Zeit, um die nationalen Stadtentwicklungspolitiken umzusetzen. Sie müssen von den Bürgermeister*innen in kleine Stücke aufgeteilt und täglich umgesetzt werden“, so Maimunah Mohd Sharif.