13.08.2021

Wettbewerb

Zentralfriedhof Friedrichsfelde: Franz Reschke überzeugt

Zentralfriedhof Friedrichsfelde Reschke

Zentralfriedhof Friedrichsfelde Reschke

Die Umgestaltung des Vorplatzes am Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin steht an. Im Gutachterverfahren erarbeiteten fünf Teams Ideen für diesen Ort. Der Entwurf von Franz Reschke Landschaftsarchitekten hat die Jury überzeugt. Sie erklärte die Gestaltungsidee des Berliner Büros Mitte Juni 2021 einstimmig zum Sieger. FRL darf den Entwurf damit weiter bearbeiten. 

Zentralfriedhof Friedrichsfelde Reschke
Das Entree zum bedeutenden Friedhof Friedrichsfelde soll in Zukunft zum Anziehungspunkt für die Menschen aus der Umgebung werden. Visualisierung: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Der Bezirk Berlin-Lichtenberg

Der Eingang zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde bedarf einer Erneuerung. Zurzeit prägt das Blech parkender Autos und eine große, leere, asphaltierte Fläche den Ort. Von den Qualitäten eines Eingangsplatzes hat der Raum nichts. Keine Gelegenheit zum Sitzen oder Sammeln, keine einladende Geste, mitnichten ein Entree zum einem bedeutenden Friedhof. Das soll sich ändern. Deshalb hat das Berliner Bezirksamt in Berlin-Lichtenberg fünf Büros für Landschaftsarchitektur nach Ideen zur Umgestaltung gefragt.

Im Berliner Bezirk Lichtenberg ist einiges im Wandel. Über Jahrhunderte war der Ort landwirtschaftlich geprägt. Erst im Zuge der Industrialisierung wuchs er zu einem Ballungszentrum im Osten Berlins heran. Seit den 1950er-Jahren prägte die Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit den Bezirk. Nach der Wende setzte schon ein großer Wandel ein. Seit über zehn Jahren erfreut sich der Bezirk Lichtenfelde großer Beliebtheit. Die Einwohner*innenzahlen steigen stetig. Damit auch die Bautätigkeiten. Mit zunehmender Verdichtung rücken auch die Freiräume in den Blick. Dazu gehört auch der Vorplatz vor dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Osten des Bezirks.

Der derzeitige Platz vor dem Eingang zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde wird vor allem vom ruhenden Verkehr genutzt. Foto: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Leitbild der städtebaulichen Entwicklung

Das Leitbild für die städtebauliche Entwicklung lautet: Gesundes, ökologisches Modellgebiet mit besonderen Orten. Dieses Leitbild lenkt zahlreiche Erneuerungsmaßnahmen entlang der Frankfurter Allee Nord. Sie reichen von der Aufwertung öffentlicher Infrastrukturen bis zur Erneuerung von Freiflächen und Spielplätzen. Zu den Freiräumen gehört auch der Eingang zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde am östlichen Rand von Lichtenberg. Die Ruhestätte zählt zu den bekanntesten Friedhöfen in Berlin. Hier ruhen zahlreiche sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Engagierte. Deshalb erhielt der Zentralfriedhof Friedrichsfelde auch schon früh den Beinamen Sozialistenfriedhof.

Zentralfriedhof Friedrichsfelde und Landschaftspark Herzberge

Bisher hat der bekannte Zentralfriedhof Friedrichsfelde keinen angemessenen Eingang. Der Zugang zu diesem denkmalgeschützten Ort erfolgt über eine zugeparkte Asphaltfläche. Das soll sich ändern. Der Vorplatz soll zu einem Quartiersplatz werden. Darüber hinaus fehlt eine Verbindung von hier zum Landschaftspark Herzberge. Als Landschaftspark Herzberge wird das gesamte Areal um das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge bezeichnet. Es grenzt direkt an den Zentralfriedhof Friedrichsfelde an. Bis 2007 war der Park lediglich eine Ansammlung von Brach-, Wirtschafts-, Wohn- und Grünflächen. Dann verwandelten verschiedene Projekte das Areal in ein Modellvorhaben urbaner Landwirtschaft. Seit 2019 ist der Landschaftspark Herzberge sogar Landschaftsschutzgebiet. Zusammen mit dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ist er ein wichtiger Baustein im gesunden, ökologischen Modellgebiet.

Eingangsbereich zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Längsschnitt
Ein weiterer Zugang zum Zentralfriedhof im Schnitt

Entree und Quartiersplatz

Alle Zeichnungen: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Die Landschaftsarchitekt*innen vom Büro Franz Reschke sehen ein großes Potenzial im Eingangsbereich zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Der Vorplatz kann mehr, als er bisher zeigt. Er liegt an der Schnittstelle zwischen dichtem Stadtraum und großen Grün- und Gartenflächen. Dort verbindet er und bildet einen Auftakt. Auch wenn er am Rande des Bezirks liegt, kann er ein lebendiger Treffpunkt für das Quartier sein. Um dies zu erreichen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern, ordnet Franz Reschke den ruhenden und fahrenden Verkehr neu. Das Büro rückt ihn in den Süden des Platzes. Dort liegt er leicht vom Platz abgesetzt, getrennt durch eine Grünzone. Diese Zone komplettiert den grünen Rahmen des Platzes. Infolgedessen entsteht ein neuer, attraktiver und maßstäblicher Platzraum. Der alte Baumbestand bleibt erhalten. Zur Platzmitte ergänzt ihn ein neuer, lockerer Hain. Schließlich markieren die Bäume den Platz als Ort. Ihre intensive Blatt- und Herbstfärbung hebt sich vom bestehenden Baumbestand auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ab.

Gestaltungsidee „Spiegelbild“

Der neue Vorplatz vor dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Lageplan. Zeichnung: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Das Urbane spiegelt sich hier

Im Schatten der neuen Bäume säumen Aufenthaltsangebote den Platz an drei Rändern. Hier liegen auch Infrastrukturen wie Fahrradbügel, Leuchten und Trinkbrunnen. Von den Ränder neigt sich die Platzfläche dann nach Südosten. In das Relief aus den bestehenden Steinen wird eine Mulde eingearbeitet. Sie lässt je nach Witterung einen temporären, maximal fünf Zentimeter hohen Wasserspiegel entstehen: die Friedrichsfelder Pfütze. Das Kommen und Gehen des Wassers in der Mitte des Platzes wird zum besonderen Moment. Die an den Platz angrenzenden Gebäude werden ebenfalls saniert. Danach tragen ihre neuen Nutzungen zur Bespielung des Platzes bei. Der gesamte Platz kann befahren werden. Folglich sind auch Sondernutzungen in seiner Mitte weiterhin möglich.

Parkende Autos und eine leere, asphaltierte Fläche sollen der Vergangenheit angehören. In der Mitte des Platzes soll ein Wasserspiel entstehen. Visualisierung: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Weitere Ausarbeitung

Der Titel verweist auf die Kernidee des Entwurfs: Der Raum soll zum öffentlichen und unprogrammierten Platz werden. Er ermöglicht entspanntes Verweilen und zufälliges Treffen. Informelles Spielen und alltägliches Passieren sind gleichermaßen möglich. Der Stadtraum wird zum Spiegelbild des Urbanen. Sein zarter und flüchtiger Wasserspiegel spiegelt mitunter sichtbar wider. Der Vorplatz am Zentralfriedhof Friedrichsfelde wird nach den Ideen von Franz Reschke zum Anziehungspunkt für die Menschen aus der Umgebung. Genauso lädt er die Besucher*innen des Friedhofs ein. Am westlichen Rand ist er Auftakt für einen Weg zum Landschaftspark Herzberge.

Den vom Bezirksamt definierten Kostenrahmen hatten die Entwerfer*innen genau im Blick. Er ist sozusagen Bestandteil der Entwurfsidee für den Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Auf dieser Fundament basiert auch der Vorschlag, mit den vorhandenen Natursteinen weiter zu arbeiten. Welche anderen Wünsche das Bezirksamt Lichtenfelde hat, zeigen die nächsten Schritte. Mit dem einstimmigen Wahl zum Siegerentwurf startet das Team von Franz Reschke gut in die nächste Phase der Planung.

Das Büro Franz Reschke Landschaftsarchitekten konnte bei dem Wettbewerb in Ahlen die Jury ein weiteres mal überzeugen. Der Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz wird neugestaltet, die Ideen und Pläne des Berliner Büros zeigen wir Ihnen hier.

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