Das sechsspurige Adlergestell wird um eine Spur erweitert – mit einer neuen Brücke für Fußgänger*innen sowie Radfahrer*innen. Diese soll die längste Straße Berlins auf Höhe der Sonnenallee überqueren. Die Senatsverwaltung für Umwelt und Mobilität gab vergangene Woche bekannt, dass die Bauarbeiten für die Adlergestell Brücke bereits im Dezember beginnen und bis 2024 dauern sollen. Alles zu dem Projekt hier.
Die Adlergestell-Brücke
Die Berliner Adlergestell-Straße ist die längste der Hauptstadt. Sie ist knapp 12 Kilometer lang und durchquert Niederschöneweide bis hin zu Schmöckwitz im Südosten. Die Bahntrasse Berlin-Görlitz verläuft parallel zum Adlergestell. Die teils sechsspurige Straße ist für Fußgänger*innen nicht leicht zu überqueren. Daher soll es nun eine neue Brücke geben. Seit 2020 befindet sich hier außerdem ein Radweg, der stadtauswärts zwischen Sterndamm und Rudower Chaussee liegt. Der ursprünglich als Pop-Up geplante Radweg am Adlergestell wird nun verstetigt.
Bis 2024 soll zwischen Johannisthal und Adlershof eine neue Brücke für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen entstehen. In Höhe der Sonnenallee soll sie das sechsspurige Adlergestell überqueren. Laut der Senatsverwaltung für Umwelt und Mobilität sollen die Bauarbeiten für diese Brücke über das Adlergestell noch im Dezember 2022 beginnen.
Die Brücke wird eine autofreie Verbindung zwischen dem Landschaftspark Johannisthal im Süden und der Köllnischen Heide im Norden darstellen. Die Planungen für das Konstrukt haben schon im Jahr 2019 und sind seit Sommer 2022 abgeschlossen.
Eine Fachwerkbrücke aus Aluminium
Die Adlergestell-Brücke soll an der Wagner-Régeny-Allee Ecke Igo-Etrich-Straße beginnen. Von dort wird es eine Rampe in nordöstlicher Richtung geben. Damit überquert die Konstruktion sowohl die sechsspurige Bundesstraße 96a, das Adlergestell, als auch Bahngleise. Sie endet rund 200 Meter nördlich der Neltestraße. Die geplanten Wege sollen fünf Meter breit sein.
Laut der Senatsverwaltung ist eine insgesamt 74 Meter lange Fachwerkbrücke aus Aluminium geplant. Diese wird mit einer kürzeren Brücke aus massivem Stahlbeton kombiniert. Dies ist das erste Mal, dass bei einem Berliner Brückenbau Aluminium zum Einsatz kommt. Das Material ist deutlich weniger wartungsintensiv als Stahl. Treppen, Rampen und großzügige Kurvenradien garantieren, dass das Berliner Mobilitätsgesetz eingehalten wird. Das Neigungsverhältnis soll maximal vier Prozent betragen.
Die Kosten für das Bauprojekt belaufen sich voraussichtlich auf 11 Millionen Euro. Zu Einschränkungen des Verkehrs wird es nur kurzzeitig kommen, um die Fachwerkbrücke einzusetzen. Dies ist bis jetzt für Mitte 2024 geplant.
Der Bebauungsplan „Gleislinse“
Das Land Berlin ist für die Brücke am Adlergestell durch die WISTA.Plan GmbH, Entwicklungsträger und Treuhänder des Landes, vertreten. Bei der Brücke handelt es sich um einen Bestandteil des Bebauungsplans 9-60 für einen Teil des ehemaligen Rangierbahnhofs Schöneweide. Diese Gegend ist auch als „Gleislinse“ bekannt. Die Stadt Berlin möchte hier eine deutlich bessere Fuß- und Radwegverbindung bieten, um den überregionalen Fuß- und Radverkehr zu ermöglichen. Außerdem geht es darum, den Grünzug zwischen den Naherholungsgebieten zu stärken.
Ein weiteres Ziel des Bebauungsplans „Gleislinse“ besteht darin, den Adlershofer*innen eine bessere Anbindung an das „Aktive Zentrum Dörpfeldstraße“ zu bieten. Dies soll unter anderem zur Schulwegverbesserung beitragen. Die neue Brücke ertüchtigt außerdem den Weg der Sonnenallee durch die Kleingartenanlage Am Adlergestell e.V. und ermöglicht eine Radwegverbindung zur Neltestraße.
Nach einer europaweiten Ausschreibung hat die Hentschke Bau GmbH den Zuschlag erhalten. Im Kreuzungsbereich weist das Adlergestell drei Fahrstreifen je Richtung, einen begrünten Mittelstreifen sowie Nebenanlagen auf beiden Seiten auf. Die Verkehrsführung soll nicht geändert werden. Allerdings ist eine Neuordnung der Nebenanlagen zwischen der Einmündung Sonnenallee und der Neltestraße geplant. So soll der Radverkehr künftig in beide Richtungen laufen können.
Stadtentwicklung Adlershof-Johannisthal
Die Entwicklungsmaßnahme „Berlin-Johannisthal/Adlershof“ begann im Jahr 1994. Dabei handelt es sich um den letzten von insgesamt sechs Berliner Entwicklungsbereichen aus der Nachwendezeit. Gemeinden sowie Eigentümer*innen sind bei diesem planerischen Instrument in der Pflicht, eine zielgerichtete Entwicklung zu planen. In Adlershof gibt es einen von der Gemeinde eingesetzten, treuhänderischen Entwicklungsträger, der Grundstücke erwirbt, entwickelt und als höherwertiges Bauland veräußert. Die Erlöse dienen der Finanzierung der nötigen öffentlichen Infrastruktur. Auch Fördermittel vom Bund und von der EU sind vorhanden.
Heute ist die Adlershof Projekt GmbH treuhänderischer Träger der Entwicklungsmaßnahmen. Gemeinsam mit der WISTA Management GmbH entwickelt er die 76 Hektar große Wissenschaftsstadt. Als Standort für Forschung und Bildung sowie für Industrie werden stetig neue Standorte in Adlershof reaktiviert.
Auch die DB Netz AG schließt sich dem Aufwärtstrend in Adlershof an und möchte brach liegende Bahnflächen entwickeln. Hier spielt die „Gleislinse“ eine zentrale Rolle. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Wissenschafts-, Wirtschafts- sowie Technologiestandort Adlershof. Hier gibt es Flächen in verschiedenen Größenordnungen. 12 Hektar bestehen aus Infrastruktur, Bestandsgebäuden, dem denkmalgeschützten Betriebswerk, Straßen, Plätzen sowie öffentlichen Grünflächen. Aber es sind nach wie vor freie Grundstücke vorhanden, die verkauft werden. Für industrielle Unternehmen ist dabei ein eigener Gleisanschluss an das DB-Güterbahnnetz möglich. Zudem gibt es seit 2021 eine neue Straßenbahnstrecke auf dem Groß-Berliner Damm.
Übrigens: Noch eine geplante Brücke in Berlin ist die Mühlendammbrücke.