14.12.2022

Gesellschaft

Tesla sucht in Brandenburg Wasser

Das Gelände der zukünftigen Fabrik von Tesla in Brandenburg, Grünheide – bald mit eigenem Wasser? Bildquelle: Ralf Roletschek, CC BY-SA 1.0 FI , via Wikimedia Commons
Das Gelände der zukünftigen Tesla-Fabrik in Grünheide. Bildquelle: Ralf Roletschek, CC BY-SA 1.0 FI , via Wikimedia Commons

Wie an vielen Orten ging auch Grünheide Anfang des Jahres das Wasser aus. Ein Problem, das Elon Musk für seine entstehende Tesla Gigafactory kennt – und verschärfen könnte. Der Elektroautobauer Tesla will jetzt nach Wasser in Brandenburg pumpen. Alles dazu hier.


Pumpversuche in Fürstenwalde von Tesla

In der brandenburgischen Region Fürstenwalde finden Pumpversuche statt: Die Firma Tesla, die in der Nähe gerade die umstrittene Gigafactory baut, benötigt Grundwasservorräte. Die Fabrik in Grünheide soll künftig Tesla-Elektroautos herstellen. Dafür ist viel Wasser nötig. Die Pumpversuche in Fürstenwalde bezahlt Tesla laut eigenen Angaben selbst. Es handele sich um Kosten im siebenstelligen Bereich.

Allerdings ist das Wasser in der Region bereits knapp. Rund um die Fabrik ist der Verbrauch für Privathaushalte zum Teil gedeckelt. Tesla hat anscheinend nicht das Ziel, selbstständig Wasser zu fördern. Dies wäre rein rechtlich auch gar nicht möglich. Vielmehr unterstützt der E-Autobauer laut eigenen Angaben Kommunen und Wasserverbände dabei, eine bessere Datengrundlage zu Grundwasservorkommen zu erhalten. Denn die existierenden Daten stammen aus den 1970er Jahren.

Anfang Dezember 2022 wurde bekannt, dass Tesla gemeinsam mit Hydrogeolog*innen Pumpversuche vornehmen wird. Dafür fehlt noch die Genehmigung durch die Wasserbehörden in den Gebieten des Fürstenwalder Wasserverbandes. Der Anfrageprozess hat bereits begonnen. Dieser könnte darin resultieren, dass Tesla Brunnen bohrt und auf Grundstücken Wasser fördert, die dem Unternehmen in Brandenburg gehören. Zudem müsste Tesla eine Leitung zum Werk legen.

Der Status Quo der Gigafactory von Tesla im brandenburgischen Grünheide. Bildquelle: Albrecht Köhler, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Der Status Quo der Gigafactory von Tesla im brandenburgischen Grünheide. Bildquelle: Albrecht Köhler, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Kritik von Umweltverbänden

Die Eigeninitiative von Tesla ist bei Umweltverbänden wie etwa der Wassertafel Berlin-Brandenburg auf Kritik gestoßen. Die Bürgerinitiative vermutet, dass Tesla seinen weiteren Wasserbedarf für die nächste Ausbaustufe decken möchte. Der örtliche Wasserverband Strausberg-Erkner hatte dem Unternehmen von Elon Musik bisher nur Wasser für die erste Ausbaustufe zugesagt. Der dazugehörige Vertrag sieht eine Lieferung von jährlich 1,8 Millionen Liter Wasser an den E-Auto-Bauer vor.

Die Sorge besteht darin, dass selbst eine erfolgreiche Suche von Tesla nichts am Wassermangel der Region Spreeau und Fürstenwalde ändern würde. Vielmehr könnten die Aktionen von Tesla die Quantität und Qualität des vorhandenen Grundwassers negativ beeinflussen.

Der Naturschutzbund Umwelt drückte ebenfalls Sorge angesichts des Bestrebens von Tesla, selbst Grundwasserressourcen zu erschließen, aus. Dabei könne die Natur aufgrund der Wasserentnahmen leiden. Zudem werde dies die Trinkwasserversorgung für eine ganze Region gefährden. Die Umweltverbände haben bereits versichert, dass sie sich alle Planungen genau ansehen und juristische Schritte prüfen werden.

Am 13. Dezember sprach sich auch der Landrat des angrenzenden Landkreises Märkisch-Oderland gegen die Pumpversuche aus und rief die Landesregierung dazu auf, diese zu verbieten. „Es kann nicht sein, dass ein global agierender Großkonzern anfängt, in Brandenburg selbst nach Wasser zu suchen“, sagte Gernot Schmidt dem Tagesspiegel. Er sprach von einer Privatisierung durch die Hintertür, die sich bei einem wichtigen Thema wie Wasser verbiete.


Ausbau der Produktion in Brandenburg

Tesla bereitet derzeit die Ausbau der Produktion seiner Gigafactory in Grünheide vor. Dafür hat das US-Unternehmen bereits Ende Oktober 2022 mit der Rodung von 70 Hektar Kiefernwald begonnen. Es braucht um die 100 Hektar Fläche für die zusätzliche Bebauung. Schon jetzt liegt das Tesla-Areal zum Teil in einem Wasserschutzgebiet. Dennoch stimmte der Gemeinderat vergangene Woche für die Erweiterung, die das Unternehmen beantragt hat. Laut rbb rechnen Behörden damit, dass Tesla künftig mehr Wasser wiederverwendet.

Der brandenburgische Kiefernwald ist eine wichtige natürliche Ressource. Bildquelle: Mboesch, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Der brandenburgische Kiefernwald ist eine wichtige natürliche Ressource. Bildquelle: Mboesch, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Tesla in Brandenburg ohne eigenes Wasser

Derzeit arbeiten laut Angaben von Tesla etwa 7 000 Beschäftigte auf dem Tesla-Areal von 300 Hektar. Insgesamt strebt das Unternehmen 12 000 Mitarbeitende an diesem Standort an. So sollen bis zu 500 000 Elektrofahrzeuge pro Jahr entstehen.

Die Bürgerinitiative Grünheide setzt sich dafür ein, dass Tesla weder selbstständig Wasser fördert noch die Fabrik erweitert. Schätzungen gehen davon aus, dass das Tesla-Werk in Brandenburg in etwa so viel Wasser verbrauchen wird wie eine 40 000-Personen-Stadt. Diese sollen vor allem das Presswerk, die Lackiererei, die Batteriefertigung und die Löschwasservorräte versorgen. Ob die zusätzlich benötigte Wassermenge tatsächlich gefördert werden darf, muss ein Gericht entscheiden.

Auch das Brandenburger Umweltministerium sucht im Grünheider Ortsteil Hangelsberg nach möglichen Grundwasservorkommen. Dazu gibt es jedoch noch keine Ergebnisse.


Unruhe im Berliner Urstromtal

In Grünheide wohnen 9 000 Menschen, die seit dem Bau des europaweit ersten Autowerks von Elon Musk immer wieder in den Schlagzeilen sind. Die Gemeinde liegt im malerischen Berliner Urstromtal inmitten von Wäldern und Seen. Der Bau einer Autofabrik stört bereits viele Anwohnende, aber der Wassermangel bringt die Gemüter weiter zum Kochen. Geringer Wasserdruck, Rationierungen und fehlende Umweltprüfungen führen zur Sorge rund um die künftige Wasserversorgung. Wo Tesla in Brandenburg Wasser finden will, ist für viele eine wichtige Frage.

Kein Google in Neuenhagen

Die Gegend entlang der Spree rund um Grünheide gehört zu Deutschlands trockensten und wärmsten Regionen. Der Wassermangel schreckte bereits Google davon ab, sich in der nahe gelegenen Gemeinde Neuenhagen anzusiedeln. Nach Angaben des brandenburgischen Landkreises wollte das US-Tech-Unternehmen hier ein Rechenzentrum bauen. Dieses hätte einen jährlichen Wasserverbrauch von 1,4 Millionen Kubikmetern gehabt. Allerdings konnte der Wasserverband Strausberg-Erkner diese Wassermenge nicht bereitstellen, wodurch die Pläne platzten.

Lösungsvorschläge

Die strukturschwache Region ist jedoch davon abhängig, dass sich Unternehmen hier ansiedeln. Aktuell ist es jedoch nicht möglich, große Industriegebiete auszuweisen. Der Wassermangel macht somit dem wirtschaftlichen Wachstum einen Strich durch die Rechnung. Laut Deutschlandfunk Kultur gibt es Überlegungen zum Bau eines Wasserwerks in Oder-Nähe sowie zu einer Fernwasserleitung von der Ostsee. Andere Möglichkeiten, den Wassermangel in Grünheide zu entschärfen, könnte etwa die Injektion von Starkniederschlag in das Grundwasser sein. Auch die Wiederverwertung von Abwasser könnte Wasser in großen Mengen bereitstellen. Jedoch dauert es, bis derartige Ideen getestet und in die Tat umgesetzt werden. Und selbst wenn es gelingt, das Grundwasser in Grünheide zu vermehren, stellt sich die Frage, wer davon zuerst profitiert.

Übrigens: Mehr über die Kraft des Wassers lesen Sie hier.

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