Inzwischen dauern die Arbeiten am Hauptbahnhof der niederländischen Stadt Arnheim 20 Jahre an. Trotz laufender Bauarbeiten hat sich eine Nutzergruppe das Areal angeeignet, die der Planer als unberechenbar einschätzt und die oft keinen Raum findet: die Skater. Ein Erfolg für die verantwortlichen Landschaftsarchitekten von Bureau B+B. Aber woher kommt dieser?
Räume ohne Kaufzwang
Bilder: ©Hufton+Crow
Die Gestaltung des Bahnhof Arnheim geht aus einer inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Gemeinschaftsarbeit der Architekten UNStudio und den Landschaftsarchitekten von Bureau B+B hervor. Sie stellte die Planer vor diverse Herausforderungen. Allein topografisch: Der Bahnhof liegt am Hang des Veluwe-Massivs und die Planer mussten einen Höhenunterschied von 20 Metern überwinden. Dies gelang ihnen, indem sie eine subtile, sich stets verändernde Landschaft schufen. Die gefalteten, ondulierenden Natursteinflächen zeichnen größtenteils das darunterliegende Gelände nach, verknüpfen auf diese Weise Besucherströme und sorgen für einen fließenden Übergang zwischen den verschiedenen Höhenstufen.
Entwurfslücken als Möglichkeit der Aneignung
Bilder: Frank Hanswijk
Setzt man seine Reise nicht alsbald fort, kann man es sich auch auf den Holzbänken bequem machen, die sich in den ruhigen Ecken des Bahnhofsgeländes aus den Kanten der geneigten Natursteinflächen herausbilden. Kaufen muss man nichts, da in den Räumen außerhalb des Bahnhofs kein Kaufzwang besteht, um sich hinsetzen zu dürfen. Dies ist mitunter ein Grund, warum der Arnheimer Bahnhofsvorplatz so belebt ist. Und es ist wiederum eine Erklärung dafür, dass diese Menschen vor Ort tendenziell jenen Bevölkerungsgruppen angehören, die sonst oft aus dem öffentlichen Raum gedrängt werden – wie ältere Menschen, Jugendliche, Skater oder Obdachlose.
Der Arnheimer Bahnhof zeigt: Je weniger der Zweck eines öffentlichen Raumes definiert ist, umso mehr Möglichkeiten haben die Nutzer, ihre eigenen Ideen umzusetzen. Davon profitieren insbesondere die Bevölkerungsgruppen, die häufig bei der Planung öffentlicher Räume bewusst ausgeschlossen werden. Der Platzgestaltung kam es darüber hinaus zugute, dass man für die Umsetzung rund zwei Jahrzehnte brauchte. So konnten sich die tendenziell am Rand stehenden Nutzergruppen langfristig den Raum aneignen.
Aus dem Englischen übersetzt von Sigrid Ehrmann