05.02.2019

Projekt

In Slow Motion

indem sie eine subtile

Inzwischen dauern die Arbeiten am Hauptbahnhof der niederländischen Stadt Arnheim 20 Jahre an. Trotz laufender Bau­arbeiten hat sich eine Nutzergruppe das Areal angeeignet, die der Planer als unberechenbar einschätzt und die oft keinen Raum findet: die Skater. Ein Erfolg für die verantwort­lichen Landschafts­architekten von Bureau B+B. Aber woher kommt dieser?

Im Bahnhofsfoyer empfängt den Reisenden eine groß­flächige Fensterfront, die ihn auf den Bahnhofsvorplatz zieht.

Räume ohne Kaufzwang

Bilder: ©Hufton+Crow

Die Gestaltung des Bahnhof Arnheim geht aus einer inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Gemeinschaftsarbeit der Architekten UNStudio und den Landschaftsarchitekten von Bureau B+B hervor. Sie stellte die Planer vor diverse Heraus­forderungen. Allein topografisch: Der Bahnhof liegt am Hang des Veluwe-Massivs und die Planer mussten einen Höhenunterschied von 20 Metern ­überwinden. Dies gelang ihnen, indem sie eine subtile, sich stets verändernde Landschaft schufen. Die gefalteten, ondu­lierenden Natursteinflächen zeichnen größtenteils das darunterliegende Gelände nach, verknüpfen auf diese Weise Besucher­ströme und sorgen für einen fließenden Übergang zwischen den ­verschiedenen Höhenstufen. 

Der Bahnhof liegt am Hang des Veluwe-Massivs und die Planer mussten einen Höhenunterschied von 20 Metern ­überwinden. Dies gelang ihnen, indem sie eine subtile, sich stets verändernde Landschaft schufen.
Die gefalteten, ondu­lierenden Natursteinflächen sorgen für einen fließenden Übergang zwischen den ­verschiedenen Höhenstufen. Die Holzbänke formen sich aus den Kanten der geneigten Natursteinflächen heraus. Skater nutzen die Natursteinbänke für ihre Kunststücke.
Aussicht von dem "Stadtbalkon".

Entwurfslücken als Möglichkeit der Aneignung

Bilder: Frank Hanswijk

Setzt man seine Reise nicht alsbald fort, kann man es sich auch auf den Holzbänken bequem machen, die sich in den ruhigen Ecken des Bahnhofsgeländes aus den Kanten der geneigten Natursteinflächen herausbilden. Kaufen muss man nichts, da in den Räumen außerhalb des Bahnhofs kein Kaufzwang besteht, um sich hinsetzen zu dürfen. Dies ist mitunter ein Grund, warum der Arnheimer Bahnhofs­vorplatz so belebt ist. Und es ist wiederum eine Erklärung dafür, dass diese Menschen vor Ort tendenziell jenen Bevölkerungsgruppen angehören, die sonst oft aus dem öffent­lichen Raum gedrängt werden – wie ältere Menschen, Jugendliche, Skater oder Obdachlose. 

Der Arnheimer Bahnhof zeigt: Je weniger der Zweck eines öffentlichen Raumes definiert ist, umso mehr ­Möglichkeiten haben die Nutzer, ihre eigenen Ideen umzusetzen. Davon profitieren insbe­sondere die Bevölkerungsgruppen, die häufig bei der Planung öffentlicher Räume bewusst ausgeschlossen werden. Der Platzgestaltung kam es darüber hinaus zugute, dass man für die Umsetzung rund zwei Jahrzehnte brauchte. So konnten sich die tendenziell am Rand stehenden Nutzer­gruppen langfristig den Raum aneignen.

Neugierig geworden? Den gesamten Beitrag zum Bahnhof Arnheim finden Sie in der Februarausgabe 2019 der G+L. 

Aus dem Englischen übersetzt von Sigrid Ehrmann

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