28.08.2023

Wettbewerb

B448 Obertshausen: Wettbewerb entschieden

Isometrie mit urbaner und grüner Achse
So könnte der Kreuzungsbereich in Oberhausen zukünftig aussehen. Zeichnung: rethmeierschlaich architekten mit Rabe Landschaften

Nach mehr als 40 Jahren der räumlichen Trennung durch die Bundesstraße B448, lobte die Stadt Obertshausen im Juli 2022 einen Wettbewerb aus, um diesen Umstand zu lösen. Am Ende des Verfahrens konnten das Kölner Büro rethmeierschlaich architekten zusammen mit Rabe Landschaften aus Hamburg die Jury überzeugen. Mehr dazu hier. 


Obertshausen sucht innerstädtische Visionen 

Das hessische Dorf Obertshausen steht vor einer besonderen räumlichen Herausforderung. Mitten im Ort zerschneidet die vierspurige Bundesstraße B448 die Gemeinde. Nachdem im Jahre 1977 im Zuge der hessischen Gebietsreform die Ortsteile Hausen und Obertshausen zusammengelegt wurden, besteht diese außergewöhnliche Situation. Nach mehr als 40 Jahren der räumlichen Trennung lobte die Stadt im Juli 2022 einen Wettbewerb aus, um den Umstand zu lösen. Neben einer verbesserten Vernetzung stand auch die Innenverdichtung und Schaffung von neuem Wohnraum im Fokus. Denn Obertshausen liegt nur eine knapp halbstündige S-Bahnfahrt von Frankfurt am Main entfernt. Die Stadt zählt damit zum Einzugsgebiet der Initiative Großer Frankfurter Bogen. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, im 30-Minuten-Umkreis der Mainmetropole gegen den Siedlungsdruck in der Großstadt vorzugehen. Einerseits indem mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Andererseits indem wertvolle Erholungsflächen erhalten und vor Siedlungsflächenentwicklung geschützt werden.

Obertshausen ist eine der insgesamt 39 Kommunen, die sich an der Initiative beteiligen. Wälder, Wiesen und Auen, die als Aufenthaltsflächen fungieren, umgeben die Stadt. Folglich sah der Wettbewerb eine innerstädtische Entwicklung vor. Wo heute die B448 den Raum dominiert, erhoffen sich die Veranstalter*innen und Anwohner*innen nach jahrelanger Trennung die Entwicklung eines gemeinsamen Ortszentrums. In einer ersten Phase wurden dazu elf Beiträge eingereicht, von denen sich sechs für die Weiterbearbeitung in einer zweiten Phase qualifizierten. Am Ende des Verfahrens konnte das Kölner Büro rethmeierschlaich architekten zusammen mit Rabe Landschaften aus Hamburg die Jury überzeugen. Dabei setzten die Planer*innen sowohl auf urbane als auch grüne Qualitäten und inszenieren eine städtische und eine landschaftliche Achse. Der Entwurf ist in vier Phasen gegliedert, die sich an den Besitzverhältnissen der Parzellen orientieren.

Lageplan und Axonometrien die den Entwurf zeigen. Eine grüne Achse mit Wildpark kreuzt eine urbane Achse mit öffentlichen Nutzungen.
Waldpark und Urbane Klammer- Entwurf für Obertshausen von rethmeierschlaich architekten PartG mbB mit Rabe Landschaften. Zeichnung: rethmeierschlaich architekten PartG mbB mit Rabe Landschaften

Urbane und naturnahe Achse für Obertshausen

Grundsätzlich sieht das Konzept eine Neubesetzung der Kreuzung mit öffentlichen Nutzungen vor, wodurch ein gemeinsames urbanes Zentrum für die Ortsteile Hausen und Obertshausen entsteht. Damit dies gelingt, legt der Entwurf einige wesentliche Gestaltungsprinzipien fest. So setzen die Architekt*innen auf eine Bebauung mit kleinteiligem Gewerbe, sowie den Neubau einer Bibliothek als städtebauliche Raumkante des Platzes. Weiterhin schlagen sie einen multifunktionalen Marktplatz und einen „Platz des Spiels“, mitsamt einer Skateanlage vor. Neben dem urbanen Zentrum entsteht entlang der B448 ein naturnaher Korridor. Bestehende Waldstücke entlang der Straße werden zu einem verspringenden Waldpark ergänzt. Er übernimmt zukünftig ökologische Funktionen und bietet Retentionsflächen an. Gleichsam dient er als wohnungsnaher Erholungsort. Dazu sind Nutzungen wie Spielplätze, Pavillons und Aktivitätsräume an den Kreuzungspunkten in den Waldpark integriert. Weiterhin sind im nördlichen Teil des neuen Grünraumes Sport- und Spielplätze, aber auch Streuobstwiesen und Baumlehrpfade vorgesehen.

Details der Wohnbebauung in den verschiedenen Bereichen. Credits: rethmeierschlaich architekten PartG mbB mit Rabe Landschaften
Details der Wohnbebauung in den verschiedenen Bereichen. Zeichnung: rethmeierschlaich architekten PartG mbB mit Rabe Landschaften

Das Auto ist hier nur zu Gast

Die Bundesstraße selbst soll zur zweispurigen Stadtstraße zurückgebaut werden. Weiterhin sind zahlreichen Querungsmöglichkeiten für den Rad- und Fußverkehr vorgesehen. Zusätzlich schlägt der Entwurf einen Radschnellweg durch den Waldpark vor. Er soll anstelle der bisher dominierenden Straße zum Rückgrat der städtischen Infrastruktur werden. Die Verfasser*innen betonen für ihren Entwurf: „Das Auto ist hier nur zu Gast“. Dies gilt auch für das neue Wohnquartier, welches im Norden gegenüber des Waldstücks geplant ist. Dort erfolgt die Erschließung ebenfalls über eine Fahrradstraße. Motorisierter Verkehr ist hingegen nur als Einbahnverkehr vorgesehen. Stattdessen sollen Mobility Hubs in den Eingangsbereichen des Quartiers zum Umsteigen animieren. Im Süden ergänzen Stadthäuser den Gesamtentwurf.


Zukunft statt B448

Nach dem Wettbewerbsgewinn dient der 1. Preis von rethmeierschlaich architekten und Rabe Landschaften nun als Grundlage für die weitere städtebauliche Planung. Nun gilt es, Kritikpunkte des Preisgerichtes einzuarbeiten. Weiterhin empfahl die Jury, einen projektbezogenen Gestaltungsbeirat einzurichten. So könnte der Wettbewerbsentwurf in der Zukunft tatsächlich aus der heute trennenden Bundesstraße B448 einen qualitätsvolles und dichtes Stadtzentrum entstehen lassen.

Weiterlesen: Auch zur Siedlung Ludwigsfeld in München wurde ein Wettbewerb entschieden.

Scroll to Top