17.05.2023

Wettbewerb

Siedlung Ludwigsfeld: Wettbewerb zur Erweiterung entschieden

Quartiersplatz. Quelle: PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten Stadtplanern mbH; grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb
So soll der Quartiersplatz in der münchner Siedlung Ludwigsfeld aussehen. Quelle: PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten Stadtplanern mbH; grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Wohnraum ist in der bayerischen Landeshauptstadt bekanntermaßen Mangelware. Um die Lage zumindest im Nordwesten zu entspannen, sollen in der Siedlung Ludwigsfeld München etwa 1 800 bis 2 000 neue Wohnungen geschaffen werden. Hierzu wurde nun ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb entschieden. Der erste Preis ging an PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH, München in Zusammenarbeit mit grabner huber lipp Landschaftsarchitekten und Stadtplaner mbb, Freising. Den Gewinnerentwurf sehen Sie hier.


Ludwigsfeld München soll rücksichtsvoll wachsen

Die Siedlung Ludwigsfeld München liegt am Stadtrand im Bezirk Feldmoching-Hasenbergl. Sie ist umgeben von Feldern, aber auch Fabriken. Das rund zweiunddreißig Hektar große Planungsgebiet soll nun verantwortungsvoll nachverdichtet wie auch nach Osten und Süden erweitert werden. Neben den geplanten Wohnungen mit hohem Anteil an geförderten und bezahlbaren Einheiten ist die Versorgung mit sozialen Einrichtungen (Nachbarschaftstreff, Kindertagesstätten), Bildungs- und Sportinfrastruktur (Grundschule) sowie Nahversorgungsinfrastruktur zu verbessern. 

Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk äußert sich wie folgt zu der Entscheidung: „Der Entwurf von PALAIS MAI überzeugt mich durch zwei besondere Qualitäten: Einmal durch die schöne Freiraumvernetzung, die respektvoll mit dem Bestand umgeht, und zum anderen die neue räumliche Gestaltung des erweiterten Stadtquartiers, das hohe Wohnqualitäten verspricht. Die Identität des Ortes in seiner Lage am Grüngürtel und mit seiner Geschichte als Erinnerungsort wird in dem Konzept gewürdigt.“ Laut dem Vorsitzenden des Preisgerichts, Prof. Markus Allmann, hat der Entwurf „(…) eine in sich stimmige, aber auch rücksichtsvolle Stadt entwickelt (…)“. 

Lageplan. Quelle: PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten Stadtplanern mbH; grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Herausforderungen der Planungsaufgabe

  • Struktur

Der Entwurfssieger geht sensibel mit der bestehenden Identität der Siedlung um. Die Qualitäten von Ludwigsfeld München werden dementsprechend aufgegriffen und gestärkt. Das neue Planungsgebiet gliedert sich in überschaubare Einheiten. Hierdurch können die Bauabschnitte einzeln entwickelt werden. Das geschaffene Wohnungsangebot ist zugunsten einer ausgewogenen Bewohner*innenstruktur ausdifferenziert. 

Das Neubauquartier ist ein Ensemble aus sich in sich gedreht reihenden, im Mittel fünfgeschossigen Häusern mit freiräumlich offenen Passagen. Die Sportflächen sind im Norden zur Kulturlandschaft hin verortet. Südlich davon grenzt dann Grundschule und Kita an. An diesem Knotenpunkt werden zudem Standorte für Nahversorgung und Einzelhandel angeboten. Nach Süden nimmt die Wohnbebauung zu. 

  • Freiraum

Das Gewinnerteam schafft es, Bestand und Neues respektvoll zu verknüpfen und bestehende Freiraumqualitäten aufzugreifen. Es gelingt, den Baumbestand weitestgehend zu erhalten. Identitätsstiftende Freibereiche, wie die so genannte „Rollschuhplatte“, bleiben bestehen. Die heutigen Freiflächen werden zum gemeinschaftlich geteilten Grün mit den neuen Anwohner*innen. Als „Ringpark“ rahmen sie nun die Bestandssiedlung und bilden den Anknüpfungspunkt an das neue Ludwigsfeld München.

Die Dichte und bauliche Präsenz des Neubauquartiers ist im Vergleich zum Bestand deutlich erhöht. Der „Ringpark“ sorgt dabei für eine angemessene Distanz. Doch den starken Freiraumbezug der bestehenden Siedlung greift die Gebietserweiterung in nur reduzierter Weise auf.

Das Konzept sieht zudem zwei öffentliche Plätze vor. Beide sind Trittsteine in die Landschaft, zu den Wohnhöfen und zu dem „Ringpark“. Der sogenannte „Quartiersplatz“ spannt sich zwischen den öffentlichen Bausteinen auf. Über eine autofreie Gasse ist er nach Süden mit dem kleineren „Nachbarplatz“ verbunden. Hier befindet sich das Nachbarschaftszentrum und die künftige Straßenbahn-Haltestelle. Die an der Gasse und den Plätzen angrenzenden Erdgeschossnutzungen sind dabei vorwiegend öffentlich und gemeinschaftlich. Hier kritisch anzumerken ist jedoch der allgemein eher geringe Entsiegelungs- und Begrünungsgrad abseits des „Ringparks“.

Die Wohnhöfe öffnen sich an strategisch gesetzten Orten zueinander. Somit entsteht ein fließender Freiraum. Trotz der baulichen Dichte des neuen Ludwigsfeld München werden verschiedene Dimensionen – zwischen öffentlich zu privat wie auch zwischen dem Siedlungsinneren und der Umgebung – geschaffen.

Quartiersinnenbereich. Quelle: PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten Stadtplanern mbH; grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Weitere Aspekte

  • Klima

Ludwigsfeld München wird klimaangepasst weiterentwickelt. Die Baukörper sind kompakt. Es wird in die Höhe gebaut. Eine freudige Entwicklung ist, dass auf viele Tiefgeschossflächen verzichtet wird. Denn diese nicht-unterbauten Freiflächen sind dadurch für die Pflanzung von Großbäumen und für Regenwasserversickerung nutzbar. Auch führt die bauliche Dichte zur Verschattung des Quartiers an Hitzetagen. Der „Ringpark“ liefert Frischluftschneisen. Das neue Quartier kreiert hierfür Zuströme. Im jetzigen Entwurf sind die Dach- und Fassadenflächen aber momentan noch zu klein, um CO2-Neutralität zu erreichen. 

  • Mobilität

Das geplante Wegenetz orientiert sich am Bestand. Die Verbindungen in Ost-West-Richtung werden dementsprechend verlängert. Auch teils informelle Pfade werden aufgewertet und gefasst. Die attraktiv gestalteten, autofreien Gassen motivieren, Wege des täglichen Bedarfs fußläufig oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Das neue Ludwigsfeld München setzt stark auf eine künftige Anbindung an das ÖPNV Netz der Stadt. Hierfür wird eine Trasse für die Straßenbahn im Süden des Quartiers freigehalten. Parallel wird der MIV als Ringstraße am Siedlungsrand geführt und bietet zahlreiche Haltestellen.

Des Weiteren gibt es drei Mobilitätszentren. Dies sind zum einen Quartiersgaragen, welche die bestehenden Stellplatzdefizite ausgleichen und Platz für die Neubauten bieten. Zum anderen sollen hier Sharing-Angebote und Fahrradräume untergebracht werden. Die Mobilitätszentren sind als autonome Einheiten konzipiert und folglich rückbaubar.

Schwarz-Grün-Plan. Quelle: PALAIS MAI Gesellschaft von Architekten Stadtplanern mbH; grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Sehen Sie selbst

Die Wettbewerbsergebnisse können Sie zwischen den Oster- und Pfingstferien in der Siedlung Ludwigsfeld selbst besuchen (im Info-Laden am Onyxplatz 5, 80995 München).

Weiterlesen: Auch für das Urbanes Quartier um den Hauptgüterbahnhof in Braunschweig wurde ein Wettbewerb entschieden.

Scroll to Top