09.01.2024

Gesellschaft

Initiative „Bau-Stau auflösen – jetzt!“: Deutschland fehlt Wohnraum

Der Wohnungsneubau in Deutschland hinkt dem Ziel von 400 000 neuen Wohneinheiten pro Jahr deutlich hinterher. Bildquelle: Pixabay
Der Wohnungsneubau in Deutschland hinkt dem Ziel von 400 000 neuen Wohneinheiten pro Jahr deutlich hinterher. Bildquelle: Pixabay

Die Initiative „Bau-Stau auflösen jetzt!“ bemängelt den fehlenden Wohnungsneubau in Deutschland. Laut dem Zusammenschluss aus der Bauwirtschaft verfehlt die Regierung alle gesteckten Ziele, was drastische Folgen für die Bevölkerung habe. Mehr zu der Initiative hier.


Mittelständische Unternehmen wie Baustoffhersteller unterstützen die Aktion

Die CEOs führender Unternehmen der deutsche Bauwirtschaft haben sich in der Initiative „Bau-Stau auflösen – jetzt!“ zusammengeschlossen, um den mangelnden Wohnungsneubau in Deutschland anzugehen. Denn im europäischen Vergleich liegt der Neubau hierzulande auf dem letzten Platz mit einem prozentualen Rückgang von 32 Prozent zwischen 2021 und 2025. Somit verfehlt Deutschland seine Ziele für den Wohnungsneubau, was laut der Initiative aufgrund rasant steigender Mieten drastische Folgen für die Bevölkerung hat. „Bau-Stau auflösen – jetzt!“ fordert die Bundesländer dazu auf, ab 2024 die Grunderwerbsteuer auszusetzen, um die Baukosten zu senken. Viele mittelständische Unternehmen wie etwa Baustoffhersteller unterstützen die Aktion.


Drohender Zusammenbruch der Wohnungsbauwirtschaft?

In Deutschland sind jedes Jahr 400 000 neue Wohneinheiten nötig, um ausreichend Wohnraum zu bieten. Im Jahr 2023 werden jedoch nur 250 000 neue Wohnungen fertiggestellt werden und 2024 voraussichtlich unter 200 000, schätzt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Gründe dafür sind die hohen Zinsen sowie die hohen Baukosten. So summiert sich der Baurückstand oder Bau-Stau in Deutschland auf über 500 000 Wohnungen.

Bürokratische Hürden verschärfen die Lage oft noch. Baunebenkosten wie die Grunderwerb- und die Umsatzsteuer, energetische Auflagen und Anforderungen an Baustandards machen oft über ein Drittel der Baukosten aus. Und die komplexen, uneinheitlichen Bauvorschriften machen das Bauen immer schwieriger. Mit der Initiative „Bau-Stau auflösen – jetzt!“ rufen führende Bauunternehmen die Bundesländer auf, einen Beitrag zu leisten. Insbesondere das Aussetzen der Grunderwerbsteuer, die in manchen Ländern bei über sechs Prozent liegt, soll dabei helfen, die Kosten zu senken. Alternativ droht laut der Initiative ein Zusammenbruch der Wohnungsbauwirtschaft, was sich auch negativ auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt auswirken würde.

Die Initiative "Bau-Stau auflösen - jetzt!" fordert unter anderem, ab 2024 die Grunderwerbssteuer auszusetzen. Bildquelle: Pixabay
Die Initiative „Bau-Stau auflösen jetzt!“ fordert unter anderem, ab 2024 die Grunderwerbsteuer auszusetzen. Bildquelle: Pixabay

„Die 40 Millionen Quadratmeter fehlen genau dort, wo die Menschen hinwollen“

Sebastian Lopitz vom Planungsbüro Lopitz hat die Analyse zum Wohnraummangel in Deutschland für die Initiative durchgeführt. Im Interview erklärt der Stadtplaner und Wirtschaftsingenieur, dass der Wohnraummangel von der Region abhängt: „Laut unserer Analyse gibt es ungefähr 100 Kreise und kreisfreie Städte in Deutschland, wo es einen tatsächlichen, teils dramatischen Wohnraummangel gibt – die genannten 40 Millionen Quadratmeter. 60 Kreise und kreisfreie Städte haben größere Überhänge und 220 Städte und Regionen haben geringe Überhänge in Höhe der sogenannten Fluktuationsreserve (fünf Prozent und weniger). Diese beschreibt den Wohnungsleerstand, der nötig ist, damit Wohnungssuchende noch eine Auswahl an Wohnungen vorfinden. Wir sehen, dass die Bewohner*innen von Mietwohnungen alle sechs bis zehn Jahre umziehen, und dann sind diese 40 Millionen Quadratmeter, die fehlen, ein Problem. Denn sie fehlen genau dort, wo die Leute hinwollen, weil es Arbeitsplätze und Studienmöglichkeiten gibt.“


Initiative fordert zehn Maßnahmen

Die Bauministerkonferenz am 24. November 2023 hat das Aussetzen der Grunderwerbsteuer ab Januar 2024, wie von der Initiative gefordert, nicht beschlossen. Jedoch haben die Minister*innen die Dringlichkeit des Themas behandelt und schlagen mehr Bauen im Bestand vor. Außerdem drängen sie die Bundesregierung dazu, den Bauprozess zu vereinfachen, Bürokratie zu reduzieren und die Digitalisierung im Sektor auszubauen.

Neben der Pausierung der Grunderwerbsteuer fordert die Initiative auf hrer Webseite die folgenden Maßnahmen:

  • „Steuerliche Abschreibungen auch für Private“
  • „70 Milliarden Euro für den Neubau von Wohnungen mit Mietendeckel“
  • „Bauförderungen von Heizungsvorschriften trennen“
  • „Weltbester Energiestandard reicht“
  • „Bauzinsen senken mit einem Sonderkreditprogramm“
  • „Bestehende Flächen schneller bereitstellen“
  • „Sonderprogramm altersgerechter Umbau“
  • „Radikale Vereinheitlichung der Bauförderungen und Abbau bürokratischer Hürden“
  • „Radikale Vereinfachung der Baustandards für ganz Deutschland“

Auf ihrer Webseite stellt die Initiative „Bau-Stau auflösen – jetzt!“ Zahlen und Fakten rund um das Thema vor.

Weiterlesen: Das Klimaschutzgesetz beeinflusst auch die Baubranche. Kürzlich wurde die Regierung zu Sofortmaßnahmen verurteilt, um die Klimaziele zu erreichen. Mehr dazu hier.

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