08.09.2023

Gesellschaft

BiciBus: Fahrradverband für Kinder und Jugendliche

Der BiciBus stellt eine Alternative zum Elterntaxi dar. Bildquelle: BiciBus Deutschland
Der BiciBus stellt eine Alternative zum Elterntaxi dar. Bildquelle: BiciBus Deutschland

Nach einer Idee aus Spanien sollen nun auch in Deutschland Fahrradverbände dabei helfen, Schüler*innen sicher und umweltfreundlich zur Schule zu bringen. Das Radfahren im Verband von mindestens 16 Personen ist dafür der Schlüssel. Mehr über die BiciBus-Vision hier.


Radfahren von klein auf

Der Name BiciBus kommt zur Hälfte aus dem Spanischen (bici bedeutet Fahrrad) und zur Hälfte aus dem Deutschen. Denn Bus bezeichnet nach der Straßenverkehrsordnung auch einen definierten geschlossenen Verband von 16 oder mehr Radfahrenden. Entsprechend ist der BiciBus ein Verband aus Fahrrädern. Nach einem Vorbild aus Barcelona hat es sich die gleichnamige deutsche Organisation zur Aufgabe gemacht, Berufspendler*innen, Kinder und Jugendliche zu vereinbarten Zeiten auf ausgewählten Routen zum Radfahren zu animieren.

Damit will BiciBus Deutschland einen Beitrag zur Verkehrswende leisten, und zwar schon bei den Jüngsten. Denn frühes Radfahren, so BiciBus, ist die Grundlage dafür, dass man sich auch als erwachsene Person selbstverständlich mit dem Fahrrad fortbewegt. Statt mit dem Auto zur Schule zu fahren, was nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch ein Unfallrisiko darstellt, will BiciBus das Radfahren zur Schule und zum Kindergarten fördern.

In Madrid und Barcelona ist das bereits selbstverständlich: An mehreren Tagen in der Woche rollt dort der BiciBus mit jeweils Dutzenden von Kindern und Jugendlichen auf verschiedenen Routen. In Deutschland fehlen solche Initiativen größtenteils noch. Auch die Radfahrausbildung in der 4. Klasse ist nach Ansicht von BiciBus zu spät. Der Verein regt an, schon früh mit dem Radfahren zu beginnen.

Ein Verband aus mindestens 16 Radfahrenden darf eine ganze Spur besetzen und bietet Sicherheit für Kinder und Jugendliche. Bildquelle: BiciBus Deutschland
Ein Verband aus mindestens 16 Radfahrenden darf eine ganze Spur besetzen und bietet Sicherheit für Kinder und Jugendliche. Bildquelle: BiciBus Deutschland

Mindestens 1,5 Meter Abstand zu Radfahrenden

Laut Beobachtungen an Frankfurter Grundschulen, so BiciBus, können nur noch etwa 60 Prozent der Schüler*innen Rad fahren. Viele Schulen sprechen ein Radfahrverbot für Kinder aus, die noch keinen Fahrradführerschein haben. BiciBus will erreichen, dass Kinder schon viel früher mit dem Rad fahren und ganz selbstverständlich im Konvoi zur Schule fahren. Dabei betont die Organisation auch, dass Rad fahrende Kinder ein besonderes Schutzbedürfnis haben. Die gemeinsamen BiciBus-Fahrten sollen mehr Sicherheit bieten und den Kindern dabei helfen, räumliches Vorstellungsvermögen, Entfernungs- und Geschwindigkeitseinschätzung zu üben.

Die Novellierung der Straßenverkehrsordnung mit den neu definierten Abstandsregeln unterstützt diese Vision. Früher mussten Radfahrende äußerst rechts fahren und beim Überholen war nur ein „ausreichender“ Abstand gefragt. Jetzt gilt für Radfahrende Sicherheitsabstand von einem Meter zum Straßenrand und zu parkenden Fahrzeugen. Und Kraftfahrzeuge müssen beim Überholen innerorts mindestens 1,5 Meter Abstand zu Radfahrer*innen einhalten.

Neue Regelungen in der Straßenverkehrsordnung machen das Radfahren innerorts noch sicherer. Bildquelle: BiciBus Deutschland
Neue Regelungen in der Straßenverkehrsordnung machen das Radfahren innerorts noch sicherer. Bildquelle: BiciBus Deutschland

Der BiciBus als rollender Demonstrationszug

Der BiciBus, der immer aus mindestens 16 Personen besteht, ist laut deutschen Verkehrsregeln als zusammenhängendes Fahrzeug zu betrachten. Das Nebeneinanderfahren ist hier erwünscht, wodurch der BiciBus eine ganze Fahrspur der Straße einnehmen darf. Zum Überholen müssen Fahrzeuge mindestens die nächste Fahrspur nutzen. Die Kinder und Jugendlichen im Konvoi können und sollen von Erwachsenen begleitet werden, die den BiciBus-Verband absichern.

Idealerweise fahren die jüngeren Teilnehmenden in der rechten Reihe und die Erwachsenen in der linken Reihe. Eine Absicherung nach vorne und hinten ist ebenfalls möglich. Auf diese Weise ist das Fahren sicherer als auf dem Bürgersteig, wo parkende Fahrzeuge und Ausfahrten eine Gefahr darstellen. Da es sich um einen geschlossenen Verband mit Kindern und Erwachsenen handelt, ist der BiciBus auch für Kinder unter acht Jahren geeignet, die sonst nicht auf der Straße fahren dürfen. Und der gesetzliche Versicherungsschutz umfasst laut BiciBus auch den Weg zur Schule oder zur Kita.

Derzeit gibt es BiciBusse nicht nur in Spanien, sondern auch in Wien und Hamburg. Frankfurt am Main soll die nächste deutsche Großstadt werden, in der der zweirädrige, umweltfreundliche BiciBus mindestens einmal pro Woche unterwegs ist – als sichere Alternative zum Elterntaxi, aber auch als rollender Demonstrationszug.

Apropos Fahrrad: In Stuttgart ist ein innovativer Radschnellweg in luftiger Höhe geplant.

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