30.06.2022

Aktuelles

Campus Weihenstephan, studentische Entwürfe

Blick von Norden auf die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Blick von Norden auf die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Neue Ideen für den Freisinger Campus: Weihenstephan könnte der landschaftlich schönste Campus sein – so Udo Weilacher im Gespräch mit der SZ. Aktuell mangle es jedoch noch in Sachen Aufenthaltsqualität. Studierende haben sich nun drei Monate mit der Zukunft des Areals beschäftigt. Mehr dazu hier.

Wenn nun die heiße Zeit des Jahres naht, beginnt es in den Staudengärten und Wiesen am Weihenstephaner Berg zu blühen und zu summen. In den Frühlings- und Sommermonaten zeigt der grüne Campus seine besonderen Qualitäten. Beziehungsweise er könnte es. Denn das Potential ist im Hochschul-Areal der Stadt Freising bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.

Visionen als Diskussionsgrundlage

Am südwestlichen Rand gelegen, dominieren Parkplätze das Erscheinungsbild. Die Aufenthaltsqualität der Studierenden und Universitätsangestellten leidet darunter. Es gibt zwar einige lauschige Ecken, ein stimmiges Gesamtkonzept fehlt aber derzeit. Udo Weilacher, Professor für Landschaftsarchitektur und Transformation, bedauert die verschenkten Chancen vor Ort. Und hatte es den Studierenden im vergangenen Wintersemester deshalb zur Aufgabe gemacht, das Unigelände weiterzuentwickeln. Um so nicht nur dem universitätsinternen Publikum, sondern auch den Bürger*innen der Stadt einen qualitätsvollen Freiraum zu schenken. Bereits Ende Februar wurden die Ergebnisse des Semesterprojekts für den Campus Weihenstephan präsentiert. Die Visionen sollen in der Zukunft als Diskussionsgrundlage dienen.

Blick von Norden auf die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Foto: Didi43 via Wikimedia Commons, CC BY-SA

Freiflächengestaltung als elementarer Teil des Masterplans

Teil des städtischen Gefüges

Neben einem Masterplan für die Gebäude soll ein langfristiges Konzept für die Freiflächengestaltung entstehen. So schlägt es Astrid Lux-Endrich vor, die für das Immobilienmanagement der TU München verantwortlich ist. Die zehn präsentierten Arbeiten der Studierenden könnten dabei Anstöße bieten. Im Vordergrund steht bei fast allen Projekten ein nachhaltiger Umgang mit vorhandenen Flächen. Dies bedeutet, dass die bestehende Architektur nachverdichtet wird, statt das Areal in Richtung Westen über die Westtangente hinaus zu vergrößern. Weiterhin zeigen die Entwürfe, wie eine kluge Parkplatz-Strategie und eine Vernetzung der vorhandenen Grünflächen, die Aufenthaltsqualität deutlich steigern könnten. Die Freiflächen dienen dabei nicht allein der Freizeitnutzung. Sie sollen auch als Lern- und Studienorte für die angesiedelten Institute angenommen werden. Gleichzeitig sehen die Studierenden eine hohe Relevanz im Austausch mit der Stadt. Momentan relativ isoliert, soll der Campus Teil des städtischen Gefüges werden. Dazu schlagen sie ein erweitertes gastronomisches Angebot oder auch einen Supermarkt auf dem Gelände vor. 

Belebung des Campus Weihenstephan als Ziel

So könnte das Campus Areal zu einem Treffpunkt für alle Freisinger Bürger*innen werden. Darin liegt im Moment ein großes Defizit. Eine Umfrage mit gut 1 000 Personen – darunter auch etwas 50 Anwohner*innen – zeigt, dass das Universitätsgelände abseits des Hochschulbetriebs kaum genutzt wird. Am Abend und an den Wochenenden sind die Flächen meist ausgestorben. Nur vereinzelt verirren sich Spaziergänger*innen aufs Terrain. Diesem Zustand könnte das kürzlich eröffnete neue Servicegebäude „Lacanto“ am Rang entgegenwirken. Direkt an der Vöttinger Straße mit Blick über die grünen Rasenterrassen gelegen, bietet es eine Auswahl an regionalen und gesunden Speisen. Derzeit jedoch auch nur bis in die Nachmittagsstunden. Eine allgemein akzeptierte Umgestaltung des Campus Areals ist nicht unkompliziert. Auch weil gleich vier große Akteur*innen ein Mitsprachrecht bei der Entwicklung gebührt. Neben der Technischen Universität München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sind auch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und die Landesanstalt für Landwirtschaft am Standort präsent.

Sommerbepflanzung im Hofgarten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Foto: Burkhard Mücke via Wikimedia Commons, CC BY-SA)

Unkonventionelle Entwürfe für Campus Weihenstephan

Lob für die Entwürfe

Die Bedürfnisse aller Beteiligten zu vereinen und gleichzeitig einen gestalterisch stimmigen Masterplan auszuarbeiten, ist eine Herausforderung. Welcher sich die Studierenden jedoch ohne Scheuklappen stellten. In ihren Entwürfen ließen sie sich nicht von Bestimmungen oder Normen beschränken. Ein Entwurfsteam schlug unter dem Titel „Bildungs(T)raum trifft Lebensraum“ eine Symbiose aus Lebens- und Forschungsraum vor. Durch ein Freiraumnetz könnte sich das Gelände für Fußgänger*innen öffnen und so in das Bewusstsein der gesamten Freisinger Bevölkerung treten. In einem Freiluftsupermarkt an der Langen Point könnten Bürger*innen in einer Art Selbstversorgergarten mit Kiosk zusammenfinden. Auch eine weitere Arbeit mit dem charmanten Titel „An-Band-eln“ nutzt den Freiraum, um den Campus mit der Stadtmitte zu verknüpfen. Die Student*innen entwarfen Parkbänder, die neben der Ost-West-Richtung auch die Nord-Süd-Verknüpfung stärken und den Schafhof und den Walderlebnispfad angliedern. Insgesamt lobt Udo Weilacher die Entwürfe der jungen Freiraumplaner*innen. Sie hätten erkannt, dass der Campus eine wesentlichere Rolle spielen sollte.

In Zukunft der landschaftlich schönste Campus?

Weihenstephan „könnte der landschaftlich schönste Campus in Deutschland sein“, sagte Udo Weilacher über den Ort. Zukünftig müsse er nun sowohl im Freiraumgefüge der Stadt als auch in Bezug auf den Klimawandel seine Potentiale entfalten. Indem man ressourcenschonend mit der Landschaft umgehe und an geeigneter Stelle nachverdichte, sei dem Areal viel geholfen. Eine nicht immer einfache Abwägung, die aber in den Entscheidungsprozessen festgelegt werden müsse. Er sieht das Hochschulgelände als entscheidenden Baustein für das Lebensklima. Die Entwürfe der Studierenden wären ein guter Ausgangspunkt um auf Basis der unkonventionell gedachten Ideen, einen zukunftsweisenden Masterplan zu entwickeln.

Die HSWT feiert 2021 „50 Jahre Applied Sciences for Life“ und hat zu diesem Anlass ein begehbares Arboretum errichtet. Mehr zum Jubiläum der HSWT erfahren Sie hier.

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