Luigi Latini, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Fondazione Benetton Studi Ricerche, sagte: „Der Natur Park Südgelände steht für eine intensive Vermittlung von Natursinn, für Erinnerungskultur, Innovation und ästhetische Forschung. Seine Geschichte wird als Schlüssel zu einem umfassenderen Verständnis einer Stadt verstanden, die eine außergewöhnliche Beziehung zur Natur entwickelt hat und eine besondere Vorstellung von ‘urbaner Natur’ vermittelt.“
Der Natur Park Südgelände steht dabei auch für die ganze Stadtnatur in Berlin, weit über den Stadtteil Tempelhof-Schöneberg hinaus. Denn das Gelände ist Teil eines geschützten Biotopverbundes und Freiraumsystems, das über acht Kilometer lang als linearer Bereich von Norden nach Süden durch Berlin verläuft.
Das Parkgelände bietet viele Nutzungs- und Erholungsangebote. Es vernetzt stadthistorisch und -politisch wichtige Orte und dient zugleich als Wegeverbindung zu Fuß und mit dem Rad. Es liegt auf dem Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof, der 1952 stillgelegt wurde. Danach eroberte die Natur die Gleise und Bahnhofsflächen zurück. Bis heute sind hier die technischen Elemente des Bahnhofs, aber auch Umwelt und Kunst zu sehen. Die wilde Natur wird von einem Team aus Gärtner*innen sowie von Heidschnucken-Schafen gepflegt. Zum Areal gehört auch die knapp 5 000 Quadratmeter große Lokhalle mit Wasserturm und Brückenmeisterei. Sie wurde denkmalgerecht zu einem kulturellen Veranstaltungs- und Atelierstandort saniert.
Die Auszeichnung: Eine ausführliche Dokumentation des Parks
Der Carlo Scarpa Preis 2022 wurde mit der Begründung vergeben, das Südgelände stehe für „Natursinn, Erinnerungskultur, Innovation und ästhetische Forschung“. Kern der Auszeichnung ist eine wissenschaftliche Studie zur preisgekrönten Landschaft. Diese umfasst eine ausführliche Dokumentation zu Entwicklung und Geschichte des Ortes, fotografische und wissenschaftlich Essays, Interviews mit beteiligten Akteur*innen sowie einen Dokumentarfilm. Ab Mai 2022 werden die Dokumente in englischer Sprache von der Benetton Stiftung veröffentlicht.
Veranstaltungshinweis:
Den im Rahmen des Carlo Scarpa Preis produzierten Dokumentarfilm zeigt feldfünf in Berlin am 18. und 27. November. Anschließenden lädt feldfünf zum informellen Gespräch über den Film und die Berliner Stadtnatur mit dem Regisseur Davide Gambino und weiteren beteiligten Personen ein. Mehr zu der zweiteiligen Veranstaltungsreihe erfahren Sie hier: Filmscreening Carlo Scarpa Preis.
Das Filmscreening bei feldfünf ist Teil einer zweiteiligen Veranstaltungsreihe des Internationalen Carlo Scarpa Preis für den Garten, der erste Teil findet im Italienischen Kulturinstitut Berlin statt.
In ihrer Begründung zum Carlo Scarpa Preis 2022 schreibt die Stiftung: „[…] wegen der immer dringlicheren Notwendigkeit, Orte als Ergebnis gemeinsamer Erfahrung und Stätte der Begegnung von Wissen und Zuhören zu sehen, positioniert zwischen sozialem Umfeld und kultureller Debatte, hat der wissenschaftliche Beirat der Fondazione Benetton Studi Ricerche beschlossen, das Carlo-Scarpa-Siegel drei Persönlichkeiten zu übergeben, die den Geist dieser gemeinsamen Erfahrung vermitteln: der Landschaftsplanerin Rita Suhrhoff (Grün Berlin, verantwortlich für den Park), dem Bildhauer Klaus Duschat (Odious) und dem Ökologen und Landschaftsplaner Ingo Kowarik. In ihren Händen ist der Preis Ausdruck der Verbundenheit und Anerkennung all derjenigen, die mit ihrer Arbeit zeigen, wie notwendig es ist, eine bewusste Beziehung zur Erde zu entwickeln, und die ihr leidenschaftliches Streben nach Wissen verbunden mit dem unermüdlichen Wunsch, sich bei der Gestaltung von Landschaften höchsten ästhetischen, ethischen und ökologischen Ansprüchen zu stellen, unter Beweis stellen.“