29.03.2018

Gesellschaft

Geteilte Straßen in San José

um an die Unfallopfer auf den Straßen zu gedenken.

Costa Rica erlebt gegenwärtig einen Straßenkrieg. Seit mehreren Jahren fordern Radfahrerverbände neue Gesetze und den Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur. Grund sind die hohen Gefahren, denen Radfahrer auf den Straßen des Landes ausgesetzt sind, und die Frustration über ausbleibende Verbesserungen.

Kunstinstallation in San José: Über 3 000 Radfahrer formten das Logo der Aktion, um an die Unfallopfer auf den Straßen zu gedenken.
Der Hashtag COMPARTÌ (auf Deutsch: Teilt) ruft Autofahrer auf, Straßen, Plätze und urbanen Raum mit Radfahrern zu teilen.
Die Räder des Fahrradsymbols waren stetig in Bewegung.

Aufruf zum Teilen: compartí!

Im vergangenen Jahr starben in San José 39 Fahrradfahrer bei Unfällen mit Autos. Bei einem besonders verheerenden Unfall im Januar 2017 wurden drei Radfahrer einer vierköpfigen Gruppe von einem mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Wagen getötet und ein vierter schwer verletzt. Als Zeichen ihrer Betroffenheit versammelten sich wenige Tage später 7000 Fahrradfahrer, radelten vom Parque La Sabana bis zum Unfallort und formten mit 1500 Radfahrern das Wort RESPETO, um auf die Rechte von Radfahrern aufmerksam zu machen (siehe auch Garten + Landschaft 04/2017). Die Aktion weckte sogar die Aufmerksamkeit des Verkehrsministers, der darauf hin ein neues Programm zum Radverkehr in Costa Rica entwickeln wollte. Er ließ zwar eine 13 Kilometer lange Radstraße bauen, aber mehr ist seitdem nicht passiert.

 

Aus diesem Grund rief die Radfahrerorganisation Aconvivir Ende Januar 2018 zu einer zweiten künstlerischen Intervention auf. Deren Ziel war es, erneut Radfahrern in San José Anerkennung zu bezeugen und der Unfallopfer ein weiteres Mal zu gedenken. Dazu formten die Teilnehmer auf einer Fläche von 100 x 100 Metern ein stilisiertes Auto über dem Hashtag #COMPARTÍ (Spanisch für „Teile!“), das sich in mehreren Schritten in ein Fahrradsymbol verwandelte. Die Botschaft war klar: Teile die Straße und den städtischen Raum mit den Radfahrern. An der Intervention, die von oben fotografiert und sich binnen Minuten im Internet verbreitete, nahmen 3 000 Radfahrer teil.

Die Organisatoren hoffen, dass die Aktion dieses Mal nicht nur die Aufmerksamkeit der Radler, sondern aller Verkehrsteilnehmer erregt. Denn für die Vision der Gruppe Aconvivir sind alle verantwortlich: Die Todesfälle sollen nicht nur sinken, sondern sich mehr Menschen trauen, mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Schule zu fahren.

Der Artikel ist ein Auszug aus unserem neuen Heft Garten+Landschaft 4/2018 zum Thema Zuzug.

Übersetzt aus dem Englischen von Michael Wachholz.

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