21.10.2022

Projekt

Coop: Genossenschaft baut Stammquartier in Kiel

In Kiel-Gaarden realisiert die Genossenschaft coop eG ein Herzensprojekt: das „coop Stammhaus Quartier“
In Kiel-Gaarden realisiert die Genossenschaft coop eG ein Herzensprojekt: das „coop Stammhaus Quartier“. Foto: coop eG

Einst eine Genossenschaft aus Supermärkten, heute ein Immobilienriese: Mit einem Stammquartier in Kiel will die coop eG Historie und aktuelle Firmenentwicklung vereinen. Alles über das Millionenprojekt erfahren sie hier.

Die coop eG mit Sitz in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel war einst eine der größten Konsumgenossenschaften Deutschlands, bis sie im Jahr 2016 den Betrieb ihrer eigenen Supermärkte einstellte. In ihrem Besitz waren unter anderem so bekannte Markennnamen wie „sky“, die im Norden bekannte Kette „Unser Norden“ und „Rewe“. Doch das ist jetzt Geschichte: Mit dem Verkauf der letzten Anteile ihres ehemaligen Kerngeschäfts im Jahr 2019 an die Rewe-Group wechselte die Genossenschaft endgültig die Branche. Heute ist der Schwerpunkt der eingetragenen, eigenständigen Genossenschaft das Geschäft mit gewerblichen und Wohnungsimmobilien.

Was coop eG in Kiel plant

Mit seinem neuen Großprojekt kehrt coop räumlich an seine Anfänge zurück: Im Kieler Stadtteil Kiel-Gaarden entsteht ein „coop-Stammhaus-Quartier“. Die 25 Mitarbeiter*innen sollen in die vierte Etage ziehen. Das Gelände am Theodor-Heuss-Ring in Kiel ist darüber hinaus selbst ein riesiges Immobilienprojekt mit Anspruch an Nachhaltigkeit für Umwelt und Stadtgesellschaft. Auf dem etwa 14 000 quadratmetergroßen Grundstück sollen neben Büro- und Gewerbeflächen auch Wohn- und Aufenthaltsorte für mehrere Generationen entstehen. Ein großer Anteil der geplanten Wohnungen ist für Menschen, die auf Betreuung angewiesen sind, vorgesehen. Klimafreundlich umgesetzt, positiv für das Stadtklima und erschwinglich, so ist der Plan, der bis zum ersten Quartal 2023 verwirklicht werden soll. Was die Genossenschaft in Kiel genau plant:

  • Rund 100 Mietwohnungen: Es soll bezahlbarer Wohnraum in Kiel entstehen.
  • Von den rund 100 Wohnungen sind ungefähr 70 für ältere Menschen mit Betreuungswunsch vorgesehen. Davon sollen 15 Einheiten weitere inklusive Wohnformen berücksichtigen.
  • eine Kindertagesstätte mit Platz für zwei Krippengruppen und eine Elementargruppe
  • 80 Stellplätze für Mietende der Büro- und Gewerbeflächen sowie Kund*innen und Besucher*innen dieser Flächen mit Möglichkeiten zum Laden von Elektro-Fahrzeugen
  • Tiefgarage mit circa 150 Stellplätzen
  • Carsharing-Plätze als Alternative zum eigenen Auto für jede Partei
  • Für die Nahversorgung solle ein Rewe-Supermarkt mit 2 500 Quadratmetern Verkaufsfläche im Boden versenkt werden, sagte ein Mitglied des Vorstandes gegenüber dem Online-Portal kiel-aktuell.
Die coop eG war ursprünglich im Besitz zahlreicher Supermarktketten. Heute ist die Genossenschaft ein Immobilienriese.
Die coop eG war ursprünglich im Besitz zahlreicher Supermarktketten. Heute ist die Genossenschaft ein Immobilienriese. Logo: AKVK1899 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0

„Dächer, Fassaden und Garagen sollen so grün wie möglich werden“

Über den genauen Umfang öffentlich geförderter Wohnungen stehe die Genossenschaft noch in Gesprächen mit der Stadt, so die Sophie Charlotte Schneider, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Möglichkeiten der Nutzung von Parkplätzen für Anwohnende der umliegenden Häuser werden derzeit noch geprüft. Investieren will die Genossenschaft in dieses Projekt insgesamt 65 Millionen Euro.

Das Bauvorhaben berücksichtigt laut coop auch die Ziele des „Kieler Energie- und Klimaschutzkonzeptes“, um zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beizutragen. „Als Konsumgenossenschaft ist uns die stadteilnahe Versorgung sowie das Schaffen von bezahlbarem, nachhaltigem Wohnraum und Arbeitsmöglichkeiten wichtig“, so Gregor Bunde, Vorstandsmitglied der coop auf der Webseite der Genossenschaft. „Dabei achten wir auf wenig versiegelte Flächen, in dem wir zum Beispiel Grünstreifen an den Straßen ergänzen. Das ist besonders für das Mikroklima wichtig. Auch Dächer, Fassaden und Garagen sollen so grün wie möglich werden.“ Mit diesen Flächen solle darüber hinaus der Schall der umliegenden Straßen eingedämmt werden. Als Lärmschutz sollen unter anderem die Loggien verglast werden. Wohnräume, Außenplätze sowie Terrassen sollen zu den begrünten Innenhöfen hin angeordnet werden. Ein verglaster Eckturm wird zudem das Gebäude optisch hervorheben.

Vom Lebensmittelhandel zur Immobiliengenossenschaft

Eigentümer des Grundstücks ist die coop eG bereits seit 1902. Zwischen 1902 und 1973 befand sich in dieser Lage nämlich schon einmal das Stammhaus der Genossenschaft, die 1899 unter dem Namen „Allgemeiner Konsumverein für Kiel und Umgegend“ gegründet wurde. Allerdings hatte sie das Grundstück auf Grund einer Erweiterung des Bundesstraßenrings Theodor-Heuss-Ringes und benötigter, erweiterter Lagerfläche in den 1970er-Jahren verlassen. In der neueren Geschichte der ehemals größten Konsumgenossenschaft Deutschlands befanden sich in ihrem Besitz die Supermarktketten Sky, Rewe und Wandmaker sowie die Baumarktkette plaza und der Nahversorger Topkauf. Auch der dänische Rewe „Din butik“ und der schwedische Rewe „Stormarknad“ gehörten dazu.

Den Lebensmitteleinzelhandel hat die Genossenschaft inzwischen komplett an Rewe verkauft, den Baumarkt an Hagebau. Mit Rewe ist die Genossenschaft aber weiterhin insofern verknüpft, dass sie 32 ihrer insgesamt 42 Immobilien langfristig an die Rewe-Group vermietet. 90 Prozent des Umsatzes gewinnt die Genossenschaft heute aus Immobilien. Die übrigen zehn Prozent gewinnt die Genossenschaft durch Vermögensverwaltung. Nicht zu verwechseln ist die coop eg mit Supermarkt-Genossenschaften in anderen europäischen Ländern wie in Skandinavien oder Frankreich. Genossenschaften unter dem Namen coop hatten sich im 19. Jahrhundert viele gebildet, geschäftlich haben sie heute nichts mehr miteinander zu tun.

Zurück zu den Wurzeln der Genossenschaft coop

Mit dem Bau des Großprojektes für Gewerbe, Wohnungen und einen Supermarkt verbindet die Genossenschaft Elemente ihrer Firmengeschichte. Mit dem Standort im Stadtteil Kiel-Gaarden geht sie darüber hinaus zurück an ihre Wurzeln.

„Als Kieler Urgestein ist es ein Herzensprojekt, unsere Büroräume wieder dort aufzubauen, wo wir einst groß geworden sind“, sagt Norman Boje, Vorstandsmitglied der coop. „Wir spüren eine starke Verbundenheit zur Stadt Kiel, weshalb wir weit mehr als eine neue, alte Heimat für unser 25 Frauen und Männer starkes Team bauen. Wir schaffen mit dem ‚coop Stammhaus Quartier‘ vielfältige und wegweisende Chancen für den gesamten Stadtteil Kiel-Gaarden.“

Ebenfalls interessant: Spacemaker, ein Unternehmen von Autodesk, entwickelte ein intuitiv zu bedienendes Tool für die Analyse von Mikroklima.

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