30.11.2021

Aktuelles

COP26 Glasgow – ein Überblick

Die Delegierten des politischen Events COP 26 in Glasgow
Foto: UNclimatechange CC BY-NC-SA 2.0

„Geld, Kohle, Autos und Bäume“ – so lautete das offizielle Mantra der jüngsten UN-Klimakonferenz, der COP26 in Glasgow. Zwischen dem 1. und 13. November 2021 versammelten sich mehr als 35 000 Delegierte aus aller Welt in Glasgow. Nach vielen Diskussionen und sogar einigen Tränen einigten sich die Beteiligten auf einen Klimapakt. Was die Vereinbarung für Stadtplaner*innen und Architekt*innen bedeutet, lesen Sie hier.

Die jährlichen COP-Konferenzen sind ein diplomatisches Mega-Event. Bei der diesjährigen COP26 in Glasgow waren logistische Schwierigkeiten und schlechtes Wetter nicht die großen Herausforderungen – angesichts der Tatsache, dass viele Delegierte eine Einigung anzweifelten. Die COP ist die einzige globale Konferenz, bei der die reichsten und ärmsten Länder an einem Tisch sitzen. Während die einen für den Großteil des CO2-Ausstoßes verantwortlich sind, leiden die anderen am meisten unter den Klimafolgen. Um dem entgegenzuwirken, müssen sich die Länder auf Maßnahmen einigen. Das scheint allerdings nicht so einfach.

Die Delegierten des politischen Events COP 26 in Glasgow
Die Delegierten des politischen Events COP26 in Glasgow, Foto: UNclimatechange CC BY-NC-SA 2.0

Finanzielles

Auch wenn abschließend eine Einigung möglich war, wird sie das Ziel des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr 2015 eher nicht erreichen. Mit der COP26 in Glasgow gelang es also nicht, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen.

Einer der großen Erfolge der COP26 war die Einigung auf das Konzept Nationally Determined Contributions (NDCs). Damit verpflichten sich die Länder Klimaschutzziele zu definieren, die jährlich überprüft und aktualisiert werden. Bei einer Nichteinhaltung der Ziele müssen sich die Länder gegebenenfalls rechtfertigen. Bei anderen Themen lieferte die COP26 in Glasgow gemischte Ergebnisse:

Die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen sowie Klimanpassungen war eines der schwierigsten Themen auf der COP26 in Glasgow. Am Ende einigten sich die Länder lediglich auf „den Dialog fortzusetzen.“ Dies dürfte besonders für Inselstaaten und andere Länder mit einer hohen Biodiversität verheerend sein, da sie besonders von Klimaschäden betroffen sind. Wer für die Verluste aufkommt, bleibt auch nach der COP26 ungeklärt.

Um die Erderwärmung einzudämmen, müssen Investitionen in Billionenhöhe getätigt werden. Die Länder für die Ausgaben im Rahmen einer Klimakonferenz zu verpflichten ist schwierig. Aus diesem Grund setzt man eher auf öffentlich-private Investitionen. Expert*innen sagen voraus, dass grüne Unternehmen die Gewinner der Klimakrise sein werden.

Präsident der Klima-Konferenz 2021: Alok Sharma, Foto: UNclimatechange CC BY-NC-SA 2.0

Kohle

Die letzten Minuten der COP26-Verhandlungen erwiesen sich als die nervenaufreibendsten. Gemeinsam schafften es China und Indien, die Formulierung von „Ausstieg aus der Kohle“ zu verwässern. In dem Papier einigte man sich schließlich auf „eine Reduzierung der Kohle.“ Das ist zwar immer noch mehr als jedes andere Klimaabkommen jemals zum Thema Kohle enthielt, aber nicht genug.

Gleichzeitig ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass es keine globale Klimabehörde gibt. Selbst wenn die COP26-Verhandlungen zu Verpflichtungen zum Ausstieg aus der Kohle geführt hätten, fehlt es an einer Rechenschaftspflicht für Maßnahmen auf lokaler Ebene. Prozesse, wie der Ausstieg aus der Kohle, finden in der Regel von unten nach oben auf nationaler oder sogar regionaler Ebene statt. Außerdem hat der Klimapakt von Glasgow zumindest die Finanzierung von Kohle erschwert, was wiederum den Ausstieg aus der Kohle wesentlich erleichtern wird.

Autos

Sowohl Privatfahrzeuge als auch Lastkraftwagen sind für eine schwindelerregende Menge an CO2-Emissionen verantwortlich. Die Verhandlungsführer*innen konnten jedoch die großen Automobilhersteller*innen nicht überzeugen, die Produktion von Verbrennungsmotoren in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten einzustellen. Viele Autokonzerne waren der Konferenz ferngeblieben, was sich als ein tiefes Desinteresse an umweltfreundlichen Alternativen zu Benzinautos deuten lässt.

Die Forderung „Einhaltung des 1,5 Grad Ziels“ auf der COP26 in Glasgow, Foto: UNclimatechange CC BY-NC-SA 2.0

Bäume

Einer der Erfolge der COP26-Konferenz war ein Abkommen zur Entwaldung, das sogar Länder unterzeichneten, die für große Teile der Abholzung verantwortlich sind, wie zum Beispiel Brasilien. Auch hier handelt es sich nicht um ein verbindliches Abkommen, aber die Verpflichtung des Stopps bis 2030 stellt einen gewissen Fortschritt dar.

Was bedeutet das für Architekt*innen und Planer*innen?

Das Versäumnis der internationalen Gemeinschaft, sich auf ehrgeizige Ziele, Finanzierung und Haftung zu verpflichten, bedeutet nicht, dass die globale Erwärmung nicht unter 1,5 oder 2 Grad gehalten werden kann. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn die Länder sich nicht engagieren, müssen die Öffentlichkeit und private Unternehmen ihren Teil dazu beitragen. Der Druck von Wähler*innen und Verbraucher*innen ist eines der wirksamsten Instrumente, um Verantwortlichkeit und echte Veränderungen zu schaffen. Außerdem ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern, wie er auf der COP26 stattfand, bereits wichtig.

Lokale Politiker*innen und Planer*innen spielen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Klimagerechtigkeit, Foto: UNclimatechange CC BY-NC-SA 2.0

Da etwa 75 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen auf Städte und 40 Prozent auf den Bausektor entfallen, kommen den Planer*innen eine besonders wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels zu. Hier sind einige Maßnahmen, die Kommunalpolitiker*innen, Architekt*innen und Planer*innen umsetzen können.

Maßnahmen:

Ein Beispiel für Klimaschutzmaßnahmen auf lokaler Ebene ist das Superilla-Projekt in Barcelona. Die Stadt gewinnt eine Million Quadratmeter öffentlichen Raum durch die Umwidmung ehemaliger Autoflächen. Freitags gibt es im Zentrum Barcelonas keinen Verkehr, und die Superilla-Superblöcke fördern die Begehbarkeit und den städtischen Grünraum. Es handelt sich um eine kosteneffiziente, skalierbare und von unten nach oben angelegte Lösung. Sie wird wesentlich zu einem nachhaltigeren Stadtbild führen.

Letztendlich liegt das Ziel, die globale Erwärmung unter einer bestimmten Gradzahl zu halten, nicht nur in der Verantwortung von Diplomat*innen, die sich zu Veranstaltungen, wie der COP26, treffen. Es liegt an den Städten und allen, die in Städten leben und arbeiten, Druck auf die Verantwortlichen auszuüben und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Die COP im nächsten Jahr wird in Ägypten stattfinden. Wir sollten uns daran erinnern, dass wir nicht bis Ende 2022 warten müssen, um einen Wandel herbeizuführen.

Klimawandel: Was passiert im Worst-Case-Szenario? W-LAB hat mithilfe einer Computersimulation eine Idee entworfen, die zeigt, wie wir infolge des veränderten Klimas eines Tages wohnen könnten.

Scroll to Top