22.11.2022

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COP27 – Ergebnis und Durchbruch

Die COP27 im November 2022. Bildquelle: UNFCCC via Flickr, CC BY-NC-SA 2.0
Die COP27 im November 2022. Bildquelle: UNFCCC via Flickr, CC BY-NC-SA 2.0

Nach einer Verlängerung endete die globale Klimakonferenz COP27 in Sharm El-Sheikh am 20. November in den Morgenstunden. Einen großen Durchbruch gab es, aber insgesamt ist das Ergebnis eher enttäuschend. Lesen Sie hier alles Wichtige zur COP.

Das Klimaabkommen von Sharm El-Sheikh

Es ist inzwischen schon üblich, dass Klimakonferenzen in Überstunden enden. Die oft zähen, komplexen Verhandlungen brauchten auch in diesem Jahr etwas mehr Zeit als geplant. In den Morgenstunden des 20. November 2022 war es so weit und das erwartete Klimaabkommen wurde von knapp 200 Ländern angenommen.

Der Cop27 Durchbruch

Die Erwartungen an die COP27 waren nicht allzu hoch, obwohl durch die Folgen des Klimawandels sowie der Inflation und des Ukrainekriegs 2022 besonders viel auf dem Spiel stand. Ein Durchbruch gelang trotz langer Zweifel: Die Unterstützung für Opfer des Klimawandels wurde offiziell beschlossen. Diese finanziellen Leistungen, die Klimaschäden beseitigen sollen, sind als „loss and damage“ bekannt. Das beste Beispiel für die Notwendigkeit derartiger finanzieller Mittel sind die verheerenden Fluten in Pakistan. Hier ist Klimagerechtigkeit gefragt: Diejenigen, die am meisten verantwortlich sind für die drastischen Folgen des Klimawandels, sind in der Pflicht, den oft wenig emittierenden und stark betroffenen Ländern Ausgleichszahlungen zu machen.

Nach langem Ringen und viel Druck durch die G77-Gruppe, zu der über 130 ärmere Länder gehören, wurde eine Einigung erzielt. Die EU war dabei federführend. Allerdings verlangte sie, dass die finanzielle Last des Klimaschäden-Fonds nicht allein auf reichere Länder fallen dürfte. Details dazu, wer wie viel bezahlt, sollen bis zur COP28 im Jahr 2023 beschlossen werden.

Übrigens: Unseren Beitrag zu den Erwartungen an die COP27 finden Sie hier.

Fossile Brennstoffe

Bei der COP26 letztes Jahr in Glasgow ging es unter anderem um fossile Brennstoffe und insbesondere um Kohle. Es gelang zum ersten Mal, die Reduktion der Abhängigkeit von Kohle in ein internationales Klimaabkommen aufzunehmen. In diesem Jahr gab es einen Entwurf, der verlangte, alle Arten von fossilen Brennstoffen auslaufen zu lassen. Dies wurde jedoch verworfen.

Und damit nicht genug: Repräsentant*innen von großen Öl- und Gasunternehmen waren in großer Zahl auf der COP27 vorhanden. Der Ausstellungsbereich war teilweise dominiert von Unternehmen, deren Ziele in genauem Gegensatz zu den Inhalten der COP27-Verhandlungen standen. Die ägyptischen Gastgeber verhandelten sogar neue Gas-Verträge während der Konferenz.

Als Ergebnis betont das Abschlussdokument zwar, dass erneuerbare Energien gefördert werden sollen; aber es enthält auch Verweise auf „low-emission energy“. Dies bezieht sich zum Beispiel auf Gas, das als fossiler Brennstoff weniger Emissionen erzeugt als Kohle. Zudem bietet der vage Begriff auch Schlupflöcher für die Nutzung anderer fossiler Brennstoffe, deren Emissionen durch Mechanismen für CO2-Abscheidung und -Speicherung verrechnet werden können.

Umweltaktivismus während COP27. Bildquelle: UNFCCC via Flickr, CC BY-NC-SA 2.0
Umwelt-NGOs bei der COP27. Bildquelle: UNFCCC via Flickr, CC BY-NC-SA 2.0

1,5 Grad bei der COP27

Das berühmte Ziel des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr 2015, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, ist auch in der COP27 Abschlusserklärung von Sharm El-Sheikh zu finden. Dabei wiederholt der Text die Angaben aus dem Glasgow-Pakt von 2021, die Erderwärmung begrenzen zu wollen. Jedoch geht das Abkommen nicht weiter in die Tiefe als „The 1.5C target requires rapid, deep and sustained reductions in global greenhouse gas emissions reducing global net greenhouse gas emissions by 43% by 2030 relative to the 2019 level“.

Letztes Jahr in Glasgow wurde beschlossen, Klimaschutzmaßnahmen in einem Mitigation Programme deutlich ambitionierter anzugehen. Auch hier wehrten sich viele reiche Länder dagegen, Verpflichtungen einzugehen. Sie beharrten darauf, Klimaschutzmaßnahmen optional und entsprechend der nationalen Gegebenheiten zu gestalten. Bis 2026 soll jährlich weiter diskutiert werden.

Finanzierung

Die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, hat eine eindrucksvolle Rede in Sharm El-Sheikh gehalten. Darin sprach sie vom Verlust von Menschenleben, von Lebensgrundlagen und von Würde. Sie schlug unter anderem die „Bridgetown Agenda“ vor, um endlich Fortschritte bei der Finanzierung von grünen, resilienten Investitionen zu machen. Diese Agenda schlägt vor, das internationale Finanzierungssystem zu reformieren. Denn laut Schätzungen der International Energy Agency sind bis 2030 jedes Jahr 4 Trillionen US-Dollar nötig. Nur so kann es gelingen, bis 2030 ausreichend in erneuerbare Energien zu investieren, um bis zum Jahr 2050 die Netto-Null zu erreichen.

Internationale Entwicklungsbanken wie die Weltbank sind hier gefragt, um Klimafinanzierung zu erhöhen und einfacher zugänglich zu machen. Dies wurde auch beim zeitgleich stattfindenden G20-Gipfel von empfohlen, bei dem unter anderem Deutschland und die USA eine Reform der Weltbank befürworteten. Der Vorschlag fand allerdings keinen Eingang in die COP27-Abschlusserklärung. Im Frühjahr soll er bei Treffen von IMF und Weltbank weiter diskutiert werden.

Vor der COP ist nach der COP

Die nächste COP wird Ende 2023 in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Spätestens dann sollen Länder ihre angepassten Nationally Determined Contributions (NDCs) vorlegen. Zudem hat die EU versprochen, bis dahin Details zum geplanten finanziellen Schutzschirm für Klimaschäden zu entwickeln und eine genaue Zahl zu den zur Verfügung stehenden Mitteln zu veröffentlichen. Unter der Leitung eines Landes, dessen Wirtschaft zu 30 Prozent aus Öl besteht, ist auch im Jahr 2023 keine offizielle Abkehr von fossilen Brennstoffen bei der COP zu erwarten.

Die Enttäuschung rund um die COP27 ist groß. Zugleich wächst damit aber das Bewusstsein, dass Klimapolitik auch auf vielen anderen Bühnen passiert. Die Zivilgesellschaft hat die Klimakonferenz jedes Jahr genauer im Blick und fordert in der Zwischenzeit von Regierungen ein, ihre Versprechen zu halten.

Trotz der vielen negativen Nachrichten bleibt ein Hoffnungsschimmer: Vor 10 Jahren war die Welt noch auf dem Kurs einer globalen Erwärmung von 6 Grad. Vor etwa fünf Jahren waren es 3 Grad. Derzeit sind mit 2,4 bis 1,8 Grad Erwärmung zu rechnen. Das ist zwar noch deutlich mehr als 1,5 Grad, aber der Rückblick zeigt auch, was möglich ist. Nun gilt es, mit Taten zu demonstrieren, wie die Implementierung von Klimakonferenzen aussieht.

Apropos COP28 in Dubai: Auf der COP27 in Ägypten stellte Stefano Boeri das neuste Projekt vor. Ob dieser erste Prototyp für die MENA-Region nachhaltige Stadtplanung aufgreift? Fragwürdig. Mehr bei unseren Kolleg*innen von Baumeister: Dubai Vertical Forest.

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