16.08.2022

Wettbewerb

Energiecampus Dortmund: Wettbewerb entschieden

Wettbewerbsbeitrag Energiecampus Dortmund, Abbildung: asp Architekten
Ausschnitt aus dem Plakat des Projekts, Abbildung: asp Architekten

In Dortmund entsteht ein neuer Energiecampus. Schon 2027, zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung in der Metropole Ruhr, sollen erste Gebäude stehen. Welche Formen diese annehmen werden zeigt ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb. Den Wettbewerb haben asp Architekten für sich entschieden. 

Transformation der Region

Im Nordwesten von Dortmund wächst ein moderner Innovationscampus für Forschung, Produktion und Entwicklung von energiebezogenen Technologien. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Wasserstoff. Früher war die Montanindustrie ein wichtiger Motor bei der Entwicklung des Ruhrgebiets. Das lässt sich in Dortmund noch immer ablesen. Aber auch Meilensteine auf dem Weg in eine postindustrielle Zukunft prägen Dortmund. Bereits mit dem Technologie-Zentrum Dortmund, in unmittelbarer Nähe zur Universität, setzte die Stadt Zeichen. Diesen soll nun der Energiecampus Dortmund folgen. Schon jetzt sind zahlreiche Unternehmen der Energiebranche in der Ruhrgebietsstadt ansässig. Diese sowie die dazugehörigen wissenschaftlichen Institutionen werden ab 2027 in Dortmund-Huckarde vereint. Sie werden dort, am nördlichen Ende des Stadtentwicklungskorridors Emscher und in direkter Nachbarschaft zur Kokerei Hansa, die Transformation der Region fortschreiben.

Auf dem Weg zum Energiecampus Dortmund

Zunächst prüfte eine Machbarkeitsstudie, ob die Ansiedlung eines Energiecampus in Dortmund sinnvoll ist. In einem städtebaulichen Vorentwurf wurde schließlich die Idee konkretisiert und erste städtebauliche Konzepte wurden skizziert. Diese sehen einen vielfältigen und hochwertigen Stadtraum vor, der sowohl Beschäftigen als auch Nachbar*innen und Besucher*innen dient. Neben Forschungs- und Institutsgebäuden spielen deshalb Begegnungsräume mit hoher Aufenthaltsqualität eine große Rolle. Um diese städtebauliche Gestaltung des Energiecampus Dortmund zu konkretisieren, fand ein nicht offener, einphasiger städtebaulicher Realisierungswettbewerb statt.

Für die hochbauliche Konzeption des Energiecampus Dortmund ist eine moderne, intelligente Architektur vorgesehen. Die soll neue Standards im innovativen Bauen sowie in der Gebäudeautomatisation setzen. Gleichermaßen sind hohe Anforderungen im Bereich Energieeffizienz und Ressourcenschutz gefragt. Damit soll der Energiecampus in Dortmund zum Modellprojekt werden, in dem umweltfreundliche, schadstofffreie und primärenergetisch optimierte Baustoffe zu einer durchgängigen und konsequenten Kreislaufwirtschaft beitragen.

Wettbewerbsbeitrag Energiecampus Dortmund, Abbildung: asp Architekten
Wettbewerbsbeitrag Energiecampus Dortmund, Abbildung: asp Architekten

Städtebauliches Gerüst für den Energiecampus

Die Fläche für den künftigen Energiecampus Dortmund liegen im Stadtteil Huckarde. Dort spannt sie zwischen der Emscherallee, einem Bahndamm, den Grün- und Freiräumen des Geländes der Internationalen Gartenausstellung und dem Areal der Kokerei Hansa auf. Letztere ist schon seit Jahren stillgelegt. Im Rahmen der IGA Metropole Ruhr 2027 bekommt sie nun ein neues Umfeld. Denn von der Kokerei nach Norden wächst der neue Kokereipark Hansa. Unweit dieses Parks entsteht dann auch der Energiecampus Dortmund. 

Für diese Fläche entwickelten asp Architekten, die Gewinner des Wettbewerbs, ein städtebauliches Gerüst. Dieses orientiert sich an der ortsbildprägenden Linearität der Kokerei Hansa. Hier flankieren geradlinig gesetzte Baukörper eine zentrale Werkstraße, an der sich ein lebendiges Nebeneinander von Arbeiten, innovativer Mobilität sowie Freiraum aufreiht. Um ihren Charakter als Rückgrats zu unterstreichen, weisen die Gebäude entlang der Werkstraße höhere Geschossigkeiten auf. Westlich der Werkstraße  sorgen robuste Strukturen für Lärmschutz gegenüber der Emscherallee. Und im Osten schaffen breite Fugen im städtebaulichen Gefüge Raum für großzügige Platzsituationen, für Anknüpfungspunkte an den Landschaftspark und für Blickbeziehungen zur Kokerei. 

Mittendrin das Transferzentrum

Inmitten des neuen Energiecampus Dortmund liegt das  Transferzentrum. Dieses ist als Mischung aus Inkubatorspace, Innovationsturm, Fertigungshalle, Showkorridor und Freiraumdeck konzipiert. Es bietet flexible Gebäudestrukturen sowie unterschiedliche Freiräumen. Beide zusammen vereinen die hohen Ansprüche, die an den Energiecampus Dortmund gestellt werden. Sie helfen darüber hinaus optimale Arbeitsumgebungen und eine attraktive Erweiterung von Huckarde zu schaffen. Die Baustrukturen am südlichen Rand des Plangebiets erweitern die Bebauungsstrukturen, schaffen programmatische Synergien und stellen einen stadträumlichen Bezug zur Kokerei Hansa her. Mit einem baulichen Hochpunkt und dem Mobilitätszentrum wird der südliche Eingang zum Campus markiert. Im nördlichen Bereich bekommt der neue Energiecampus Dortmund einen weiteren Abschluss. Der betont den Übergang des neuen Campus zur zukünftigen Haltestelle der Stadtbahn mit einer einladenden Platzsituation. 

Die Architektursprache des Energiecampus sucht eine Verbindung zwischen Innovation und Bestand. Vor dem Hintergrund kommen klassische Formen und Elemente mit innovativen Materialien und Bautypologien zusammen. Dabei erhalten die Sockelgeschosse aus recyceltem Ziegel große vertikale Öffnungen. Wie in vielen industriellen Baudenkmälern der Region, können diese Bereiche über Werktore in den Außenraum expandieren. Die Obergeschosse hingegen bestehen aus ressourcenschonenden Materialien wie Holz, Lehm oder Recyclingbeton. Mechanische Lüftungs- und Kühlungssysteme tragen dazu bei, den Energiebedarf des Gebäudes niedrig zu halten. Um ihn vor Ort zu decken, werden Photovoltaik, Solarthermie und Gründächer für alle Baukörper vorgeschrieben.

Wettbewerbsbeitrag Energiecampus Dortmund, Abbildung: asp Architekten
Wettbewerbsbeitrag Energiecampus Dortmund, Abbildung: asp Architekten

Prinzip Einfachheit

Das Konzept des Entwurfs von asp Architekten besticht durch seine Einfachheit. Die Sockelgeschosse bilden fast durchgehende, acht Meter hohe Hallen, die aus 1 000 Quadratmeter großen Modulen bestehen. Bei Bedarf können diese beliebig zusammengeschlossen und kombiniert werden. Im Innenbereich erlauben flexible Erschließungs- und Wandsysteme, die Räume an sich verändernde Gebäudeanforderungen anzupassen. Denn während Produktion und Fertigung größere Flächen benötigen, sind kleinere Einheiten für Start-ups und Werkstätten ausreichend. Auch die Raumhöhe ist so ausgelegt, dass sowohl größere Fertigungsmaschinen aufgestellt als auch temporäre Zwischendecken eingezogen werden können. Auf den Sockelgeschossen sitzen jeweils 16 Meter tiefe Riegel, die als Büroflächen, Werkstätten oder Labore funktionieren können.

Freiraum und Erdgeschosse im Campus

Zum lebendigen Energiecampus Dortmund gehören aus Sicht der Entwurfsverfasser asp Architekten attraktive Erdgeschosszonen. Die strahlen bis in den öffentlichen Raum hinein und schaffen eine lebendige Atmosphäre. An stadträumlich wichtigen Stellen sind kleinteilige Versorgungsmöglichkeiten, Show-Rooms, Arbeitsflächen, Industrial-Art-Ausstellungen, Foyers und Gemeinschaftsräume angeordnet. Eine besondere Rolle spielt das Mobilitätszentrum. Es versorgt den Energiecampus Dortmund mit verkehrlichen Angeboten, Logistikflächen und Freizeitmöglichkeiten.

Bei der Gestaltung des innovativen Energiecampus spielt der Freiraum eine große Rolle. Deshalb sind in Huckarde zukünftig auch qualitätvolle Begegnungs- und Erholungsräumen wichtig. Der Entwurf von asp Architekten sieht ein robustes Netz an Grünräumen vor, das den Campus durchzieht und mit dem Landschaftspark der IGA 2027 verbindet. Dabei reicht die Bandbreite von Freiräumen von grünen Fugen über Quartiersplätze, Wassertreppen, Rigolen und Gartenterrassen bis zu begrünten Dachflächen. Letztere sorgen für einen geringen Grad an Versiegelung und tragen damit zur klimagerechten Stadtentwicklung bei.

Das Regenwassermanagement auf dem Energiecampus Dortmund ist ebenfalls wichtig. Es besteht aus drei Komponenten: Begrünte Dächer halten Niederschläge zurück und reduzieren bei Sonneneinstrahlung die Aufheizung der Gebäude. Darüber hinaus helfen Grünflächen, Mulden und Retentionsbecken Regenwasser zurückzuhalten und verdunsten zu lassen. Bei Starkregen füllen sich zuerst die Rückhalteflächen im Norden des Areals, bevor das Wasser in die südlichen Retentionsbecken und den benachbarten Wassergarten der IGA 2027 gelangt. Darüber hinaus sieht das Konzept die Nutzung von Grauwasser in Gebäuden des Energiecampus vor, wie zum Beispiel für Toilettenspülungen. Aber auch außerhalb der Gebäude kommt es bei der Bewässerung von Grün zum Einsatz.

Die Gewinner*innen eines weiteren Wettbewerbs stehen ebenfalls fest: der für das Rheinufer Krefeld.

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