04.07.2023

Gesellschaft

Feministische Stadtplanung – Die G+L im Juli 2023

Buchrezensionen
Coverbild: Coline Beulin via Unsplash
Coverbild: Coline Beulin via Unsplash

Frauen würden bis heute in der Stadtplanung benachteiligt – diese Aussage stützt nicht nur die Urbanistin Leslie Kern („Feminist City“), sondern auch neuste Berichte der Vereinten Nationen. Wir wollen wissen: Ist dem wirklich so? Was unterscheidet die feministische von der maskulistischen Stadt? Und wie müssen wir Planer*innen auf diese gesellschaftliche, zunehmend höchst emotional geführte Debatte reagieren? Im Juli finden wir Antworten.


Feminismus – ein negativ besetztes Wort

Als Feministin würde ich mich selbst nie bezeichnen. Dabei bin ich mit jeder Faser meines Seins für Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern – in persönlichen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Belangen. Ich denke auch, dass Frauen insbesondere im beruflichen Kontext weiterhin oftmals Nachteile haben und fehlende Aggressivität kein Grund für weniger Gehalt sein darf. Und ich stehe klar gegen jede Form des männlichen (aber auch weiblichen) Machtmissbrauchs auf jeder Ebene. Macht mich all das zur Feministin? Nein. Mich Feministin zu nennen, käme für mich gar einer Abwertung gleich. Das Wort ist negativ besetzt. Man assoziiert damit eine aggressive, unsachliche Form der weiblichen Pseudo-Behauptung. Vollkommen bescheuert. Natürlich kann Feminismus objektiv, ruhig und zielgerichtet sein.


Eine Stadt für alle

Aber: Ich kann nachvollziehen, dass Menschen, ohne viel über feministische Stadtplanung zu wissen, allein bei dem Begriff schon die Augen verdrehen. Sie würden es sicherlich nicht tun, machte die Bezeichnung direkt deutlich, dass es hierbei um weit mehr gehen kann als nur die Berücksichtigung weiblicher Bedürfnisse in der Stadtentwicklung; sondern eigentlich um eine Stadt für alle, eine Stadt der kurzen Wege, eine grundsätzlich sichere und inklusive Stadt. So verstehen zumindest wir in der Redaktion nach intensiven Recherchen und Expert*innen-Gesprächen feministische Stadtplanung. Und ich kann nachvollziehen, dass sich der Begriff der feministischen Stadtplanung eher verselbstständigt hat und nun gerne für mediale und politische Zwecke genutzt wird (was ja nicht unbedingt nur schlecht sein muss).


Feministische Stadtplanung - Was heist das überhaupt?

Umso wichtiger ist es für uns, dass wir das Thema im vorliegenden Heft aufs Tableau bringen und neben ausgewählten Expert*innen auch eine Stichprobe an Landschaftsarchitekt*innen und Stadtplaner*innen (konkret 564 Planer*innen) zu Wort kommen zu lassen. Hierfür haben wir eigens eine Online-Umfrage zur Frage „Brauchen wir eine feministische Stadtplanung?“ durchgeführt. Das Ergebnis: Bei Weitem nicht alle Befragten können sagen, was feministische Stadtplanung genau ist – und die Meinungen dazu sind sehr geteilt. Wir in der Redaktion bezweifeln, dass eine Umfrage zur Frage „Brauchen wir eine Stadt für alle?“ ein ähnlich geteiltes Meinungsbild zeichnen würde. Wir müssen uns also der Frage stellen: Wie zuträglich ist der Begriff der feministischen Stadtplanung ihren tatsächlichen Zielen? Schreiben Sie mir, was Sie aus der Ausgabe für sich mitnehmen. Ich freue mich, es zu lesen.

Das Juli-Heft „Feministische Stadtplanung“ gibt es hier im Shop.

Im Juni haben wir uns im Rahmen unserer Stadt-Spezial-Serie mit Hitze in der Stadt beschäftigt. Mehr dazu hier.

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