19.01.2022

Wettbewerbe

Gartenstadt 2.0 Köln: ADEPT und KARRES EN BRANDS gewinnen

Neues Stadtquartier „WoodHood“

Neues Stadtquartier „WoodHood“ (Abbildung: © Stadt Köln/ADEPT ApS + Karres en Brands)

ADEPT und KARRES EN BRANDS haben in Köln das 80 Hektar große Stadtentwicklungsprojekt für sich entscheiden können. Ihr Entwurf „WoodHood“, eine Gartenstadt 2.0 in Köln, zeigt einen alternativen Ansatz für die Zukunft der Stadtentwicklung, bei dem sowohl Nachhaltigkeit sowie Landschaft zu wichtigen Faktoren des Städtebaus werden.

Die Stadt Köln will mit Köln Kreuzfeld einen neuen Stadtteil erbauen. Auf 80 Hektar entsteht im Norden der Stadt eines der größten Stadtentwicklungsprojekte der nahen Zukunft. Zuletzt waren noch drei konkurrierende Büros im Rennen. Im Dezember wurde nun ein Entwurf prämiert. ADEPT und KARRES EN BRANDS konnten sich mit ihrer Vision der Gartenstadt 2.0 Köln durchsetzen. Unter dem Titel „WoodHood“ rufen sie Nachhaltigkeit und den Einbezug der Landschaft als Prämissen der Gestaltung aus. Das Projekt ist außergewöhnlich. Der Zuspruch des Preisgerichts belegt, dass eine große Mehrheit der Beteiligten Lust auf genau dieses ungewöhnliche Projekt hat. Laut Markus Greitemann vom Dezernat für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Stadt Köln sind die Überlegungen des erstplatzierten Beitrags für alle großen Bauprojekte der Zukunft wünschenswert. Die Idee der Gartenstadt 2.0 Köln und eine Realisierung ebenjener sei deshalb nicht nur für die Stadt Köln von Bedeutung. Vielmehr könne sie in der ganzen Bundesrepublik weichenstellend sein.

Neues Stadtquartier „WoodHood“
Lageplan „WoodHood“ (Abbildung: © Stadt Köln/ADEPT ApS + Karres en Brands)

Gartenstadt 2.0 Köln

Der Entwurf von ADEPT und KARRES EN BRANDS stellt sich in die Tradition der berühmten Vision von Ebenezer Howard. Der Brite entwickelte bereits im Jahre 1898 ein städtebauliches Leitbild für autonome Siedlungen. Sie sollten Arbeitsplätze und Versorgungseinrichtungen für alle Bewohner*innen bieten. Die Stadtstruktur war dabei nach Funktionen räumlich getrennt aufgebaut. Die Nachbarschaften, die bei der Gliederung entstanden, sollten von Grünflächen durchzogen sowie die Siedlung mit einem Grüngürtel umschlossen sein. Howards Gartenstadt war auf eine Kapazität von 32 000 Menschen ausgelegt.

Köln Kreuzfeld soll später einmal 8 000 Anwohner*innen Platz bieten. Die Verantwortlichen der Stadt Köln betonen, dass der Stadtteil aufgrund seiner Größe als eigenständiges Quartier mit einzigartiger Identität entwickelt werden müsse. Gleichzeitig sieht der Entwurf eine Anbindung an den Bestand und die benachbarten Viertel vor. ADEPT und KARRES EN BRANDS entwickeln die Idee von Howards Gartenstadt weiter. Und erfüllen mit ihrer Interpretation als Gartenstadt 2.0 Köln die Anforderungen an das neue Quartier.

Blick auf zukünftiges Stadtgebiet in Köln Krefeld (Abbildung: © Stadt Köln/ADEPT ApS + Karres en Brands)

Die Vorzüge von WoodHood

Ihre neue Art von Stadt sucht einen alternativen Ansatz der Gestaltung. Während klassischerweise Typologien, Gebäude, Straßenbau oder Technologie eine städtische Struktur bestimmen, wird in Köln Kreuzfeld die Landschaft das Siedlungsgerüst definieren. Die Geschichte und Beschaffenheit des Ortes sollen elementar für die Planung sein. Dabei spielen historische Spuren gleichsam eine Rolle wie die Beschaffenheit der Böden. Die Vegetation und hydrologische oder klimatische Prozesse stehen als ebenbürtige Rahmenbedingungen fest. Martin Laursen, Partner von ADEPT, hält die tiefgehende Auseinandersetzung mit den Begebenheiten vor Ort für entscheidend. Durch den Dialog mit diversen Akteur*innen könne eine „Verankerung in den Ort und in die Nachbarschaft“ gewährleistet werden. WoodHood stelle die kollektive Gemeinschaft und die Beziehung zur Natur in den Fokus. Laut Darius Reznek, Partner von KARRES EN BRANDS, sind die unterschiedliche Dichte und ausdifferenzierten Charaktere weitere Vorteile der Struktur. Sie stellten sicher, dass urbane Qualität entstehen könne. Und gleichzeitig die Verbindung zur bestehenden Nachbarschaft erhalten bleibe.

Neues Stadtquartier „WoodHood“ (Abbildung: © Stadt Köln/ADEPT ApS + Karres en Brands)

Die Gartenstadt 2.0 – sozial und ökologisch durchdacht

WoodHood fungiert – wie im namensgebenden Vorbild – als eigenständiger Stadtteil. Dieser ist im Inneren in fünf sogenannte Hoods unterteilt. Die einzelnen fast dörflichen Gemeinschaften haben jeweils unterscheidbare Eigenarten. Sie changieren in ihren Attributen von eher städtisch hin zu naturnah. Allen gemein ist die gemeinschaftsfördernde Ausrichtung. Die privaten Räume reduzieren sich auf ein Minimum. Stattdessen soll die Qualität der Öffentlichen Räume herausgearbeitet werden. Sie übernehmen kollektive Funktionen. Neben den sozialen Aspekten stehen ökologische Anforderungen im Fokus. So bieten die integrierten Wald- und Ackerflächen die Möglichkeit zu Aktivität und Erholung. Gleichzeitig bilden die Grünflächen ein vernetztes Ökosystem. Hier kann beispielsweise Wasser vor Ort gespeichert werden. Weiterhin entstehen Mikrohabitate für Flora und Fauna und ein angenehmes Mikroklima für den Menschen. Ein gut ausgebautes Netz an Straßen für den nichtmotorisierten Individualverkehr dient als Antwort auf Mobilitätsanforderungen. PKW-Verkehr ist gewährleistet, wird aber nicht forciert. WoodHood will Verantwortung in Aspekten des Klimaschutzes und der Ökologie übernehmen.

Köln will ein Quartier der Zukunft

Die Stadt Köln setzt mit dem prämierten Entwurf ein Zeichen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht von einem ambitionierten Projekt. Durch sein innovatives und nachhaltiges Konzept könne es schließlich ein Zugewinn für die gesamte Stadtregion werden. ADEPT und KARRES EN BRANDS hätten es verstanden, den besonderen Natur- und Landschaftsraum zu würdigen und den hohen Anforderungen an den Städtebau und die Freiraumplanung gerecht zu werden.

Der Beitrag habe das Potential einen bunten und lebendigen Stadtteil entstehen zu lassen. Ursprünglich standen sechs Entwürfe im Rennen. ADEPT aus Dänemark und KARRES EN BRANDS aus den Niederlanden konnten sich abschließend mit ihrer Vision in der letzten Runde gegen KCAP aus Zürich und Rheinflügel Severin aus Düsseldorf durchsetzen. Das Preisgericht kürte damit auch den Publikumsliebling in der öffentlichen Debatte. Bis in der Gartenstadt 2.0 die ersten Bewohner*innen einziehen können, wird es zwar noch einige Zeit dauern. Nach der Entscheidung des Begleitgremiums können die Planungen für das Projekt folglich starten.

ADEPT baut auch in Hamburg. Dort soll Deutschlands größtes Holzgebäude entstehen. Mehr zu den Plänen hier.

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