Christoph Ingenhovens Kö-Bogen II in Düsseldorf ist mit acht Kilometern Hainbuchhecken aktuell Europas bekanntestes Best Practice in Sachen Dach- und Fassadenbegrünung. Doch die nächsten begrünten Großprojekte sind schon in der Mache – geplant und verantwortet vom Who’s who der europäischen Planungsszene. In der Oktoberausgabe der GARTEN + LANDSCHAFT stellen wir die spannendsten Gebäudegrün-Projekte vor. Mit dabei sind die Planungen von Latz + Partner, Herzog & de Meuron und MVRDV. Chefredakteurin Theresa Ramisch erklärt im Editorial, warum wir den Fokus auf Gebäudegrün legen.
Gebäudegrün – Sache der Architekt*innen?
In der Welt der Wettbewerbe hat sich etwas getan – und die Septemberausgabe 2021 der „wettbewerbe aktuell“ könnte es gar nicht besser veranschaulichen. Wo sonst die Farben Grau und Weiß Vorrang haben, frönt das Heft sowohl innen wie auch außen dem Grün. Auf dem Cover thront der Grünfassaden-Entwurf zum Metro-Campus Düsseldorf-Flingern, innen blättert man sich von einem begrünten Projekt zum anderen: hier ein Dachbegrünungsprojekt, dort ein Fassaden- oder Innenraumbegrünungsprojekt und so weiter und so fort.
Gut, das könnte alles Zufall sein. Schließlich sind auch Beiträge zur Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt (den Wettbewerb haben die Kolleg*innen von Planorama gewonnen) oder Planungen auf der BUGA 2021 in Erfurt mit dabei. Vielleicht ist die aktuelle wa also einfach eine sehr grüne wa? Nein, (Gebäude-)Grün definiert derzeit unsere Entwürfe und Projekte. Dafür muss man nur einen Blick auf die internationale Projektlandschaft werfen.
Herzog & de Meuron in Basel (Dreispitz Nord), Latz+Partner in London (The Garden) sowie München (SAP Arena), Stefano Boeri Architetti in Eindhoven (Trudo Vertical Forest), Heatherwick und BIG in London (Google Headquarters bei King’s Cross) oder auch Querkraft Architekten in Wien (IKEA City Center, Wien) – was verbindet all diese Projekte? Genau, das sind alles recht bekannte Architekturbüros, die alle sehr grüne Projekte in Entstehung haben. Was wir daraus lernen? A) Die Architektur hat scheinbar doch nicht so viel Angst vor Pflanzen, wie Rudi Scheuermann, Director und Global Leader Building Envelope Design bei Arup, letztens im Interview mit dem Architekturmagazin Baumeister sagte, und B) das sind echt viele grüne Projekte.
Einiges nachzuholen
In Deutschland lassen die grünen Leuchtturmprojekte abseits des Kö-Bogens II aktuell jedoch noch ziemlich auf sich warten. In der Pipeline ist eigentlich nur der grüne Hochbunker in St. Pauli. Dennoch soll Deutschland laut dem BuGG, dem Bundesverband für Gebäudegrün e.V., in Sachen Gebäudegrün weltweit führen. Woher diese Annahme kommt, dazu haben wir uns im Vorfeld des Bundeskongresses Gebäudegrün am 23. und 24. November 2021 in Berlin mit dem BuGG-Präsidenten Gunter Mann unterhalten und dabei verifiziert: Gebäudegrün ist definitiv alles andere als ein Trend, gleichzeitig fehlt es weiterhin aber massiv an Wissen für die fachgemäße Umsetzung. Bei Hochbauarchitekt*innen, genau wie bei Landschaftsarchitekt*innen und Stadtplaner*innen. Ergo: Wir haben einiges nachzuholen.
Sie finden die G+L 10/21 zum Thema Gebäudegrün bei uns im Shop.