20.09.2022

Gesellschaft

Ecological Thought in German Literature and Culture – Buchrezension

Buchrezensionen
Cover © Rowman & Littlefield / Lexington Books
Cover © Rowman & Littlefield / Lexington Books

Kann man das ökologische Gedankengut des reichen deutschen Kulturkreises in einem Buch zusammenfassen? In einem mutigen Versuch reflektiert das Buch über Literatur und Kultur. Das Thema ist einzigartig, der Titel ist verlockend und weist auf die Bedeutung von Natur und Ökologie in der deutschen Gesellschaft hin.

Die Herausgeber und Forscher Gabriele Dürbeck, Urte Stobbe, Hubert Zapf und Evi Zemanek sind Dozent*innen für deutsche und amerikanische Literatur an drei verschiedenen Universitäten in Deutschland. Sie haben Aufsätze von 26 Wissenschaftler*innen aus sehr unterschiedlichen Disziplinen wie Philosophie, Geographie, Poesie, Musik, Malerei und Landschaftsarchitektur zusammengetragen. Diese Aufsätze sind das Ergebnis ausführlicher Studien über den Einfluss des abendländischen Wissens auf das deutsche Gedankengut.

Landschaftsarchitektur und Romantik

Der Bogen spannt sich von den proto-ökologischen Vorstellungen dieser Elemente bis hin zu den zeitgenössischen Auffassungen über die Ökologie und bezieht sich dabei auf eine Reihe von erkenntnistheoretischen Bereichen. Grimms Märchen zeigen die deutsche Vorstellung von einer weisen Natur, die Kontrolle über das Leben der Menschen hat, was einen deutlichen Unterschied zur französischen Version desselben Dornröschen-Märchens darstellt. Ob es sich um die romantische Literatur von Goethe, Schelling und Novalis handelt oder um die aktuelle Praxis der Landschaftsarchitektur, die die Romantik in einem ökologisch bewussten Szenario wieder einzufangen versucht: Der*die Leser*in erlebt ideologisches Wachstum mithilfe von relevanten und einfallsreichen Bildern und Zitaten.

Zwischen Ökologie und Kultur

Es ist sicherlich eine Herausforderung, deutsche Ideen in englischer Sprache darzustellen. Wie von den Herausgeber*innen erwähnt, ist hier nicht nur eine wörtliche, sondern auch eine kulturelle Übersetzung unerlässlich, da die Sprache tief im kulturellen Kontext einer Gesellschaft verwurzelt ist und deren Identität trägt. Es gibt einige Kapitel wie „Kulturökologie als transdisziplinäres Paradigma der Literaturwissenschaft“  von Hubert Zapf, in denen die Ideen mit einfacheren Formulierungen hätten vermittelt werden können. Zahlreiche Zitate und reflektierende Anmerkungen helfen aber, die Konzepte zu verstehen. So wird das Buch der kulturellen Übersetzung durchaus gerecht.

Der*die Leser*in versteht die Essenz der Aussagen, auch wenn in einigen Fällen keine wörtliche Übersetzung vorgenommen wurde. Das Buch kann auch als Durchdringung der deutschen Ideen in der englischsprachigen Welt gesehen werden. Man kann sich zudem die Frage stellen, ob es notwendig ist, die Schnittstelle zwischen Ökologie und Kultur zu beleuchten. Die Antwort liegt in der Wahl des Themas selbst, welches die Bedeutung der Natur in der Gesellschaft zeigt. Die Herausgeber*innen erheben nicht den Anspruch, jeden Aspekt von Ökologie und Kultur zu erfassen, aber es gelingt dem Buch, einen ganzheitlichen Einblick in die Entwicklung des Themas zu geben.

Für Nicht-Expert*innen sowie Experten*innen

Das 486 Seiten lange Buch ist eine gute Empfehlung für jeden Nicht-Expert*innen, der sich für Geschichte, Ökologie, Umweltethik, Nachhaltigkeit, Literatur, Kultur oder Landschaftsarchitektur interessiert. Es kann aber auch für Expert*innen – egal ob mit und ohne deutschem Hintergrund – von Interesse sein, da es sich mit mehreren miteinander verbundenen Disziplinen befasst. Es ist ein Werk, das neugierig macht und dem*die Leser*in Möglichkeiten zur Vertiefung offen hält.

Der Text entstand in der „wissenschaftlichen Schreibwerkstatt Landschaftsarchitektur“ am TUM-Lehrstuhl Landschaftsarchitektur und Transformation bei Prof. Udo Weilacher. Im Rahmen des Seminars wählen Student*innen Fachliteratur aus und erarbeiten gemeinsam individuelle Buchrezensionen.

Ebenfalls interessant ist das Buch „250 Things a Landscape Architect Should Know“ von B. Cannon Ivers.

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