19.09.2022

Wettbewerb

Notre-Dame: Wettbewerb zur Umgebung

Luftansicht des künftigen Vorplatzes von Notre-Dame.
Luftansicht des künftigen Vorplatzes von Notre-Dame. Foto: Studio Alma für Bureau Bas Smets

Zwei Jahre nach dem Brand der berühmten Kathedrale lobte die Stadt Paris einen Wettbewerb für die Neugestaltung der Umgebung von Notre-Dame aus. Bureau Bas Smets aus Brüssel konnte zusammen mit weiteren Planungsbüros die Jury überzeugen.

Wettbewerb für Platz und Passage vor Notre-Dame

Im Jahr 2019 richtete ein Großbrand verheerende Schäden an der Pariser Kathedrale Notre-Dame an. Das berühmte Bauwerk wird nun rekonstruiert. Der französische Ministerpräsident Emmanuel Macron kündigte kurz nach dem Brand einen schnellen Wiederaufbau an, woraufhin Architekturschaffende ihre Ideen einreichten.

Die Aufräumarbeiten rund um die Kathedrale waren im August 2022 beendet, sodass es nun mit der Rekonstruktion der Kathedrale vorangehen kann. Diese soll in ihren Zustand von vor dem Brand zurückversetzt werden. Das Ziel der Stadt Paris ist es, Notre-Dame im Jahr 2024 wieder zu eröffnen. Dann finden die Olympischen Spiele in Paris statt.

Auch die Umgebung von Notre-Dame trug Brandschäden. Entsprechend lobte die Stadt einen internationalen Wettbewerb zur Neugestaltung der Umgebung aus. Das Team des Brüsseler Landschaftsarchitekturbüros Bureau Bas Smets gewann die Ausschreibung. Auch die beiden Pariser Architekturbüros GRAU und Neufville Gayet Architectes wirken an dem Projekt mit. Der Zusammenschluss gewann gegen drei weitere Finalisten.

Der Wettbewerb beinhaltet sowohl die Landschaftsgestaltung rund um die Kathedrale als auch die Umgestaltung des Vorplatzes. Unter dem Vorplatz liegt die Krypta von Notre-Dame. Auch ein unterirdisches Parkhaus aus den 1970er-Jahren ist hier zu finden.

Die Kathedrale Notre-Dame in Paris.
Die Kathedrale Notre-Dame in Paris. Foto: Hannah Reding via Unsplash

Ein neuer Zugang zu Notre-Dame

Der Gewinnerentwurf für die Neugestaltung sieht vor, dass das alte Parkhaus zu einem Empfangsbereich für Besuchende der Kathedrale wird. GRAU und Neufville Gayet haben dafür eine Passage mit einer Fläche von 3 170 Quadratmetern entworfen. In dieser sind die Betonpfeiler der ursprünglichen Konstruktion sichtbar, werden aber mit einer sandgestrahlte Oberfläche versehen. Die Zwischendecke des Parkhauses wird abgetragen. Auf diese Weise entsteht eine vier Meter hohe sowie 60 Meter lange Empfangshalle für Notre-Dame.

Mehrere Räume, die zum Entree gehören, befinden sich hinter Glaswänden. Im Süden der Konstruktion führen Stufen aus der Passage zu einer neuen Öffnung in der Kaimauer. Damit wird es möglich, den Außenraum am Seineufer zu erreichen. Gegenüber wird eine Treppe zu der nördlich gelegenen Krypta führen.

Der Entwurf von Bureau Bas Smets & Co. enthält zudem einen oberirdischen Vorplatz, der sich in die Gestaltung der Umgebung einfügt. Mehrere Landschaftszonen wie etwa eine von Bäumen umgebene Lichtung sollen für Abwechslung sorgen. Ein neu angelegter Park entlang des Ufers führt zum Vorplatz. Insgesamt sollen 131 Bäume gepflanzt und in den Baumbestand integriert werden. Die Rue du Cloître im Norder von Notre-Dame wird verkehrsberuhigt.

Dies ist auch im Sinne des Pariser Stadtentwicklungsprogrammes, das Verkehrsberuhigungen im Zentrum sowie verschönerte Nachbarschaften vorsieht. Begrünung, erweiterte Fußgängerzonen und neue Radwege sind hier Prioritäten. Die Umgestaltung rund um Notre-Dame soll das Programm unterstützen. Bis zu 50 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Die Baumaßnahmen sollen 2024 beginnen und bis 2027 abgeschlossen sein.

Der neue Vorplatz von Notre Dame ist zugleich Zugang und öffentlicher Raum. Copyright: Studio Alma für Bureau Bas Smets
Der neue Vorplatz von Notre-Dame, Visualisierung: Studio Alma für Bureau Bas Smets

Die Ausstellung der Architekturbüros

Bis zum 25. September 2022 stellt Pavillon De L’Arsenal in Paris sowie online die vier Finalistenprojekte zur Neugestaltung der Umgebung von Notre-Dame aus. Dies geschieht zeitgleich mit der Renovierung der Kathedrale. So möchte die Stadt Paris ihren Bürger*innen die Möglichkeit geben, an den Überlegungen teilzuhaben. Denn es besteht eine doppelte Herausforderung: Zum einen soll die Kathedrale mit der Stadt und der Seine verknüpft werden, und zum anderen braucht Notre-Dame wieder ein passendes, würdevolles Umfeld.

Der internationale Wettbewerb hatte die Form eines „konkurrierenden Dialoges“. Entsprechend erhalten alle vier Finalisten einen Platz in der Ausstellung, was weitere Dialoge anregen soll. Diese vier Architekturbüros sind vertreten:

  • Antoine Dufour Architectes
  • Michel Desvigne Paysagiste
  • Atelier Jacqueline Osty & Associés
  • Office Bureau Bas Smets

Besuchende können im Pavillon De L’Arsenal darüber hinaus weitere Ausstellungen besuchen, die die Geschichte sowie die Gegenwart von Paris beleuchten. Der Eintritt ist frei.

Neue Passage zum Seine-Ufer. Copyright: Jeudi Wang für Bureau Bas Smets
Neue Passage zum Seine-Ufer. Visualisierung: Jeudi Wang für Bureau Bas Smets

Der Großbrand der Pariser Kathedrale

Der Brand von Notre Dame zerstörte am 15. und 16. April 2019 Teile des historischen Bauwerks. Die Feuerwehr der Stadt konnte den Brand nach etwa vier Stunden auf den hölzernen Dachstuhl begrenzen. Somit überstanden die Westfassade, die Haupttürme und die Wände des Mittelschiffs den Brand. Die Ausstattung der Kirche blieb in großen Teilen erhalten, wurde jedoch teils beschädigt oder verschmutzt.

Laut der Paris Staatsanwaltschaft ist der Brand von Notre-Dame als Unfall zu bewerten. Bis heute arbeiten 50 Ermittelnde daran, weitere Untersuchungen wegen fahrlässiger Brandstiftung durchzuführen. Jedoch gibt es bisher keine Anzeichen für einen bewusst gelegten Brand. Ein Kurzschluss könnte eine mögliche Erklärung sein, ebenso wie eine brennende Zigarette.

Künftig wird es deutlich strengere Sicherheitsmaßnahmen in Bezug auf den Feuerschutz von Notre-Dame geben. Die vier Finalisten des Wettbewerbs arbeiteten mitunter mit entsprechenden Expert*innen zusammen. Notre-Dame ist seit 1991 UNESCO-Weltkulturerbe und gehört zum Denkmal Seineufer. Die Besucherzahl liegt jährlich bei zehn Millionen (vor 2019).

Übrigens: Paris ist auch für seine Pläne zur 15-Minuten-Stadt bekannt.

Der Brand von Notre Dame am 15. April 2022 gegen 19.30 Uhr. Copyright: Wandrille de Préville, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Der Brand von Notre Dame am 15. April 2019 gegen 19.30 Uhr. Foto: Wandrille de Préville, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
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