Weniger Abhängigkeit von fossilen Energiequellen
Der Solarstrom ermöglichte zudem, die Importe von Gas um geschätzte 29 Milliarden Euro zu reduzieren. Angesichts der Energiekrise sind dies besonders gute Nachrichten. Die europaweit steigenden Elektrizitätspreise erreichen stetig neue Hochs, während die Vorräte an fossiler Energie sinken. Hinzu kommen Faktoren wie ein Ausfall nuklearer Reaktoren in Frankreich und beschränkte Hydro-Elektrizität durch die Dürre im Sommer 2022. Diese Dürre machte es teils unmöglich, Wasserkraft zu nutzen, da die Flüsse und Seen nicht ausreichend Wasser führten.
Entsprechend war es Solarstrom, der die Lichter in der EU am Leuchten hielt. Zudem trug er dazu bei, den Gaskonsum der Union zu reduzieren, was angesichts des Ukraine-Kriegs und der Konflikte mit der russischen Gasversorgung besonders wichtig ist.
Solarstrom-Rekorde nach Länder
Insgesamt brachen 18 der 27 EU-Länder dieses Jahr einen Rekord im Bereich Solarstrom. Der größte Anstieg in der Produktion von Solarenergie war in Polen zu beobachten. Seit dem Jahr 2018 gelang es dem Land, seine Solarstromerzeugung um das 26-fache zu vergrößern. In Finnland und Ungarn waren fünffache Vergrößerungen zu beobachten.
Zehn EU-Mitgliedsstaaten konnten im Sommer mehr als ein Zehntel ihres Energiebedarfs aus Solarstrom decken. Dazu gehörten die Niederlande, die stolze 23 Prozent erreichten, und Deutschland mit 19 Prozent. In Spanien war der Anteil des Solarstroms bei 17 Prozent.
Diese neuen Rekorde sind laut der Denkfabrik Ember City Climate ein eindeutiges Zeichen dafür, wie wichtig Solarenergie im Energiemix der EU ist. Zugleich ist es aber auch wichtig, noch weitere Rekorde zu brechen und mehr Fortschritt zu machen. Denn die Union möchte bis 2030 ein Minimum von 45 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. 2022 hat gezeigt, dass Solarstrom hier eine wichtige Rolle spielt. Dafür müssen Kapazitäten verbessert werden – schließlich wird (und soll) nicht jeder Sommer so viele Hitzerekorde brechen wie der Sommer 2022.
Wer in Solarenergie investiert hat, profitiert von dieser Entwicklung. Jede Stunde an Solarstrom spart viel Geld im Bereich Gas und unterstützt das europäische Ziel, bis 2030 mindestens 600 Gigawatt Solarkapazität zu erreichen.
Ein Blick in die Zukunft
Laut Ember City Climate stellt die Zunahme an Solarstrom eine positive Entwicklung dar. Diese Wachstumsrate muss bestehen bleiben, um die 2030-Ziele zu erreichen. Allerdings zeigen Projektionen, dass in den nächsten Jahren nicht ausreichend Kapazitätserweiterung geplant ist. Um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken und bis 2030 deutlich mehr erneuerbare Energien in der EU zu nutzen, müssen mehr Panels aufgestellt werden. Jedoch sieht es so aus, als würden im Jahr 2026 nur 46 Prozent der dann benötigten Infrastrukturen vorhanden sein. Dies liegt unter anderem an strengen Gesetzen rund um Projektentwicklungszeiten in mehreren EU-Ländern.
Zugleich bringt der Ukraine-Krieg eine neue Dringlichkeit in die Bestrebung, fossile Energieträger zu reduzieren. Denn jedes Megawatt an Strom, dass aus Quellen wie der Sonne oder dem Wind stammt, muss nicht von Russland gekauft werden. Somit kann Solarstrom Preiserleichterungen und Unabhängigkeit bieten.
Die globale Energiekrise, die bereits vor mehr als einem Jahr begann, wird durch den Ukraine-Krieg noch drastischer. Denn die Gaspreise steigen rasch an. Zugleich wird die Lieferung von Gas durch die Schließung der Pipeline Nord Stream 1 deutlich unzuverlässiger. Dies führt zu Bemühungen, Gasspeicher in der EU bis Ende November zu mindestens 90 Prozent zu füllen. Laut Ember City Climate wird dieses Problem auch in Zukunft bestehen.
Der neue Solarstrom-Rekord zeigt, wie wichtig es ist, die Nutzung erneuerbarer Energien in der EU zu beschleunigen. Die meisten EU-Länder haben ihre Bemühungen bereits verstärkt, aber es ist wichtig, bestehende Hindernisse aus dem Weg zu räumen und entschlossen zu handeln.
Übrigens: Zu erneuerbaren Energien in Deutschland gibt es sogar einen Reiseführer.