Der Wettbewerb für den Ersatzbau der Neuen Gertraudenbrücke in Berlin ist seit April entschieden: Das Berliner Ingenieurbüro sbp – schlaich bergermann partner konnte die Jury mit seinem Entwurf überzeugen. Den Siegerentwurf nannte die damalige Senatorin für Umwelt, Verkehr, Klimaschutz und Verbraucherschutz Bettina Jarasch „eine echte Verkehrswendebrücke“. Wie die Brücke den Verkehr neu ordnen soll, wie der angrenzende Spittelmarkt umgestaltet wird und welche Verbesserungen man sich dadurch erhofft, lesen Sie hier.
Nicht nur eine neue Brücke
Das Berliner Ingenieurbüro sbp – schlaich bergermann partner hat im April 2023 den Wettbewerb zur Gestaltung der neuen Gertraudenbrücke gemeinsam mit SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, OBERMEYER Infrastruktur GmbH & Co. und ENGUITA & LASSO DE LA VEGA gewonnen. Die Jury wählte den Entwurf aus sieben Beiträgen aus. Es handelte sich um einen europaweiten, nicht-offenen Wettbewerb für eine Ersatzbrücke nahe dem Spittelmarkt, da die bestehende Gertraudenbrücke aus dem Jahr 1978 konstruktive Mängel und Defizite aufweist.
Das Gewinnerprojekt überzeugte die Jury durch den Vorschlag für einen Brückenneubau, der auch die Gestaltung des angrenzenden Spittelmarkts berücksichtigt. Die neue Brücke soll eine reduzierte Stützweite haben, wodurch eine elegante Konstruktion entsteht. Diese deutlich schmalere neue Gertraudenbrücke wirkt leicht und schlank.
Die Jury aus neun Architekt*innen, Ingenieur*innen und Vertreter*innen der Fachverwaltungen begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Das ausgewählte Konzept schlägt vor, den Spittelmarkt von allen trennenden Böschungen zu befreien, die beim autogerechten Ausbau geschaffen wurden. So kann dieser zentrale Platz sehr viel schöner, grüner und alltagstauglicher werden. Es war richtig, nicht nur eine neue Brücke, sondern den Platz insgesamt zur Planungsaufgabe zu machen. Das Konzept besticht durch die Verbesserung der Verkehrsbeziehungen und berücksichtigt die denkmalgeschützte Gertraudenbrücke in besonderem Maße. Die zurückgenommene Brückenkonstruktion des Ersatzneubaus zeichnet sich durch ihre Schlankheit verbunden mit einer reduzierten Stützweite aus.“
Eine echte Verkehrswendebrücke
Laut Senatorin Bettina Jarasch kann der Siegerentwurf, der sich mit deutlichem Vorsprung durchsetzte, den ganzen Stadtraum aufwerten. Bisher habe die Gertraudenbrücke eher unwirtlich gewirkt, aber nun soll eine neue Zugänglichkeit und Barrierefreiheit entstehen. Vor allem handele es sich um eine „echte Verkehrswendebrücke“, die die Straßenbahn aufnimmt, attraktive Rad- und Fußwege bietet und den Autoverkehr reduzieren soll. Zudem drückte die Senatorin ihre Freude darüber aus, dass der Siegerentwurf aus Berlin kommt.
Die bisherige Gertraudenbrücke, erbaut im Jahr 1978, weist bauliche Mängel und Defizite in der Tragfähigkeit auf. Daher ist ein zügiger Ersatzneubau nötig. Die Wettbewerbsteilnehmer*innen sollten Lösungen für eine funktionale, wirtschaftliche, attraktiv gestaltete und nachhaltige Brücke vorschlagen, die sich städtebaulich-architektonisch in das Umfeld der historischen Mitte einfügt. Darüber hinaus war ein interdisziplinärer Ansatz gefragt, der eine schlüssige Neuordnung der Verkehrsanbindungen für Fuß- und Radverkehr schafft und qualitätsreiche, attraktive Freiräume anbietet.
Im Mai 2023 wurden der Siegerentwurf und die anderen Ergebnisse im Lichthof der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz in Berlin präsentiert. Voraussichtlich im Jahr 2025 soll die bisherige Gertraudenbrücke abgetragen und vom schmalen Neubau ersetzt werden. Schon 2019 wurden Sofortmaßnahmen wie die Einschränkung des Schwerlastverkehrs getroffen, um die sichere Nutzung der Brücke weiterhin zu gewährleisten. Die neue Brücke mit einer Spannweite von 35 Metern wird Kosten von etwa 40 Millionen Euro für das Land Berlin verursachen.
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