Schlafstätte für Obdachlose in Hamburg
Ein innovatives Werbeplakat bietet einen Schlafplatz für Obdachlose in Hamburg. Alles zu dem Projekt „City Life Billboard”, lesen Sie hier.
Die Europäische Union hat es sich auf die Agenda gesetzt, dass bis zum Jahre 2030 niemand mehr auf der Straße leben müsse. Die deutsche Bundesregierung und die Bundesländer bekennen sich zu diesem Ziel. So auch die Stadt Hamburg. Aktuelle Zahlen zeigen jedoch gegenläufige Entwicklungen. Im vergangenen Jahrzehnt verdoppelte sich die Anzahl der Obdachlosen in Hamburg. Die Statistik lässt Zweifel am Erreichen des hehren Ziels der Stadt aufkommen. Bisher fordern vorrangig soziale Einrichtungen mehr Engagement des Senats in der Thematik. Nun treten auch Werbetreibende mit einer Aktion auf den Plan. Die Agentur Philipp und Keuntje hat in Zusammenarbeit mit dem Straßenmagazin Hinz&Kunzt eine Kampagne mit dem Titel „City Life Billboard“ ins Leben gerufen. Sie haben eine mobile Werbetafel gebaut, auf der Unternehmen nach gängigem Prinzip Anzeigen schalten können. Der Clou: Der Anhänger selbst ist als Schutzraum konzipiert, in dem Obdachlose in Hamburg unterkommen können.
Anfang März stellten die Projektbeteiligten den mobilen Schlafplatz auf dem Hamburger Fischmarkt vor. Der Raum soll 24 Stunden am Tag zugänglich sein – von innen ist er abschließbar. Ausreichende Frischluft ist in dem Anhänger natürlich gewährleistet. Außerdem ist er gedämmt, um vor allem bei niedrigen Temperaturen seinen Zweck als sichere Unterkunft zu erfüllen. An der Front wurde als Außenwand Milchglas verwendet, um die Privatsphäre im Inneren vor neugierigen Blicken zu schützen. Weiterhin wurden ein Notausgang sowie ein Notruf-Knopf eingebaut. Außerdem gibt es eine USB-Steckdose im Inneren zum Aufladen von Geräten. Nach Angaben des Unternehmens wurde der Anhänger vom TÜV zertifiziert. Die verbauten Materialen sind schwer entflammbar. Das Konstrukt insgesamt ist einfach und robust. Die Werbeflächen außen sind für gängige 18/1 Großplakate ausgelegt. Direkt zu Projektstart waren die Flächen bereits für sechs Wochen ausverkauft. Unter anderem Kellog`s, Fressnapf und LinkedIn hatten die Flächen angemietet.
Dauerhafte Unterbringung für Obdachlose als langfristiges Ziel
Durch die so generierten Einnahmen werden zunächst die Kosten für die mobile Unterkunft selbst gedeckt. Rund 5 000 Euro kostet die Anzeigenschaltung für zehn Tage. Das überschüssige Geld geht an einen Fonds, der die dauerhafte Unterbringung von Obdachlosen in Wohnungen fördert. Eine Langzeitlösung sei das Projekt nämlich nicht, betonte eine Sprecherin von Hinz&Kunzt. Deshalb bleibt es vorerst auch bei einem einzigen Anhänger. Dieser wird an prominenten Orten in Hamburg aufgestellt werden und sei dabei eben vorrangig ein Werbeträger. „Die Schutzhütte ist nur ein Symbol.“, sagte die Sprecherin des Straßenmagazins dazu. Mit der Kampagne solle die Thematik in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Grundlegend setze sich Hinz&Kunzt seit Jahren für feste, dauerhafte Unterkünfte ein. Der Geschäftsführer des Magazins, Jörn Sturm, wird in seinen Ausführungen deutlicher: „Wohnen ist ein Grundrecht. Deshalb ist es ein Armutszeugnis für unser Land, dass dieses Grundrecht so vielen Menschen vorenthalten wird.“
Grundrechte von Obdachlosen stützen
City Life Billboards will auf dieses Grundrecht und die Nichteinhaltung des ebenjenen aufmerksam zu machen. Durch die Positionierung an wichtigen Plätzen in Hamburgs Stadtlandschaft kann dies gelingen. Und so gesamtgesellschaftlich und politisch einen Effekt erzielen. Die Stadt Hamburg bietet bisher in den Wintermonaten ein sogenanntes Winternotprogramm an. Dabei werden mehrere hundert Schlafplätze für Obdachlose in Hamburg zur Verfügung gestellt. Das Programm läuft jedoch in der Regel nur bis Ende März. Oft kühlen sich die Temperaturen auch in den Frühlingsnächten danach noch drastisch ab. Was für Menschen auf der Straße verheerende Folgen haben kann. Jörn Sturm sagt, dass so durchaus Todesfälle zu verantworten seien. Das sollte nicht hingenommen werden. „Wohnungslose brauchen ganzjährig unsere Unterstützung.“, fordert er. City Life Billboards leistet dazu einen kleinen Beitrag.
Unter der Kampagnenseite können unter anderem Hinz&Kunzt, sowie Fonds für neue Wohnungsbauprojekte unterstützt werden. Die dringend gebraucht sind, wenn die Null bis 2030 tatsächlich erreicht werden soll.