23.10.2023

Projekt

Grow Together Grow Green von Topotek 1

Das Bild zeigt die Gerüstkonstruktion mit Setzlingen bepflanzt. Im Hintergrund die historische Stadtkulisse.
"Grow Together Grow Green ". credits: Topotek1; Photography by Federico Buscarino

Das diesjährige Landscape Festival in Bergamo und Brescia stand unter dem Motto „Grow Together – Growing Together“. Neben zahlreichen Akteur*innen aus Landschaftsarchitektur, Kultur und Kunst steuerten diesjährig auch Topotek 1 einen Beitrag bei. „Grow Together Grow Green“ ist eine Installation, welche die Stadt durch kollektives Handeln grüner machen soll.

Bergamo im Norden Italiens ist vor allem für seine ausgezeichnete Küche und die historische Altstadt bekannt. Die Cittá Alta – die Oberstadt – erhebt sich majestätisch auf einem Felsen im Zentrum. Le Corbusier sagte über die Piazza Vecchia und das Altstadtensemble, wer nur einen Stein verändere, begehe ein Verbrechen. In dieser besonderen Kulisse findet seit 2011 das Landscape Festival statt. Dieses hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Themenkomplex Landschaft und den Umgang mit Landschaft in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Einst durch den Non-Profit-Vereinigung Arketipos initiiert, hat es sich über die Jahre zu einer bedeutenden internationalen Veranstaltung entwickelt.


Landscape Festival fördert Zusammenwachsen

Das Landschaftsfestival fand vom 07. bis 23. September 2023 statt. Ebenso tragen Bergamo und Brescia dieses Jahr den Titel der Kulturhauptstadt Italiens. Ein Umstand, der dem Landschaftsfestival zu noch mehr Aufmerksamkeit verholfen haben mag. Was bei der Relevanz der Themen, die das Festival abdeckt, einen großer Gewinn für die breite Gesellschaft darstellt. Unter dem Motto „Grow Together – Growing Together“ suchte die Veranstaltung nach Ansätzen des Zusammenwachsens. Dabei kann die Landschaft nicht nur eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen, sondern auch als Ort fungieren, der Mensch, Architektur und Natur in Einklang bringt. Im Zuge des Landschaftsfestival suchten dazu Akteur*innen diverser Sparten nach Wegen, wie Räume zu Orten zum Leben werden können. Und weiter, wie es besonders Orte zu bewahren, zu pflegen und zu kultivieren gilt, um in ihnen zusammen als Individualität und Gemeinschaft zu wachsen.

Die Installation ist begehbar.
Die Installation ist begehbar. credits: Topotek1; Photography by Alessandro Villa

Topotek 1 setzt sich für begrünte Städte ein 

Zu den Akteur*innen des Festivals zählte 2023 auch das Büro Topotek 1. Das Architektur- und Lanschaftsarchitekturbüro entwickelte das Motto „Grow Together“ dabei noch einen Schritt weiter und erweiterte es um den Zusatz „Grow Green“. In Zeiten der Klimakrise ein Thema von hoher Relevanz. Denn um den steigenden Temperaturen – vor allem in Städten – zu begegnen braucht es ein Umdenken. Laut einer Studie aus dem Jahre 2023 könnten die Spitzentemperaturen während Hitzewellen um bis zu einem halben Grad Celsius gesenkt werden, wenn die Städte den Baumbestand um 30 Prozent erhöhten. Was im Einzelfall als kleines Unterfangen erscheinen mag, könnte als flächendeckende Maßnahme einen großen Einfluss nehmen. Dafür ist jedoch die Beteiligung der Gemeinschaft notwendig. „Grow together – grow green“ fordert genau dieses kollektive, umweltbewusste Handeln ein. 

Mehrere Personen befinden sich auf der Gerüstkonstruktion und kümmern sich um die Pflanzen.
Die Setzlinge vor Ort können von den Besucher*innen mitgenommen werden. credits: Topotek1; Photography by Alessandro Villa

Installation „Grow Together Grow Green“

Topotek 1 entwarfen eine Installation, die dazu anregt, gemeinsam das Stadtklima zu verbessern. Sie legten dabei Wert auf eine Intervention, die ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenkommens fördert, das in den letzten Jahren der Pandemie teilweise verloren ging. Dazu entwarfen sie ein Raumerlebnis auf drei Ebenen: Dekonstruktion, Aktivierung und Aufforstung. Die Installation funktioniert als modulare Struktur aus Gerüsten, die mit Setzlingen von für die Region typischen Arten bepflanzt wird.

Die Materialwahl fiel auf die Gerüste als leichtes und wiederverwendbares System. So kann die Installation nicht nur einfach auf- und abgebaut werden, sondern die Struktur hat darüberhinaus auch einen nahezu unbegrenzten Lebenszyklus und kann an verschiedenen Orten wiederverwendet werden. So geschehen etwa auf dem Fuorisalone in Mailand, wo Topotek 1 bereits einen Prototyp der Installation ausgestellt hatte. Das Gerüst ist begehbar und lud sowohl in Mailand als auch nun in Bergamo Besucher*innen ein, auf den verschiedenen Ebenen herumzuwandern. Gleichzeitig wurde der Ort durch ein buntes Programm bespielt. Als ein Höhepunkt galt dabei die Vorführung von „Homo Urbanus“, einer Serie von 10 Filmen der Künstler und Filmemacher Beka & Lemoine. Das gut besuchte Event zeigte, wie die Installation als Bühne für gemeinschaftliche Zusammenkünfte funktionieren kann. Die Wandelbarkeit offenbart sich gleichsam in der Pflanzung. Denn durch das Wachstum der eingeplatzten Setzlinge, veränderte sich mit der Zeit die Wahrnehmung des Ortes. 

Die Besucher*innen pflanzen die Setzlinge in der Stadt aus. credits: Topotek1; Photography by Alessandro Villa

Mehr Grün als Verantwortung aller 

Topotek 1 erschufen jedoch nicht nur ein temporäres Erlebnis während des Festivals. Denn die Installation sollte über die eigenen Grenzen hinauswachsen. Dazu konnten sich die Besucher*innen registrieren lassen und dann Setzlinge zum Einpflanzen in der ganzen Stadt mitnehmen. Mithilfe der Registrierung appellierten Topotek 1 an das Verantwortungsgefühl der Besucher*innen. Denn im Zuge ebenjener wurden die Beteiligten aufgefordert, sich auch weitherin gut um die Setzlinge zu kümmern und den Prozess über Instagram und die Website der Veranstaltung zu dokumentieren. Der Weg der jungen Pflanzen von der Abholung bei der Veranstaltung bis zur endgültigen Einpflanzung im eigenen Garten oder anderswo in der Stadt wurde so öffentlich nachvollziehbar. Durch die Einladung, die Setzlinge mit nach Hause zu nehmen, und die Replizierbarkeit der Intervention erhoffen sich Topotek 1 eine dauerhafte Performance und nicht nur eine temporäre Installation. 

„Als lebendiger künstlerischer Raum und gleichzeitig als soziales Werkzeug überdenkt das Projekt die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen und unsere Umwelt beeinflussen, und betont das Potenzial eines gemeinschaftlichen Prozesses, der von den Handlungen des Einzelnen abhängt: die Möglichkeit, gemeinsam zu wachsen und grün zu werden.“, beschreiben Topotek 1 ihr Projekt. Damit treffen sie genau das Motto des Festivals. Und manifestieren, welche Bedeutung das Kollektiv auf gesamtgesellschaftlicher Ebene für den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt hat. Denn die Intervention „Grow together – grow green“ konnte nur durch eine breite und aufmerksame gesellschaftliche Beteiligung gelingen. Diese Botschaft gilt es vom Festival für die vielfachen Herausforderungen und Krisen der realen Welt mitzunehmen.

Auf einem Platz im Dämmerlicht steht die Konstruktion, die sich pyramidenförmig nach oben staffelt. Sie ist bepflanzt und beleuchtet.
Bei Nacht entfaltet die Installation eine besondere Atmosphäre. credits: Topotek1; Photography by Alessandro Villa
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