17.07.2023

Gesellschaft

Hochhausstudie München 2023: Diskussion über hohe Gebäude

Die meisten Gebäude in München sind deutlich niedriger als 99 Meter - so hoch ist der höhere Turm der Liebfrauenkirche. Bildquelle: Pixabay
Die meisten Gebäude in München sind deutlich niedriger als 99 Meter - so hoch ist der höhere Turm der Liebfrauenkirche. Bildquelle: Pixabay

Schon seit den 1970er Jahren diskutiert die Stadt München, wie am besten mit Hochhäusern umgegangen wird. Eine neue Hochhausstudie schlägt nun aktuelle Beurteilungsgrundlagen vor, die auch Themen wie Nachhaltigkeit und Klima berücksichtigen. Mehr zu der Münchener Hochhausstudie 2023 hier.


Hochhäuser ja – aber nicht um jeden Preis

In München gab es bereits in den Jahren 1977 und 1995 Studien zum Thema Hochhäuser im Münchner Stadtgebiet. Nun ist eine aktuelle Hochhausstudie als Fortschreibung der vorhandenen Studien erschienen. Sie dient dazu, die Position der bayerischen Landeshauptstadt im Umgang mit Hochhäusern zu klären und aktuelle Beurteilungsgrundlagen für Hochhausprojekte zu schaffen. Der Studie ging ein umfangreicher Diskussions- und Beteiligungsprozess voraus. Neue Themen wie Nachhaltigkeit und Klima sowie die Berücksichtigung von Sichtachsen finden sich nun in der Studie.

Nach einer Anhörung der Bezirksausschüsse entschied der Planungsausschuss des Münchner Stadtrats, dass die Ergebnisse der Studie künftig in Planungsverfahren angewendet werden sollen. Das Ziel ist, hohe Häuser in der Stadt so zu planen, dass sie einen Mehrwert für die Gesellschaft und ihre Umgebung bieten. Schon früh im Planungsverfahren soll so mehr Qualität garantiert werden.

Als fachliche Grundlage für das Planungsverfahren für Hochhäuser und profilüberragende Gebäude stellt die Hochhausstudie München einen Leitfaden für Planer*innen und Investor*innen dar. Sie erläutert den Planungsprozess und Anforderungen an Bauprojekte. Daraus lässt sich zwar kein Baurecht ableiten, aber die Studie bietet dem Stadtrat in Ergänzung zum Bauleitplanverfahren wichtige Informationen. Ihre Haltung lautet „Hochhäuser ja – aber nicht um jeden Preis“.

Hochhäuser in München sollen so geplant werden, dass sie der Gesellschaft und der Umgebung einen Mehrwert bringen. Bildquelle: Pixabay
Hochhäuser in München sollen so geplant werden, dass sie der Gesellschaft und der Umgebung einen Mehrwert bringen. Bildquelle: Pixabay

Nachhaltigkeit im Vordergrund

Künftig sollen Hochhäuser in München nur an geeigneten Standorten errichtet werden. Dabei gilt es, hohe gestalterische, ökologische und gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen, um sicherzugehen, dass das Gebäude einen Mehrwert bietet. In der Tradition der „Münchner Linie“ zielt die Hochhausstudie darauf ab, eine Balance zwischen der Stadtbildbewahrung und zeitgemäßem Bauen zu finden. Ziele wie Klimaneutralität, Langlebigkeit und Nutzungsflexibilität sowie das Schwammstadtprinzip sind dabei zu berücksichtigten.

Die Hochhausstudie München besteht aus mehreren Bausteinen:

  • Grundlagentexte und -karten erklären die Rahmenbedingungen für den Bau von Hochhäusern.
  • Ein Räumlicher Leitplan hilft dabei, Hochhausprojekte in den gesamtstädtischen Kontext einzuordnen.
  • Ein Katalog mit Qualitätskriterien bildet die Messlatte für besondere Anforderungen an Hochhausplanungen und den Mehrwert, den diese bringen müssen.

Das Münchner Studio Büro 03 Architekten hat den Entwurf für die Hochhausstudie 2023 erstellt. Dieser wurde schon im Jahr 2020 im Stadtrat vorgestellt und dann in einem umfangreichen Informations- und Beteiligungsprozess diskutiert. Auch eine öffentliche Gesprächsreihe unter dem Titel „Hoch hinaus?“ fand zum Thema statt. Dabei stand stets die Nachhaltigkeit neuer Bauprojekte im Vordergrund. Zudem äußerten viele Bürger*innen und Fachleute Bedenken zu Blickbeziehungen in der Stadtsilhouette – bis heute ist der O2-Tower in München-Moosach, mit 146 Metern das höchste Gebäude der Stadt, vielen ein Dorn im Auge.

Der O2-Tower ist mit 146 Metern Münchens höchstes Gebäude. Bildquelle: Pixabay
Der O2-Tower ist mit 146 Metern Münchens höchstes Gebäude. Bildquelle: Pixabay

München bleibt weiterhin streng bei Hochhäusern

Eine wichtige Entwicklung im Rahmen der Hochhausstudie München besteht darin, dass sich der Stadtrat gegen Bürohochhäuser ausgesprochen hat. Zudem sind die Vorgaben für alle künftigen Bauten mit über 80 Metern Höhe sehr streng. Schon seit Jahrzehnten wird in München diskutiert, wie hoch Gebäude in der Stadt sein dürfen. Die magische Zahl lautet 100 Meter, denn der höhere der beiden Türme der Frauenkirche München misst 99 Meter. Zwar gibt es schon Gebäude, die den Dom überragen, aber grundsätzlich soll dies vermieden werden.

Die Hochhausstudie München 2023 schreibt nicht genau vor, wo gebaut werden darf, sondern weist stattdessen möglicherweise geeignete Gebiete aus. Sie unterscheidet fünf verschiedene Höhenvorgaben, wobei sogenannte Stadtzeichen, die weithin sichtbar sind, über 80 Meter messen. Sie sollen dort stehen, wo es bereits andere Hochhäuser gibt und wo Sichtachsen nicht gestört werden. Bezahlbarer Wohnraum, Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und Nachhaltigkeit im Bau sind wichtige Kriterien für neue Hochhäuser.

Insgesamt zeigt die Studie, dass die bayerische Landeshauptstadt streng ist, was den Hochhausbau angeht. Allzu hohe Gebäude sind nicht erwünscht. Aber dennoch sind Lösungen für den Wohnungsmangel gefragt. Hier ist der Stadtrat in der Verantwortung.

Das neueste Hochhaus in München wird das Candid-Tor von MVRDV – es soll 64 Meter hoch sein.

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