Selfies erlaubt?
Wer hat schon mal ein Selfie an einer Gedenkstätte gemacht? Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene treiben die Selbstdarstellung in Sozialen Medien wie Facebook und Instagram zur Perfektion. Doch wann ist diese Selbstinszenierung okay und wann geht sie zu weit?
Projekt “Yolocaust”
Vor allem mit Letzterem beschäftigt sich der Autor und Satiriker Shahak Shapira in seinem Anfang diesen Jahres veröffentlichten Online-Projekt „Yolocaust“. Shapira äußert darin auf brutale Art und Weise seine kritische Beurteilung unserer heutigen Erinnerungskultur. Durch eine Kombinationen von Selfies am Holocaust-Mahnmal in Berlin, die auf sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, mit historischen Aufnahmen aus Konzentrationslagern möchte er die Menschen aufrütteln und sie dazu anregen, sich wieder mehr mit der eigentlichen Bedeutung von Gedenkstätten auseinanderzusetzen als mit dem nächsten, möglichst aufsehenerrgenden Profilbild. Dass die 2 711 Stelen des amerikanischen Architekten Peter Eisenmann an die grausame Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden erinnern sollen und nicht nur eine ausgefallene Fotokulisse darstellen, scheint Shapiras Ansicht nach im Selbstdarstellungswahn unseres Zeitalters in den Hintergrund gedrängt zu werden. Die Drastik seiner Darstellungen rechtfertigt der Künstler mit dem in seinen Augen teils gedanken- und respektlosen Verhalten der Besucher des Mahnmals und den erschreckenden Hashtags wie „Jumping on dead Jews“, die in Kombination mit den Selfies im Internet kursieren.
Nach nur einer Woche wurde die Website seines Projekts bereits über 2,5 Millionen mal aufgerufen, sein Facebook-Post wurde mehrere tausend Mal geteilt und von unzähligen Nutzern kontrovers diskutiert.
Meinungen
Aber wie steht es an der Berliner Gedenkstätte wirklich mit der digitalen Selbstinszenierung und was sagen Besucher vor Ort dazu? Eindrücke und Stimmen dazu liefert dieses Video: