Hongkong Stadtentwicklung – neuer Metropolis Plan

Im vergangenen Oktober stellte Carrie Lam den neuen „Metropolis Plan“ für Hongkong vor. Er fokussiert im Besonderen ein 300 Quadratkilometer großes Gebiet an der Grenze zum Festland in Shenzhen. Welche Stadtentwicklung in Hongkong nach den monatelangen, politischen Unruhen nun ansteht, lesen Sie hier.

Im Oktober 2021 stellte Carrie Lam, Hongkongs Chief Executive, den neuen Hongkong Metropolis Plan vor. Sie sagte, der Plan sei ein Neuanfang für Hongkongs Stadtentwicklung nach dem 2019 verhängten nationalen Sicherheitsgesetz, das zu politischen Unruhen in Hongkong geführt hatte.

Der Hongkong Metropolis Plan soll die seit langem bestehende Wohnungsknappheit in der Stadt unter chinesischer Verwaltung bekämpfen. Die Behörden in Hongkong und Peking sehen den unbezahlbaren Wohnraum als Auslöser für die Proteste. Sie richteten sich gegen die Regierung und fanden in den Jahren 2019 und 2020 statt.

Carrie Lam kündigte an, dass die „Northern Metroplis“ im Mittelpunkt der Pläne für Hongkong Stadtentwicklung stehe. Diese nördliche Metropole würde an der Grenze zum Festland in Shenzhen liegen und rund 300 Quadratkilometer umfassen. Letztendlich sollen in dieser Erweiterung Hongkongs etwa 926 000 Wohnungen entstehen. Mehr als die Hälfte dieser Wohnungen wird neu gebaut werden. In der Northern Metropolis werden bis zu 2,5 Millionen Menschen leben.

Nach dem neuen Metropolenplan von Hongkong wird die Northern Metropolis das Zentrum für Innovation und Technologie der Stadt sein und sich somit zu Hongkongs Silicon Valley entwickeln.

Die ständigen politischen Auseinandersetzungen mit China machen die Umsetzung jeder neuen Politik in Hongkong schwierig. Als Hongkong 1997 unter chinesische Herrschaft zurückkehrte, vereinbarte Hongkong und China die Formel „ein Land, zwei Systeme“.

Maßnahmen wie das Gesetz zur Änderung des Anti-Auslieferungsgesetzes von 2019 haben zu Konflikten geführt. Der neue Metropolenplan für Hongkongs Stadtentwicklung wird ebenfalls mit Hindernissen zu kämpfen haben, wie beispielsweise einem „veralteten Ansatz für die Flächennutzungsplanung, einer unzureichenden Entwicklung der Infrastruktur und dem Fehlen eines straffen Genehmigungsprozesses für die Überprüfung von Grundstücken und das Genehmigungsverfahren“, so die South China Morning Post.

Damit die nördliche Metropole gebaut werden kann, muss die chinesische Regierung die Zusammenlegung und Konsolidierung von Grundstücken ermöglichen. Außerdem muss die Grundstücksquote angehoben werden, um das im neuen Metropolenplan von Hongkong skizzierte Potenzial freizusetzen.

Carrie Lam ging auf diese Bedenken ein, als sie den Plan im Oktober 2021 vorstellte. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Hongkong den Mangel an Grundstücken durch Maßnahmen wie die Rückgewinnung von Grundstücken ausgleichen kann. Die nördliche Metropole werde ein Anreiz für die chinesische Regierung sein, mehr Land zur Verfügung zu stellen, hoffte sie.

Auch die Mobilität spielt im neuen Plan für die Metropole Hongkong eine wichtige Rolle, da sie die Integration mit Shenzhen und der umliegenden Greater Bay Area erleichtert.

Kritiker haben bemängelt, dass der neue Metropolenplan für Hongkong keine kurzfristigen Maßnahmen vorsieht. Obwohl die nördliche Metropole dazu beitragen wird, die Rolle der Stadt als globales Finanzzentrum zu ergänzen, ist die Zahl der neuen Wohneinheiten geringer als von Beobachtern erwartet.

Eddi Hui, stellvertretender Leiter der Abteilung für Bau- und Immobilienwesen an der Polytechnischen Universität, sagte, Lam habe es versäumt, Optionen zur Linderung der Wohnungsknappheit vorzuschlagen.

Die Hoffnungen auf mehr erschwinglichen Wohnraum ruhen nun auf dem neuen Chief Executive von Hongkong. Die Wahlen finden am 27. März 2022 statt. Die politische Ansprache von Carrie Lam im Oktober war ihre letzte.

Seit 1997 hat jeder Regierungschef bezahlbaren Wohnraum zu einer Priorität der Hongkonger Stadtentwicklung gemacht. Gegenwärtig leben viele der unteren Einkommensschichten der Stadt in beengten Verhältnissen, ohne die Aussicht, jemals ein eigenes Haus zu besitzen. Darüber hinaus haben die Preise für Privatwohnungen aufgrund des begrenzten Angebots und des großen Kapitalflusses von Käufern aus dem Festland ein Rekordhoch erreicht.

Nach Angaben von Reuters beträgt die durchschnittliche Wartezeit für Sozialwohnungen in Hongkong 5,5 Jahre und nimmt stetig zu. Sogar in den ländlichen Gebieten rund um das Stadtzentrum sind die Immobilienpreise in die Höhe geschossen.

Smart City Hongkong

In einer kürzlich durchgeführten Studie über Hongkongs vernetzte Zukunft hat KPMG China Immobilien und Verkehr als zentrale Herausforderungen für Hongkong ermittelt. Die Stadt ist bereits für ihre fortschrittlichen, intelligenten Funktionen bekannt, doch um auch ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, muss sie sich diesen Herausforderungen noch stärker widmen.

Die intelligente und nachhaltige Stadtentwicklung ist ein ständiger Schwerpunkt der Stadtplanung Hongkongs, auch über den neuen Hongkong Metropolis Plan hinaus. Die intelligente Transformation von Hongkongs Stadtentwicklung beinhaltet das Ziel, bis 2050 kohlenstoffneutral zu sein.

Die KPMG-Studie zeigt, dass viele Einwohner*innen Hongkongs zwar digitale Dienste nutzen, der Zugang zu erschwinglichem Wohnraum und einer bezahlbaren Gesundheitsversorgung aber nach wie vor ein wichtiges Anliegen ist. Im Rahmen der Initiative für eine intelligente und nachhaltige Stadt plant Hongkong die Schaffung künstlicher Inseln mit bis zu 400 000 Wohneinheiten, die auf zurückgewonnenem Land errichtet werden sollen.

Alan Yau, Head of Real Estate, Hongkong, KPMG China, erklärt: „In Hongkong wird derzeit viel Wert auf die Sanierung gelegt, einschließlich Planung, Baugenehmigungen, Landprämien/Zoneneinteilung, Überprüfung des Grundstücksverhältnisses und Anreize zur Schaffung umweltfreundlicherer und zweckmäßigerer Gebäude. Jetzt, wo es Anreize gibt, brauchen wir eine konzertierte Aktion, um Sanierungsprojekte zum Leben zu erwecken.“

Mehr Stadtentwicklungs-Projekte in Hongkong: Vor kurzem öffnete das neue Museum M+ Hongkong von Herzog & de Meuron und Vogt Landschaftsarchitekten.