30.06.2023

Gesellschaft

Immergrüne Bäume: Was bringen sie in der Stadt?

Solange sie professionell gepflanzt und versorgt werden, sind immergrüne eine lohnenswerte Wahl. Bildquelle: Unsplash
Solange sie professionell gepflanzt und versorgt werden, sind immergrüne eine lohnenswerte Wahl. Bildquelle: Unsplash

Immergrüne Bäume und Pflanzen bieten das ganze Jahr über Schutz vor Wind und Sonne. Doch ihre Pflege hat es in sich. Wie immergrüne Pflanzen in der Stadtplanung und Landschaftsarchitektur zum Einsatz kommen, lesen Sie hier.


Mehr Biodiversität und Abwechslung dank immergrüner Bäume

Immergrüne Bäume und Pflanzen haben das ganze Jahr über Blätter. Damit bieten sie Wind-, Sonnen- und Sichtschutz. Dank ihrer Farbe bringen sie auch im Winter Lebendigkeit und Abwechslung in Grünflächen. Zudem finden Tiere Schutz vor Kälte und Fressfeinden, wenn sie das dichte Blattwerk nutzen.

Insbesondere in kleinen Gärten sind immergrüne Kugelbäume sehr beliebt. Diese Zierpflanzen müssen regelmäßig in Form geschnitten werden. In Parks und größeren Grünanlagen kommen eher Bäume in voller Größe zum Einsatz, die ein dichtes Blätter- oder Nadelkleid bieten. Viele von ihnen lassen sich auch als Hecke pflanzen.

Zu den immergrünen Bäumen gehören die Europäische Stechpalme, die Wintergrüne Eiche und die Immergrüne Magnolie. Unter den Pflanzen sind Efeu, Knöterich, Winterjasmin, Geißblatt, Bambus, Kirschlorbeer und Thuja dafür bekannt, das ganze Jahr über grün zu sein. In der Gartensaison fallen die immergrünen Bäume weniger auf, aber ab dem Spätherbst zeigen sie ihre Qualitäten.

In der Landschaftsarchitektur sind immergrüne Bäume beliebt, da sie wohltuende Farbakzente setzen. Sie bringen Struktur und Lebendigkeit in das Garten- oder Parkbild und sind dabei sehr nützlich: In einer dichten Reihe gepflanzt können sie als blickdichte, immergrüne Hecke sorgen und somit Privatsphäre bieten. Und auch für die Biodiversität sind sie gut. Zum Beispiel bietet die Europäische Stechpalme oder Ilex bis spät in den Winter Beeren, die für Vögel lebenswichtig sind.

Immergrüne Bäume bringen das ganze Jahr über willkommene Farbakzente. Bildquelle: pxhere
Immergrüne Bäume bringen das ganze Jahr über willkommene Farbakzente. Bildquelle: pxhere

Immergrüne Bäume als Klimaretter

Immergrüne Bäume sind dafür bekannt, ihr Blattwerk unabhängig von der Jahreszeit zu tragen. Viele Pflanzen ersetzen die Blätter regelmäßig, wobei die alten abfallen. Dies fällt jedoch weniger auf als etwa bei Laubbäumen, da direkt neue Blätter oder Nadeln nachkommen. Bäume, die ihre Blätter für mindestens ein bis zwei Jahre behalten, gelten als ganzjährig immergrün oder dauergrün und somit als winterhart. Dazu gehören neben Nadelbäumen auch einige Laubbäume. Sie stellen in jeder Jahreszeit einen Hingucker dar. Gerade in der Innenstadt sind sie deshalb beliebte Gestaltungselemente.

Neben den optischen Vorteilen punkten immergrüne Bäume auch damit, noch mehr Sauerstoff zu produzieren als andere Bäume. Sie sorgen somit das ganze Jahr über für ein verbessertes Klima, was ebenfalls in der Stadt besonders wichtig ist. Und da sie ihr Laub nicht abwerfen, gibt es weniger Bedarf für eine Gehwegreinigung. Ilex, Wintergrüne Eichen und Immergrüne Magnolien sowie die Europäische Eibe und Portugiesischer Kirchlorbeer sind dafür Beispiele. Auch die Rote Glanzmispel gehört zu den immergrünen Bäumen.

Außerdem können immergrüne Bäume einige Folgen des Klimawandels mindern: In bestimmten Regionen kommt es oft zu starken Winden und Stürmen. Wenn die Bäume an der richtigen Stelle gepflanzt werden, können sie einem Sturm bis zu 50 Prozent seiner Stärke nehmen. Da Herbst und Winter typische Jahreszeiten für Stürme sind, stellen immergrüne Bäume hier die erfolgreichste Lösung dar. Darüber hinaus helfen Bäume dabei, die wärmer werdenden Temperaturen in Städten zu mildern, da sie mit ihrer Verdunstung wie eine Klimaanlage wirken.


Immergrüne Bäume sind anspruchsvoll

Robuste Koniferen sind eine simple Möglichkeit, immergrüne Pflanzen und Hecken zu pflanzen. Auch immergrüne Stauden und Sträucher, wie etwa Rhododendron oder Buchsbaum, sind in großer Zahl vorhanden und wachsen hierzulande problemlos. Bei den Laubbäumen ist die Artenvielfalt hingegen eher überschaubar. Mit der geeigneten Pflege können sie trotz der klimatischen Herausforderungen gut überleben.

Solange immergrüne Bäume und Pflanzen an einem geschützten Ort stehen, haben sie gute Chancen auf ein langes Leben. Sie sollten vor kalten Ostwinden und direkter Mittagssonne geschützt sein. Sonnige Tage mit gefrorenem Boden sind gefährlich: In dieser Situation können die Bäume vertrocknen, da über ihre Blätter weiter das Wasser verdunstet, die Wurzeln aber keine Feuchtigkeit aus dem Boden aufnehmen können. Außerdem stellt das dichte Blätterkleid mehr Angriffsfläche für Winterstürme und Schnee dar als kahle Laubbäume. Dementsprechend benötigen immergrüne Bäume und Pflanzen einen geeigneten Ort.

Im Herbst sollte der Boden rund um den Baum gut mit Herbstlaub bedeckt sein, um vor Frost und verdunstender Feuchtigkeit zu schützen. Am besten werden die Bäume an frostfreien Wintertagen gegossen. Dünne Schneeschichten sind ungefährlich, aber schwerer Nassschnee führt zu mehr Arbeit. Denn unter dem hohen Gewicht ist es leicht möglich, dass Äste abbrechen.

Zwar haben immergrüne Bäume großes Potenzial zur Milderung von Klimawandelfolgen, aber sie sind auch nicht leicht zu pflegen. Bildquelle: Public Domain Pictures
Zwar haben immergrüne Bäume großes Potenzial zur Milderung von Klimawandelfolgen, aber sie sind nicht leicht zu pflegen. Bildquelle: Public Domain Pictures

Die Lebenserwartung von Bäumen in der Stadt erhöhen

Insbesondere in Städten und in Gegenden, wo viele Stürme und starke Winde zu erwarten sind, bieten immergrüne Bäume viele Vorteile. Zugleich sind die Standortbedingungen für Bäume in Städten ohnehin oft suboptimal. Die bestimmten Ansprüche von immergrünen Bäumen sind dann noch schwerer zu erfüllen. Der begrenzte Raum in der Stadt geht daher oft an die immer gleichen Arten, die leichter zu pflegen sind, wie etwa Linden oder Rosskastanien.

Diese Herausforderungen sprechen dafür, mehr Forschung und Geld in städtische „Zukunftsbäume“ zu stecken. Denn Bäume haben das Potenzial, Klimawandelfolgen abzumildern und zugleich die Lebensqualität zu erhöhen. Jedoch brauchen sie Fachwissen. Die Pflanzplanung ist vor allem eine lokale Angelegenheit, die Erfahrung und Wissen zu den Bedingungen des jeweiligen Standortes und zu den Boden- und Wetterbedingungen benötigt.

Ein optimaler Baumstandort in der Stadt besteht vor allem aus ausreichend Raum, was angesichts der zunehmenden Verdichtung von Städten eine Schwierigkeit darstellt. 12 Kubikmeter Wurzelraum sind ein Mindestwert für Bäume. Hat ein Baum nicht ausreichend Platz, wird er nach einigen Jahrzehnten vergreisen, kürzere Triebe und Totholz bilden und krankheitsanfälliger sein. Dies reduziert seine Lebenserwartung deutlich: Durchschnittlich leben Bäume in der Stadt laut bdla nur 40 bis 50 Jahre, was angesichts des hohen Pflegeaufwands viel zu wenig ist.

Bäume in der Stadt kühlen, spenden Schatten, bieten Sichtschutz und mildern starke Winde. Bildquelle: pxhere
Bäume in der Stadt kühlen, spenden Schatten, bieten Sichtschutz und mildern starke Winde. Bildquelle: pxhere

Nachhaltige Pflege von Bäumen in der Stadt

Bäume sind Schattenspender für Menschen, Gebäude und Oberflächen. Sie reduzieren die Wärmeabstrahlung der Stadt, filtern Staub und Schadstoffe, und dienen als Schutz vor Hitzeinseln sowie Stürmen und starken Winden. Außerdem tragen sie wesentlich zur Biodiversität bei und sind ein wertvoller Lebensraum. Darum ist es kein Wunder, dass das Pflanzen von Bäumen ein beliebtes, positiv besetztes und auch öffentlichkeitswirksames Mittel ist, um Engagement für die Umwelt zu bezeugen. Und immergrüne Bäume bieten diese Vorteile das ganze Jahr über.

Dabei ist es wichtig, zu beachten, dass Bäume in der Stadt ihr volles Potenzial erfüllen können. Ist dies nicht der Fall, gehen viele mögliche Vorteile verloren. Manchmal handelt es sich sogar um „Greenwashing“. Häufig wird jedoch einfach verbessert, dass Bäume ausreichend Raum – und Wasser – benötigen, um ihre wichtigen Ökosystemdienstleistungen zu erfüllen. Große Bäume benötigen laut bdla an heißen Tagen bis zu 400 Liter Wasser an Tag. Diese Menge muss im Boden vorhanden sein oder extern zugeführt werden. Und gerade junge Bäume benötigen ebenfalls viel Wasser, um wachsen zu können. Daher ist die ausreichende Bewässerung von Bäumen eine nachhaltige und effektive Klimaanpassungsmaßnahme.

Stadtplaner*innen sollten daher nicht nur die Planung und das Pflanzen von Bäumen unterstützen, sondern auch ihre mindestens dreijährige Entwicklungspflege. Zunehmende Hitze- und Trockenperioden, Personalmangel in vielen Kommunen sowie die nachhaltige Beschaffung junger Bäume sind weitere wichtige Faktoren. Erfahrene und kreative Expert*innen sollten das Potenzial immergrüner und anderer Bäume kennen und in der Stadt entsprechend einsetzen.

Weiterlesen: In „Seeing Trees“ vergleicht Autorin Sonja Dümpelmann Straßenbäume in Berlin und New York City miteinander.

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