Die neue Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) möchte Lösungen für die Zukunft des Bauens und des Zusammenlebens in wirtschaftsstarken Regionen aufzeigen. Dafür wurde nun im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs ein Siegerentwurf für das neue Inselquartier in Stuttgart gekürt. Näheres erfahren Sie hier.
Das gekürte IBA’27-Projekt
Mit der Stuttgarter Weißenhofsiedlung haben 1927 die Größen der Weltarchitektur die Moderne eingeläutet. Jetzt greift die IBA’27 hundert Jahre später die damaligen Themen wieder auf: Wie sieht die Zukunft des Bauens aus? Wie funktioniert das Zusammenleben in wirtschaftsstarken Regionen?
Also lobten die IBA’27, die StadtRegion Stuttgart GmbH und die Grundstückseigentümer*innen einen internationalen Wettbewerb aus. Der Entwurf „Inselquartier“ der holländischen NL Architects wurde hierbei als erster Platz zum IBA’27-Projekt ernannt und soll uns Antworten liefern.
Nachhaltige Leitgedanken
Das Areal liegt an der Inselstraße 140/144 in Stuttgart-Untertürkheim. Es umfasst knapp einen Hektar und diente früher Gewerben. Was das Planungsgebiet außerdem interessant macht, ist seine Lage zwischen Neckarufer und denkmalgeschütztem Wasserkraftwerk. Das noch bestehende Bürogebäude von Daimler aus den 1970er Jahren war ursprünglich frei zum Abriss.
Der Siegerentwurf „Inselquartier“ schlägt stattdessen eine Umnutzung vor. Dieser Ansatz folgt demnach schon eher dem Leitgedanken einer nachhaltigen Architektur. Sensibel und ressourcenschonend gibt das Planungsbüro dem Bestandsgebäude eine gestapelte Grundtypologie. Zusätzlich planen NL Architects sechs unterschiedlich proportionierte Wohnbauten in Holzbauweise. So lassen sich neue Typologien und Lebensformen generieren. Und zwischen den bunten Bauten spannen sich in den Freianlagen verschieden dimensionierte Platzsituationen auf.
Experimenteller Quartiersmittelpunkt
Der IBA’27-Intendant, Andreas Hofer, äußerte sich wie folgt zum „Inselquartier“: „Die Verbindung von Wohnen und Arbeiten, die schöne Lage am Fluss, preisgünstiges Bauen durch rationelle Konstruktion und serielle Holz-Modulbauweise, der Erhalt des Bestands statt Abriss: all das passt sehr gut zu den Ansätzen der IBA“.
Anstelle des Industriestandortes schafft man nun Platz für circa hundertvierzig Wohnungen. Die Erdgeschosszonen beinhalten dabei soziale Räume sowie neues Gewerbe. So entsteht ein experimenteller Quartiersmittelpunkt mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und Charakteren. Zwecks einer nachhaltigen Energieversorgung plant man auf den Dächern Solaranlagen und Regenwasserspeicher. Dazu gibt es ein Energiekonzept, in dem Wärmepumpen die Energie des Neckarwassers nutzen. Des Weiteren soll das dortige Wasserkraftwerk erhalten werden und weiterhin der Stromerzeugung dienen.
Von Industrie zu Inselidylle
Der Siegerentwurf legt Wert auf gemeinschaftliche Flächen — sowohl im Innen- als auch Außenbereich. Gemeinschaftsräume, wie Co-Working Flächen, ergänzen im Gebäude den individuellen Wohnraum. Auch die Dachflächen aktiviert man für eine Gemeinschaftsnutzung. Dies erfolgt als Terrasse, Bereich zum Gärtnern oder als Spiel- und Sportfläche. Die ebenerdigen Freianlagen bieten dabei verstreut Spielstätten und Picknickplätze. Ein weiteres Plus: Im Entwurf sind sowohl Fassaden als auch Dächer begrünt. So kommen Insekten und Vögel an Nisthilfen und Futter. Der Entwurf „Inselquartier“ beabsichtigt außerdem, das Neckarufer zu renaturieren. Die Verbindung zum Fluss könnte man beispielsweise mit Stegen, schwimmenden Gärten und einer Sauna verstärken.
Umformung des Entwurfs
Der Siegerentwurf „Inselquartier“ wird momentan umgeplant. Dafür entwickeln NL Architects zusammen mit dem Stuttgarter Planungsbüro a+r Architekten, den Zweitplatzierten im Wettbewerbsverfahren, das Planungsgebiet weiter. Pünktlich zum Jahr 2027 wird das Wohnen am Fluss mit dem „Inselquartier“ dann für die IBA fertiggestellt. Wir dürfen gespannt sein.