Der Stoff, der Kohlenstoffdioxid dauerhaft im Boden hält: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Pietsch und Dr.-Ing. Heino Kamieth stellen in Hamburg ein Substrat aus Kompost und Pflanzenkohle vor, das sowohl Kleingärtner*innen als auch dem Klima hilft.
Den Anstieg des CO2-Anteils in der Atmosphäre abzubremsen, ist eines der wichtigsten Ziele im Kampf gegen den Klimawandel. Ökosystemleistungen können dabei wertvolle Beiträge erbringen. In der traditionsreichen Hamburger Patriotischen Gesellschaft stellte Jürgen Pietsch, emeritierter Professor der TU Hamburg und Begründer des Ecosystems Cultivation Office, konkrete Wege zur Umsetzung vor. Unterstützung leistet dabei Dr.-Ing. Heino Kamieth, ehemals Bereichsleiter Forsten, Landschaftsräume und Naturschutz der Stadt Hannover.
Beide beschäftigten sich seit mehreren Jahrzehnten mit stadtökologischen Themen – Pietsch im universitären Kontext, Kamieth auf Basis städtischer Grünentwicklung. Sie treibt die Frage um, wie man CO2 insbesondere in städtischen Böden dauerhaft speichern kann.
Im Fokus ihrer Forschung stehen Ökosystemleistungen, die zu den Schlüsselkonzepten bei der Bekämpfung der globalen Klimaerwärmung zählen. Das Speichern von Kohlenstoff im Boden (Soil Carbon Sequestration) kann der Erdatmosphäre Kohlendioxid und andere klimaschädliche Kohlenstoffverbindungen entziehen – ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz.
Dauerhafte Kohlendioxid-Einlagerung im Boden
Bekanntlich speichern Böden global betrachtet rund viermal so viel Kohlenstoff wie die Vegetation und mehr als doppelt so viel wie die Atmosphäre. Bisherige Konzepte bezogen sich dabei auf die Renaturierung und erneute Vernässung von Mooren oder die Landwirtschaft. Wettbewerber-Projekte gibt es für viele Ökosystemelemente mit Ausnahme der CO2-Bindung in Gartenböden.
Jürgen Pietsch nimmt mit seinem Konzept erstmals Potentiale des städtischen Raumes in den Blick. Denn Gartenböden, auf denen Obst und Gemüse angebaut sind, speichern aufgrund ihres Humusgehalts rund fünfmal mehr CO2 als landwirtschaftliche Flächen.
Pietsch belässt es jedoch nicht bei Zahlenspielen, sondern konzipiert ein Bündel an vernetzen Mechanismen, wie Ökosystemleistungen im städtischen Raum durch Verbesserung der Böden wirksam sein können: Ein durchdachtes, nachhaltiges Kreislaufmanagement.
Ein für lange Zeit vernachlässigtes Element im städtischen Mix urbaner Grünräume erhält dabei neues Gewicht – die Kleingärten. Allein in Hamburger Kleingärten lassen sich jährlich bis zu 50 000 Tonnen CO2 dauerhaft speichern, errechnete Pietsch. Als Vergleichsgröße nennt er die im Nachhaltigkeitsbericht der Hamburger Sparkasse Haspa ausgewiesenen 6 322 Tonnen, die das Institut jährlich an CO2-Äquivalenten zu kompensieren hat.