31.01.2023

Projekt

Karen Blixens Plads in Kopenhagen

Die Luftaufnahme zeigt im Hintergrund mehrstöckige Gebäude. Davor einen hell belegten Platz, der Karen Blixen Plads, aus dem sich künstliche Hügel wölben. Im Vordergrund ein Übergang in die Landschaft mit grünen Pflanzinseln.
Der Karen Blixens Plads verknüpft die Universitäsgebäude. credit: Rasmus Hjortshoj COAST

Der Karen Blixens Plads in Kopenhagen bildet einen zentralen Außenraum für den Südcampus der Kopenhagener Universität. Neben einer hohen Aufenthaltsqualität galt es, eine optimale Lösung für das hohe Radaufkommen zu finden. COBE kreierte eine Landschaft aus Hügeln und Tälern. Und darüberhinaus Abstellmöglichkeiten für 2 000 Fahrräder.


Karen Plixens Plads integriert Radabstellplätze

Dänemark gilt nicht ohne Grund als Vorreiterland wenn es um nachhaltige Mobilitätskonzepte geht. Denn in der Hauptstadt wählen jeden Morgen 40 Prozent der Menschen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zur Arbeit. Dabei gilt wohl auch das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Denn Kopenhagens Infrastruktur ist für Radfahrer*innen optimiert. Sowohl breite Radwege als auch Möglichkeiten um das Zweirad abzustellen, sind in die Stadtlandschaft integriert. Und eben jene gestalterisch gelungene Integration zeichnet das Projekt von COBE aus. Mit dem Karen Blixens Plads ist es dem Architekturbüro gelungen, alle notwendigen Infrastrukturen von vornherein so mitzudenken, dass der fertiggestellte Platz wie ganz selbstverständlich daherkommt. Inmitten der Hochschulgebäude ist eine Hügellandschaft entstanden, die auf mehreren Ebenen funktioniert. Sie lädt als Treffpunkt zum Verweilen ein. Und bietet überdies großzügige Abstellflächen für die Räder hunderter Studierender und Hochschulmitarbeiter*innen. 

Die Fahrräder verschwinden unter der gewölbten Oberfläche. Credit: Rasmus Hjortshoj COAST

Ein prominenter Standort mit hohen Ansprüchen

Das Projekt nahm bereits 2014 seine Anfänge. Damals gewann COBE den Wettbewerb zur Gestaltung des Platzes. Das Areal liegt auf dem Süd Campus der Kopenhagener Universität. Zu drei Seiten ist es von den Gebäuden der Universität sowie der Universitätsbibliothek begrenzt. Nach Süden hin öffnet es sich in eine weite Parklandschaft. Und schließlich hin zum Naturschutzgebiet Amager Commons. Der Karen Plixens Plads nimmt somit eine wichtige Gelenkfunktion zwischen Stadt und Umland ein.

Doch nicht nur die städtebauliche Lage ist außergewöhnlich. Mit rund 20 000 Quadratmeter ist der Karen Plixens Plads weiterhin einer der größten öffentlichen Plätze Kopenhagens überhaupt. Der prominente Standort und die hohen Ansprüche an den Raum machten die Entwurfsaufgabe nicht einfach. Doch COBE konnte alle Zweifel beseitigen und überzeugte mit einem dreidimensional gut durchdachten Konzept. Die Architekt*innen schlugen dabei eine sich überlagernde Fläche aus Hügeln und Tälern vor. Den Mittelpunkt dominiert ein „urbanes Wohnzimmer“, das die drei Haupteingänge der Universität verbindet.

Die runden Öffnungen lassen viel Licht ein und fügen sich in die Formensprache ein. credit: Rasmus Hjortshoj COAST
Die runden Öffnungen lassen viel Licht ein und fügen sich in die Formensprache ein. Credit: Rasmus Hjortshoj COAST

Kathedralen für Fahrräder

So weit, so naheliegend für die Gestaltung eines Campusareals. Im nächsten Schritt entschied sich COBE dann den Bedarf an Fahrradstellplätzen durch drei „Fahrradhügel“ zu decken. Diese Kuppeln haben eine Spannweite von 36 Metern sowie einen Gesamtdurchmesser von 40 Metern. Die gigantischen Höhlen wurden bestehen aus Segmenten von Kugelschalen, die oberhalb der Fundamente durch einen unterirdischen Ringbalken begrenzt werden. Die einzelnen Schalen wurden in Ortbeton erstellt. Durch die Konstruktion wurde es möglich, im Inneren auf Stützen zu verzichten. Somit entsteht der Eindruck, der Boden würde Wellen schlagen. Die Hügel wirken weich und verschmelzen mit den ebenen Bereichen zu einer Einheit. Und sie bieten außerdem über 2 000 Stellplätze für Fahrräder. Durch die großen Öffnungen sind die Innenbereiche tagsüber von Tageslicht erhellt. Nachts sieht das Lichtkonzept eine Beleuchtung des Inneren vor. So sind nicht nur die Stellplätze rund um die Uhr angstfrei betretbar. Auch die Außenwirkung ist atmosphärisch eindrücklich.

Von oben wirkt der Platz eindrücklich. Credit: Rasmus Hjortshoj COAST
Von oben wirkt der Platz eindrücklich. Credit: Rasmus Hjortshoj COAST

Karen Plixens Plads will vielfältig nutzbar sein

Durch das Spiel aus Hügeln und Tälern ergeben sich verschiedenste Aneignungsmöglichkeiten im Außenraum. So sind an den Rändern beispielsweise geschwungene Sitzstufen eingelassen, die zur Tribüne für die tieferliegenden Platzflächen werden. Die Gestaltung soll zu vielfältiger Nutzung verleiten. Sei es ein spontanes Konzert vor kleinem Publikum, die Arbeit in Projektgruppen an den Sitzgruppen oder die Erkundung des Areals mit dem Skateboard. Dem extravaganten Spiel mit der Topographie und den Formen stehen ein reduzierter Materialkatalog und ein zurückgenommenes Farbkonzept gegenüber. Der helle Platzbelage wird durch vereinzelte, runde Pflanzbereiche kontrastiert. Aus der Vogelperspektive entsteht somit ein artifizielles, geometrisches Bild. Der bis ins Detail durchkonzipierten Platzgestaltung steht die weite Landschaft im Norden entgegen. Zum Amager Commons hin sah COBE einen allmählichen Übergang von der Stadt zur Landschaft hin vor. Die Grünflächen werden hier ausladender. Die Wege schmiegen sich zudem organisch um die Pflanzbereiche. Ein geschwungener Kanal führt vom Universitätscampus bis zum kleinen See Grønjordssøen.

Credit: Nachts strahlen die Hügel sanft nach außen. Rasmus Hjortshoj COAST
Nachts strahlen die Hügel sanft nach außen. Credit: Rasmus Hjortshoj COAST

COBE und die Räder

Das Projekt wurde 2019 fertiggestellt und eröffnet. Seitdem bevölkern hunderte Student*innen die Freiflächen jeden Tag und frequentieren die Radabstellflächen. Für die Stadt Kopenhagen ist durch den Karen Blixen Plads ein weiteres Projekt realisiert worden, dass ihren Status als Fahrradmetropole festigt. Und auch für COBE ist es dabei nicht das erste Projekt dieser Art. Bereits in der Vergangenheit entschieden sie sich die Nutzungsanforderungen, die durch das hohe Radaufkommen entstehen, als Ausgangspunkt für eine Gestaltung zu nehmen. An der Nørreport Station realisierten sie 2015 Abstellfächen, die leicht im im Belag eingelassen sind. Sie betitelten diese als „sunken bicycle beds“. Die Orientierung zwischen Parkplätzen sowie Fußwegen ist eindeutig, gleichzeitig rücken die Fahrräder durch die Terrainabsenkeung etwas aus dem Fokus. Weiterhin dienen die Mulden als Rückhaltebecken bei Starkregenereignissen. COBE gelingt es mit den Projekten Pragmatismus und Design zu vereinen.

„Copenhagen is one of the world’s leading bicycle cities, with more than 40 per cent of the city’s inhabitants riding their bike for their daily commute. That requires a new and flexible approach to bicycle parking. […] we have developed innovative bicycle parking solutions that form a natural element in the environment.“, beschreibt Dan Stubbergaar, Architekt und Gründer, den Ansatz. Die Erfindung von „Bicycle beds“ oder „Bicycle hills“ basiert darauf. Und sie kann außerdem im Stadtraum durch ihre inhärente Gestaltungslogik überzeugen. Man darf also durchaus gespannt sein, welche Formen der Integration COBE in der Zukunft noch entdeckt.

Ein weiteres spannendes Großprojekt von COBE ist übrigens Jernbanebyen in Kopenhagen.

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