06.05.2022

Aktuelles

Zum Tod von Karl Ganser

Karl Ganser rettete Zeche Zollverein Essen vor dem Abriss.

Karl Ganser rettete Zeche Zollverein Essen vor dem Abriss. (Foto: Jonas Tebbe via Unsplash)


Architekt des neuen Ruhrgebiets

Am 21. April 2022 verstarb Karl Ganser. Als Direktor der IBA Emscher Park war er von 1989 bis 1999 für das größte Strukturprogramm in Deutschland verantwortlich. Ein Nachruf.

Karl Ganser verstarb am 21. April 2022 im Alter von 84 Jahren in Nattenhausen, wo er seinen Ruhestand in der alten Dorfschmiede seines Großvaters, in seinem Heimatort Breitenthal verbrachte. Karl Ganser gilt als einer der bedeutendsten Geografen und Stadtplaner in Deutschland. Für sein Schaffen erhielt er zahlreiche Würdigungen und Auszeichnungen, wie zum Beispiel den „Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur“ des Bundesverkehrsministeriums oder den Bayerischen Naturschutzpreis. Sein Engagement galt Themen der Stadtentwicklung und des Denkmalschutzes sowie des Natur- und Umweltschutzes.

Seine Bekanntheit erlangte er als Geschäftsführer der IBA Emscher Park. Im Zeitraum von 1989 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1999 verantwortete Karl Ganser das größte Strukturprogramm in Deutschland. Unter ihm entstand mitunter der Landschaftspark Duisburg-Nord, der Nordsternpark in Gelsenkirchen und der Zollverein in Essen. Er setzte sich für den Erhalt baulicher Zeugen des Industriezeitalters im Ruhrgebiet ein. Bauten wie den Gasometer in Oberhausen oder das Stahlwerk in Duisburg-Meiderich rettete er vor dem Abriss. Heute sind sie Publikumsmagnete in der Region.

Karl Ganser rettete Zeche Zollverein Essen vor dem Abriss. (Foto: Jonas Tebbe via Unsplash)

Karl Ganser: Lebensstationen

Dass sich die Stahl- und Kohleregion zu einem Wissens- und Kreativstandort entwickelte, ist letztendlich auch der Fantasie und den über 100 Projekten von Karl Ganser zu verdanken. Mit großem Engagement trieb er seine Ideen voran und begeisterte andere Menschen davon. „Er hat die dicksten Bretter gebohrt, aber mit Charme“, beschreibt ihn Roland Günther, Kunsthistoriker und Biograf von Karl Ganser. „Es war vielleicht der genialste Typ, der durch unglaubliche Bürokratien, durch ein ständiges ‚geht nicht, geht nicht, geht nicht‘ immer einen Weg gefunden hat, wie es dann doch geht. Er hat das Unmögliche möglich gemacht“, so Roland Günther. Für diesen Einsatz ernannte ihn das Land Nordrhein-Westfalen zum „Architekt des neuen Ruhrgebiets“.

Karl Gansers Karriere begann mit einem Studium der Chemie, Biologie und Geografie an der Technischen Hochschule München. In seiner Dissertation aus dem Jahr von 1964 beschäftigte er sich mit der sozialgeografischen Gliederung der Stadt München nach Wahlergebnissen. Nach seiner Promotion am Geografischen Institut wurde Karl Ganser Projektleiter im Stadtentwicklungsreferat der Landeshauptstadt München. Er wirkte unter anderem an den Planungen der Olympischen Spiele mit.

1970 habilitierte er sich und übernahm 1971 die Leitung des Instituts für Landeskunde in Bonn (heute Teil des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung). Diese Position hatte er bis 1980 inne. Danach wechselte Ganser ins Ministerium für Landes- und Stadtentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen und leitete dort die Abteilung Städtebau unter der Führung von Christoph Zöpel. Die IBA 1987 in Berlin veranlasste Ganser, dem Ministerium eine IBA im Ruhrgebiet als Strukturprogramm vorzuschlagen. Von 1989 bis 1999 leitete er dann als Geschäftsführer die Geschicke der IBA Emscher Park. Ab 1999 war Karl Ganser im Ruhestand. In dieser Zeit war er weiterhin als Publizist, Gutachter und Mediator tätig.

Über den Landschaftspark Duisburg-Nord erzählt der Film „Geheimnis Landschaftspark Duisburg-Nord“ von Marika Liebsch. Den Beitrag finden Sie hier.

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