30.05.2023

Wettbewerb

KI-Park Heilbronn: Ein kreisrunder neuer Stadtteil von MVRDV

Der KI-Park Heilbronn wird sich auf einer heute landwirtschaftlich genutzten Fläche befinden. Bildquelle: © MVRDV
Der KI-Park Heilbronn wird sich auf einer heute landwirtschaftlich genutzten Fläche befinden. Bildquelle: © MVRDV

Das niederländische Architekturbüro MVRDV plant in Heilbronn einen Stadtteil für die Künstliche Intelligenz. Derzeit wird die Fläche noch landwirtschaftlich genutzt. Aber in den kommenden Jahren soll mit dem KI-Park Heilbronn ein Hotspot für die Entwicklung innovativer KI-Produkte entstehen.


Von Landwirtschaft zum größten KI-Zentrum Europas

Bereits vor etwa fünf Jahren entwickelte das Land Baden-Württemberg eine Wirtschaftsstrategie KI, in deren Rahmen auch die Idee eines Innovationsparks für Künstliche Intelligenz entstand. Das Ziel ist es, einen Hotspot für die Entwicklung innovativer KI-Produkte zu schaffen. Internationale Firmen und Start-ups sollen sich hier ansiedeln und Applikationen zur Künstlichen Intelligenz testen.

Zunächst gab es einen Wettbewerb zur Standortwahl für den KI-Park Heilbronn, bei dem das Konsortium aus der Stadt Heilbronn gewann. Teilnehmende waren die Stadt selbst, ein kommunales Wohnungsunternehmen, die Dieter Schwarz Stiftung und Unternehmen der Schwarz-Gruppe, dem Mutterkonzern von Lidl und Kaufland. Das Konsortium ist auch als IPAI-Konsortium, kurz für Innovation Park Artificial Intelligence, bekannt.

Der gewählte Standort liegt im Nordwesten der Stadt Heilbronn im Gebiet Steinäcker. Derzeit befinden sich hier noch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Aber in den nächsten Jahren soll „das größte Ökosystem für Künstliche Intelligenz in Europa“ entstehen, so die Website der Stadt Heilbronn. Der internationale Ideen- und Realisierungswettbewerb wurde im März 2023 entschieden. Dabei setzte sich der Masterplan von MVRDV durch. Zur Konkurrenz gehörten unter anderem wulf architekten aus Stuttgart (2. Platz), Herzog & de Meuron aus Basel (3. Platz) und OMA Office for Metropolitan Architecture aus Rotterdam (4. Platz). Das Konsortium aus Stadt, Stiftung und Unternehmen wählte den Winner aus einer Jury-Auswahl von vier Projekten.

Der Plan für den KI-Park Heilbronn sieht ein kreisförmiges Areal mit 27 Meter hohen Gebäuden und viel Grün vor. Bildquelle: © MVRDV LOLA
Der Plan für den KI-Park Heilbronn sieht ein kreisförmiges Areal mit 27 Meter hohen Gebäuden und viel Grün vor. Bildquelle: © MVRDV LOLA

Gemischte Nutzung mit vielen Grünflächen

Das Leitmotiv des Gewinnerentwurfs von MVRDV, an dem auch LOLA Landscape Architects aus Rotterdam mitwirkten, ist die kreisrunde städtebauliche Grundstruktur. Das Quartier soll einen hohen Wiedererkennungswert haben. Laut Jacob van Rijs, Gründungspartner von MVRDV, soll die markante Forum des Campus sogar Talente von Weltrang anziehen.

Ein 1,2 Kilometer langer Rundweg mit einer Sprintstrecke, einem Skatepark, einer Tribüne und Aussichtspunkten wird das Quartier umgeben. Im Inneren soll der KI-Park Heilbronn durch eine Nord-Süd-Achse und eine Ost-West-Achse geteilt werden. Im Süden ist das Quartier an das Straßennetz angeschlossen. Außerdem soll es zwei Bushaltestellen für den Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr geben.

Der KI-Park Heilbronn wird sich auf einem Gebiet von etwa 23 Hektar befinden. MVRDV hat die Gebäudekubaturen schlicht gehalten. Sie haben eine einheitliche Höhe von 27 Metern und eine modulare Bauweise. So soll eine effiziente Realisierung möglich sein. Im Zentrum des geplanten Parks steht ein zylinderförmiges Kommunikationszentrum, das Räume für Veranstaltungen, Ausstellungen und Konferenzen sowie ein Schulungszentrum beherbergt. Sogenannte Specials wie die „Smart Mobility Hub“, eine Sporthalle und ein Bereich für Start-ups gehören ebenfalls zum Campus. So entsteht eine gemischte Nutzung, zu der neben Bürogebäuden und Laboren auch Wohngebäude, Kindertagesstätten und Gastronomie sowie Grünflächen gehören.

Das Kommunikationszentrum stellt das Herz des KI-Parks Heilbronn dar. Bildquelle: © MVRDV
Das Kommunikationszentrum stellt das Herz des KI-Parks Heilbronn dar. Bildquelle: © MVRDV

Ein Wertschöpfungszentrum im Weltklasseformat

Der Bau des KI-Parks Heilbronn soll im Jahr 2024 beginnen. Erste Gebäude könnten bereits im Jahr 2026 bezugsfertig sein. Derzeit stehen die ersten 100 Millionen Euro zur Realisierung des Parks zur Verfügung. Sie stammen je zur Hälfte vom Land Baden-Württemberg und von der Dieter Schwarz Stiftung. Bis zum Endausbau könnten Kosten im hohen dreistelligen Millionen-Bereich anfallen, da das KI-Quartier hohe bautechnische und ökologische Vorgaben erfüllen muss. Über 30 Gebäude sollen letztlich auf dem Gelände stehen. Den Anfang wird ein Infozentrum in der Mitte des Areals machen.

Um die 5 000 Menschen sollen in dem neuen Quartier Arbeit finden. Dies ist der Schwarz-Stiftung besonders wichtig. Sie investiert schon seit Jahren in Bildungs- und Forschungseinrichtungen in Heilbronn. Schließlich ist der heute 83-jährige Dieter Schwarz, früherer Geschäftsleiter von Lidl und Kaufland, in Heilbronn zur Welt gekommen. Als eine der reichsten Personen Deutschlands ist Schwarz eine wesentliche Kraft hinter dem KI-Park Heilbronn.

Das Ziel des kreisrunden neuen Stadtteils in Heilbronn besteht darin, ein „Wertschöpfungszentrum im Weltklasseformat“ zu schaffen. Ob dies erfolgreich ist, hängt vor allem davon ab, wie viele große Firmen sich dort ansiedeln und in den Standort investieren möchten. Die internationale Bekanntheit des Studios MVRDV wird sicherlich zur Attraktivität des KI-Parks beitragen.

Bis der KI Park Heilbronn in frühestens zehn Jahren komplett ist, kommen Büroflächen im Zukunftspark der Stadt zum Einsatz.

Etwa 5.000 Menschen sollen in Heilbronns neuestem Stadtteil zum Thema Künstliche Intelligenz arbeiten und forschen können. Bildquelle: © MVRDV
Etwa 5 000 Menschen sollen in Heilbronns neuestem Stadtteil zum Thema Künstliche Intelligenz arbeiten und forschen können. Bildquelle: © MVRDV

Ziel der Klimaneutralität

Mit dem KI-Park möchte sich Heilbronn international präsentieren. Die Stadt wünscht sich Aufsehen und einen hohen Wiedererkennungswert. Laut Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, zeigt der Innovationspark, dass das Land seine digitale Zukunft selbst in die Hand nimmt. „Künstliche Intelligenz ist im Alltag angekommen. Wir wollen KI aus Baden-Württemberg heraus mit unseren Werten prägen.“

Der kreisrunde KI Campus soll schon von der Autobahn aus zu sehen sein. Mit seiner Mischung von Gebäuden in unterschiedlichen Stilen und flexibler Nutzung soll er vor allem die internationale KI-Elite anziehen. Und auch neugierige Besucher*innen können den KI-Park Heilbronn künftig besuchen, um die Entwicklung neuer Technologien aus erster Hand zu erleben.

Der Siegerentwurf von MVRDV soll auch beim Thema Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen. Dazu sollen neben Grünflächen auf dem Campus auch Wälder, Wildwiesen und Obstgärten bestehen. Zudem plant MVRDV, die modulare Gebäude aus ökofreundlichen Materialien zu bauen. Der Energiekonsum des fertigen Campus soll bis zu 80 Prozent niedriger sein als der Verbrauch eines typischen Campus der gleichen Größe. Sogenannte bioklimatische Fassaden und energieeffiziente Gebäude in Kombination mit Windturbinen und Solaranlagen sollen dies ermöglichen. So hofft MVRDV, den KI-Park Heilbronn im Laufe seines Lebens kohlenstoffneutral zu machen.

Übrigens: MVRDV ist auch in anderen deutschen Städten aktiv, so etwa in München am Candidplatz.

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