27.03.2023

Gesellschaft

Klimaneutral fliegen – geht das überhaupt?

Klimaneutrales Fliegen oder den Flug kompensieren - geht das? Zu sehen ist ein Flugzeug vor einem blauen Himmel
Klimaneutral Fliegen - geht das? Foto von Ben Klewais auf Unsplash

Die Luftfahrt stößt jedes Jahr große Mengen CO2 aus und ist damit mitverantwortlich für den Klimawandel. Flüge stellen jedoch oft auch die einzige Möglichkeit dar, größere Strecken in kurzer Zeit zu überwinden. Viele Menschen stehen daher vor den Fragen, ob klimaneutrales Fliegen in Zukunft möglich sein wird und wie man seinen Flug kompensieren kann.

Der deutsche Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) und der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtsindustrie (BDLI) haben nun zusammen mit dem Zentrum Liberale Moderne (LibMod) eine Roadmap zum klimaneutralen Fliegen erstellt. In dem Dokument tragen sie zusammen, welche Maßnahmen die Luftfahrtverbände für klimaneutrales Fliegen bis zum Jahr 2050 als erforderlich sehen.


Roadmap klimaneutrales Fliegen (2.0)

Im Wesentlichen fasst das Dokument sieben Punkte zusammen, welche hierfür umgesetzt werden müssten.

Neue Flugzeuge und Triebwerke 

Die technische Weiterentwicklung der Flugzeuge kann zukünftig deren Kraftstoffverbrauch senken. Doch aktuell dauert die Entwicklung und Zulassung neuer Techniken im Durchschnitt 15 Jahre. Es vergehen weitere 25-30 Jahre bis diese technischen Erneuerungen im Zuge der Flottenerneuerung auch großflächigen Einsatz finden.

Der Einsatz nachhaltiger (insbesondere synthetischer) Kraftstoffe 

Weiterhin werden große Hoffnungen auf strombasierte und fortschrittliche biogene Kraftstoffe gesetzt. Diese können als Ersatz für fossiles Kerosin eingesetzt werden. Bereits heute ist eine Beischmischung von bis zu 50 Prozent dieser Kraftstoffe zum Kerosin möglich. Zudem sehen die Luftfahrtverbände ein hohes Potenzial in der Entwicklung von Biokraftstoffen aus Zellulose und organischen Abfällen. Diese reduzieren die Konkurrenz um Ressourcen mit der Nahrungsmittelproduktion. Neben biogenen Kraftstoffen soll dabei auch die Entwicklung und Produktion von synthetischen Kraftstoffen vorangetrieben werden. Die Herstellung dieser Kraftstoffe mit regenerative Energien kann ebenfalls einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Die Produktion benötigt jedoch ein Vielfaches der heute verfügbaren erneuerbaren Energien.

Die Digitalisierung von Planungs- und Fertigungsprozessen 

Die Digitalisierung und Optimierung der Planung- und Fertigungsprozesse steigert die Effizienz. Dies führt wiederum zu einem geringeren COAusstoß in der Produktion.

Den Flug kompensieren

Um die Zeitspanne bis zum klimaneutralen Fliegen zu überbrücken, sollen vor allem kompensatorische Instrumente den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Hierbei spielen sogenannte „Emissionszertifkate“ eine wichtige Rolle. Für die Luftfahrt wurde das „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation“ (CORSIA) eingeführt.

Bessere Flugplanung

Auch durch bessere Flugrouten soll CO2 eingespart werden. Das Vermeiden klimaschädlicher Umwege und die Anpassung von Flughöhe und Flugzeit verringert Non-CO2-Klimaeffekte. Zu Non-CO2-Klimaeffekten zählt unter anderem die Bildung von Kondensstreifen, welche die Abkühlung der Atmosphäre erschweren.

Weitere Verlagerung von Verkehr auf die Schiene

Die Verbände wollen zukünftig auch die Verlagerung von Flugverkehr auf die Schiene weiter ausgebauen. Hier sehen die Verbände vor allem Potenzial, kurze Flugstrecken durch den Bahnverkehr zu ersetzen. Damit dies gelingen kann, ist aus Sicht der Luftfahrtverbände ein verdichteter Zugtakt und eine Verkürzung der Reisezeit mit dem Zug notwendig.

Ein klimaneutraler Flughafenbetrieb

Die deutschen Flughäfen wollen bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein. Hierzu soll eine Umstellung auf erneuerbare Energien, eine energetische Sanierung und die Umgestaltung des Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen beitragen.

Auch am Flughafen können Maßnahmen für klimaneutrales Fliegen umgesetzt werden. Foto von Ilya Cher auf Unsplash
Auch am Flughafen können Maßnahmen für klimaneutrales Fliegen umgesetzt werden. Foto: Ilya Cher auf Unsplash

Das sagt die Wissenschaft zum klimaneutralen Fliegen

Ein im Januar 2023 in der Fachzeitschrift „Nature Sustainability“ veröffentlichter Artikel von Bergero et. al kommt zu ähnlichen Schlüssen. Neben der Reduktion der Anzahl der Flüge und einer technischen Effizienzsteigerung liegt das größte Potenzial zum klimaneutralen Fliegen in sogenannten sustainable aviation fuels (SAF). Die Autor*innen zeigen jedoch auch Punkte auf, die den klimaneutralen Flugverkehr erschweren. Um beispielsweise eine ausreichende Menge von Biokraftsoffen für einen Netto-Null-Flugverkehr ohne eine Reduzierung der Flüge und ohne extreme technische Neuerungen umzusetzen, ist eine Verfünffachung der weltweiten Produktion von Biokraftstoffen im Vergleich zur Produktion im Jahr 2019 notwendig. Hierdurch würde eine enorme Konkurrenz um Rohstoffe mit anderen Sektoren, welche auf Biokraftstoffe setzen, sowie mit der Nahrungsmittelproduktion entstehen.

Die Autor*innen kommen zu dem Schluss, dass ein klimaneutraler Flugbetrieb bis 2050 umsetzbar ist. Wichtige Voraussetzungen sind hierbei unter anderem ein nur moderates Wachstum der Flugzahlen sowie eine stetige Entwicklung in der Energie-Effizienz, die Entwicklung neuer Antriebe für Kurzstreckenflüge und eine großflächige Beschleunigung der Produktion von SAFs.

Wie kann man seinen Flug kompensieren? Foto von Nils Nedel auf Unsplash
Wie kann man seinen Flug kompensieren? Foto: Nils Nedel auf Unsplash

Den Flug kompensieren

Kurzfristig bietet CO2 Kompensation den Verbrauchern die Möglichkeit, die verursachten Emissionen durch den Flug auszugleichen. Hierfür errechnet eine Anwendung die durch die Reise produzierte Menge an CO2. Entsprechend diesem Wert können Projekten unterstützt werden, welche die gleiche Menge an CO2 sparen oder binden. Ein populäres Beispiel ist die Pflanzung von Bäumen.

Diese Kompensationen standen jedoch in den letzten Jahren immer wieder dafür in Kritik, nicht das zu halten, was sie versprechen. Hier ist es für Verbraucher*innen nicht immer einfach herauszufinden, welche Angebote seriöse Klima-Kompensationen vertreiben und welche nicht. Weit verbreitete und bekannte Angebote wie der „Gold Standard“ oder der „Climate Action Reserve“ erfüllen jedoch hohe Standards und eigenen sich daher für eine Kompensation.

Die einfachste Möglichkeit CO2 einzusparen ist gerade im Kurzstreckenbereich auf alternative Angebote wie den Bahnverkehr zurückzugreifen. Wenn Sie doch fliegen, bieten CO2­ Kompensationen eine gute Möglichkeit die Emissionen wieder auszugleichen und so den Flug weniger schädlich für das Klima zu gestalten.

Um auch im Alltag CO2 zu sparen, gibt es viele Angebote und hilfreiche Apps, die einen dabei unterstützen können. Hier haben wir hier eine davon – Klima Buddy – ausprobiert.

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