26.03.2023

Gesellschaft

Schrebergarten, Kleingarten: Deutschland im Vergleich

Der Schrebergarten gewinnt mehr denn je an Beliebtheit. Quelle: shutterstock
Der Schrebergarten gewinnt mehr denn je an Beliebtheit. Quelle: shutterstock

In urbanen Räumen bleibt der Schrebergarten für viele ein Herzenswunsch. Er ist heiß begehrt und wird innig gepflegt. toom Baumarkt hat hierzu eine Studie zu Deutschlands Kleingärten veröffentlicht. Welche Stadt führt das Ranking der meisten Kleingartenparzellen an? Wie sieht der durchschnittliche Kleingarten aus und wo ist er am teuersten? Mehr zum Phänomen und der Definition eines Schrebergartens lesen Sie hier.


Kleingartennation Deutschland

Der Schrebergarten in Deutschland erfreut sich aktuell über alle Altersklassen hinweg großer Beliebtheit. Deshalb wird so eine kleine grüne Oase zunehmend zum Wunschort. Somit kann man dem Alltag entfliehen, besitzt ein Stückchen Natur und wird etwas autarker. In ländlichen Regionen ist dies normal. In urbanen Räumen ist das jedoch am ehesten in Form eines Kleingartens möglich.

toom Baumarkt hat den Trend um den Schrebergarten deswegen näher untersucht. Die Ergebnisse wurden jetzt als Studie „Deutschlands Kleingartenvergleich“ veröffentlicht. Die Datenerhebung erfolgte im November und Dezember 2022. Hierzu hat toom Baumarkt die fünfzehn einwohnerstärksten Städte Deutschlands bezüglich ihrer Kleingartenvereine und Stadtverbände untersucht. Dies fußte auf den Faktoren Pachtzinsen, Pachtflächen und -größen sowie auf dem Vergleich der Anzahl von Vereinen und Parzellen. Zudem hat toom Baumarkt eine nicht-repräsentative Umfrage in Foren für Kleingärten sowie über die Vereine und Verbände von Schrebergärten durchgeführt. Achtzig Kleingärtner*innen wurden hierfür zu ihren Aktivitäten im Schrebergarten gefragt … und zu ihrer Meinung zu Gartenzwergen. 

Leipzig als Kleingarten-Hauptstadt. Quelle: toom Baumarkt
Leipzig als Kleingarten-Hauptstadt. Quelle: toom Baumarkt

Wer sind die aktuellen Kleingarten-Hauptstädte?

Der Gewinner von toom’s Schrebergarten-Ranking lautet Leipzig. In dieser Kleingartenhochburg zahlen die Kleingärtner*innen für ihren Schrebergarten am wenigsten. Platz zwei geht an die Hansestadt Bremen. Beide Städte haben einen geringen Durchschnittspreis pro Parzelle (0,12 beziehungsweise 0,18 Euro pro m2 Pachtzins). Frankfurt am Main überrascht als drittplatzierte Stadt. Die vermeintlich graue Stadt überzeugt, indem sie die durchschnittlich größte Parzellenfläche bietet. 

Deutschlands fünfzehn größten Städte können soweit circa 270 438 Parzellen vorweisen. Leipzig hat dabei einen Anteil von 32 000 Parzellen. In Hannover machen die Kleingartenparzellen mit 1 000 Hektar sogar fast 5 Prozent des Stadtbildes aus. In den Großstädten Berlin und München ist die Verteilung der Parzellen im Hinblick auf die Einwohner*innenzahl dagegen noch sehr gering.

Doch nicht mehr spießig? Das Ranking der Studie verdeutlicht eine zunehmende Beliebtheit der Kleingärten. Die Anzahl der Vereine verdeutlicht, dass das Interesse an einem Schrebergarten weiterhin groß ist beziehungsweise sogar noch zunimmt. Insgesamt kann Deutschland momentan 2 950 Kleingartenvereine vorweisen. Die meisten davon sind in Dresden.

Im unteren Rankingbereich befinden sich Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Denn in Nürnberg, Dresden und Hannover werden die höchsten Pachtzinsen fällig. Diese sind teilweise bis zu sechsmal höher als in Leipzig oder Bremen.

Anzahl der Vereine Stadt/Kopf. Quelle: toom Baumarkt
Anzahl der Vereine Stadt/Kopf. Quelle: toom Baumarkt

Ein Stück deutsche Geschichte: Schrebergarten und Gartenzwerg

Der Schrebergarten ist ein typisch deutsches Phänomen. Denn kein anderes Land in Europa besitzt so viele Kleingärten wie Deutschland. Hier lassen sich fast 900 000 Schrebergärten vorweisen. Auch interessant — sowohl Schrebergarten als auch der oft damit assoziierte Gartenzwerg haben ihren Ursprung in Deutschland. Der Gartentyp ist dabei historisch mit den sozialen Missständen der Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert verknüpft. Damals führten Faktoren, wie Lebensmittelknappheit und Armut, dazu, dass in der Stadt lebende Menschen versuchten, selbst Obst und Gemüse anzubauen. 

Er darf nicht (oder doch?) fehlen – der Gartenzwerg. Quelle: pixabay

Das lange Warten auf den Garten

Wer an einen Schrebergarten denkt, sieht wahrscheinlich schnell eine Laube und einen Gartenzwerg vor dem inneren Auge. Doch diese Klischees sind längst überholt. Der Kleingarten erfährt momentan einen Wandel. 

Wer heutzutage einen Schrebergarten besitzen möchte, muss sich jedoch in Geduld üben. Gerade in Großstädten, wie München oder Berlin, ist es nicht ungewöhnlich, dass die Wartezeit mindestens vier Jahre beträgt. Teilweise kann man bis zu zehn Jahre warten. 

Die Hälfte der befragten Kleingärtner*innen besuchen täglich ihren Schrebergarten. Über ein Drittel geht am meisten der Pflege des Gartens an sich nach. Obst und Gemüse wird auch zunehmend angebaut. Mehr als ein Viertel der Befragten nutzt die Fläche aber auch gerne als sogenanntes „Gardening Office“.

Anteil von Parzellen an der Stadtfläche. Quelle: toom Baumarkt
Anteil von Parzellen an der Stadtfläche. Quelle: toom Baumarkt

eins werden mit der Natur — aber unter Vorschriften

Was Kleingartenanlagen in Deutschland außerdem ausmacht, ist das umfangreiche Regelwerk, welches es zu beachten gilt. Die ausführlichen Regelungen sind einer der Gründe, warum Schrebergärten oft mit Wörtern, wie konservativ und spießig, assoziiert werden. 

Deutschlands Kleingartenvereine unterliegen dem Bundeskleingartengesetz (BKleingG). Das BKleingG trat im Jahr 1983 als offizielles Gesetz der Bundesregierung in Kraft. Hier wird unter anderem die Größe und die Einrichtung des Schrebergartens geregelt. Besucher*innenzeiten sind auch festgelegt. Darüber hinaus ist sogar der Anbau des Obsts und Gemüses vorgeschrieben.

Warum ist das so? Der Sinn dahinter ist, Kleingartenanlagen unter Schutz zu stellen. So können sie soziale und ökologische Funktionen erfüllen. Robby Müller gilt als Repräsentant der gekürten Kleingarten-Hauptstadt Leipzig. Er ist dort Vorsitzender des Stadtverbandes „Leipzig der Kleingärtner“ und engagiert sich für den Erhalt und die Entwicklung der Schrebergärten. Er sieht in dem BKleingG ein aktuelles Hilfsmittel. Kleingartenanlagen können schnell dem rasanten Flächenverbrauch und der Suche nach Bauland unterliegen. In diesem Zusammenhang ist der Erhalt der Schutzfunktion des BKleinG nützlich – gerade zu Zeiten des Klimawandels.

Weiterlesen: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Pietsch und Dr.-Ing. Heino Kamieth stellen in Hamburg ein Substrat aus Kompost und Pflanzenkohle vor, das sowohl Kleingärtner*innen als auch dem Klima hilft.

Scroll to Top