27.11.2021

Projekte

Klöster neu nutzen

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Der Wandel der Gesellschaft macht schon lange nicht mehr vor religiösen Einrichtungen halt. Viele Kirchen sind bereits umgebaut und erfüllen weltliche Zwecke. Nun rücken auch Klöster in das Blickfeld. Auch ihre Gemeinschaften verändern sich und damit die Nutzung ihrer Gebäude.

Denkmalgeschützte Klöstern stehen vor großen Herausforderungen. Das Kloster Schlehdorf hat einen langwierigen und komplexen Transformation hinter sich. Foto: © Edward Beierle

Wandel ist überall

Deutschland ist reich an Klöstern, bisher. Nun gibt es aber auch etwa 1 000 klösterliche Gebäude, die aufgegeben werden müssen. Sowohl demografische Veränderungen, als auch ein Mangel an Nachwuchs verändern die Landschaft von Ordensgemeinschaften und damit die Landschaft der Klöster. Um diese Herausforderungen zu meistern und Wissen zu teilen, gibt es ein neues Wissensportal: zukunftkulturraumkloster.de. Dieses will die Neunutzung von denkmalgeschützten Klöstern und deren Liegenschaften unterstützen.

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen verändern sich in Deutschland rasant. Insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen stehen große Herausforderungen an. Das sieht auch der Bund so. Er erklärte die Angleichung von Lebensverhältnissen zu einem wichtigen Ziel seiner Aktivitäten. Dass dies nur gemeinsam, mit vielen, verschiedenen Akteur*innen geleistet werden kann, ist klar. Dementsprechend sucht der Bund nach innovativen Ideen, die öffentliche, privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Akteur*innen umsetzen können. Neben den Lebensbedingungen für die Zivilgesellschaft ändert sich auch die Situation vieler klösterlicher Gemeinschaften. Die meisten Orden überaltern und werden aufgrund von Nachwuchsmangel aufgegeben. Diese Transformation verläuft derzeit punktuell, je nach Rahmenbedingungen der Gemeinschaft und des Ortes. Das in diesen Veränderungsprozessen gesammelte Wissen wird derzeit nur punktuell und informell weitergegeben. Das ist schade. Das will ein Wissensportal nun ändern.

Klöster Nutzung: Zentrale Herausforderungen

Kloster Beuerberg, Oberbayern, Umnutzung des Klosters der Salisanerinnen als neuer Museumsstandort des Diözesanmuseum Freising. Foto: © Edward Beierle
Die Missions-Dominikanerinnen haben sich ein neues Haus gebaut und das Kloster Schlehdorf an die Münchner Wohnungsbaugenossenschaft WOGENO verkauft. Im Vordergrund der Sportplatz der Realschule, welche die Schwestern gegründet haben. Foto: © Edward Beierle
Das MARIANUM ist eine private katholische Schule in der Trägerschaft der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz im Kloster Hegne, geplant von den Architekten Lederer, Ragnasdóttir, Oi. Foto: © Edward Beierle
Innenhof des CULINARIUM ALPINUM im ehemaligen Kapuzinerkloster Stans, Schweiz. Foto: © Edward Beierle

Ordensgemeinschaften päpstlichen Rechts

Viele Klosteranlagen bestehen aus großen, identitätsstiftenden und meist denkmalgeschützten Häusern und dazugehörigen Liegenschaften. Werden Klöster nicht mehr vom Orden gebraucht, steht demgemäß die Überführung in eine neue Nutzung an. Beendet eine Ordensgemeinschaft ihr Schaffen an einem Ort, werden ihre Aufgaben oftmals in Gemeinde und Region durch andere Träger übernommen. Dazu gehören kulturelle, soziale und seelsorgerische Tätigkeiten genauso wie Bildungsaufträge. Da ein Klosterbetrieb oft aufgegeben wird, während noch wenige Mitglieder aktiv sind, gilt es angemessene und bezahlbare Unterkünfte für diese Menschen zu finden. Hier können innovative, architektonische Lösungen helfen, neue Zuhause zu schaffen.

Mit besonderen Rahmenbedingungen sind Ordensgemeinschaften päpstlichen Rechts konfrontiert. Da sie nicht an ein Bistum angeschlossen sind, fehlt es ihnen oft an personeller und fachlicher Unterstützung bei einer Transformation. Sie müssen die Weitergabe ihrer Dienstleistungen an die Gemeinden selber organisieren. Und auch die Neunutzung ihrer Kloster obliegt ihnen selber. Das stellt viele, entsprechend seniore Gemeinschaften vor große Herausforderungen. Sie verfügen meistens nicht über notwendige Netzwerke, um in der gebotenen Zeit geeignete Nach- oder Mitnutzer*innen zu finden. Auch die Aufgabe, ihre Liegenschaften zu verkaufen, zu verpachten oder zu vermieten, überfordert viele Ordensmitglieder.

Dieselbe Aufgabe für alle

Viele Ordensgemeinschaften stehen vor ähnlichen Aufgaben. Dennoch gibt es Unterschiede. Je nach Lage und Zustand der Gemeinschaft, ihrer Region und ihrer Liegenschaft sind unterschiedliche organisatorische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Entscheidungen zu treffen. Dafür fehlt es den meisten Betroffenen an Erfahrung und Wissen. Aber auch der Zugang zu relevanten Informationen und weiterführenden Hilfen ist für alternde Brüder und Schwester oft schwierig. Sie bedürfen Unterstützung bei der Planung von Um- und Nachnutzungen. Aber auch Wissen zu baulichen Rahmenbedingungen, zu Denkmal- und Brandschutz sind ihnen genauso fern, wie Wissen zu finanziellen und steuerlichen Themen.

Behutsame Sanierung des ehemaligen Kapuzinerkloster Stans in der Schweiz zum Kompetenzzentrum für das kulinarische Erbe der Alpen CULINARIUM ALPINUM. Foto: © Edward Beierle
Aussengastronomie des CULINARIUM ALPINUM im Kapuzinerkoster Stans. Foto: © Edward Beierle

Neues Wissensportal

Das soll sich ändern. Ein neues Wissensportal will diese Lücken schließen. Es richtet sich an Ordensgemeinschaften selbst, an Gemeinden und Regionen, in denen sich Klosteranlagen befinden. Das Portal zielt darauf ab, allen Interessierten wichtiges Praxiswissen zu Umnutzungen von Klöstern und Liegenschaften zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus strebt das Wissensportal, an Interessierte zu vernetzen und auf Lösungs- und Fördermöglichkeiten hinzuweisen. Vorbildliche Best-Practice-Beispiele machen außerdem auf das Thema aufmerksam und regen einen aktiven Diskurs ein.

Zukunftslabore

Da keine fertigen Rezepte auf dem Tisch liegen, waren erfahrene Akteur*innen zum Austausch über Transformationen von Klöstern eingeladen. In zwei Zukunftslaboren entwickelten Ordens- und Gemeindevertreter*innen, Kreative und Expert*innen im Januar 2021 exemplarische Nutzungsideen für große Klöster und Liegenschaften im ländlichen Raum. Zu diesen Laboren hatte der Verein Zukunft Kulturraum Kloster eingeladen, der durch das Förderprogramm „Region gestalten“ unterstützt wird. Gemeinsam diskutierte eine große Runde die Herausforderungen und Lösungen der Transformation aus politischer, baulicher, spiritueller und ökonomischer Perspektive. Die Ergebnisse dieser beiden Zukunftslabore sind aufbereitet und online zugänglich. 

Runde Tische

Die Teilnehmer*innen des Zukunftslabor im Kloster Brede. Foto: © Edward Beierle

Neben den Zukunftslaboren werden im Rahmen des Forschungsprojekts auch Einzelgespräche mit verschiedenen Ordensgemeinschaften, mit Nachnutzer*innen und Betreiber*innen bereits umgenutzter Klöster geführt. Sie alle dienen dazu Wissen und Erfahrungen zusammen zu tragen. Hier werden auch besondere Herausforderungen thematisiert, die mit der Aufgabe eines Klosters für die Dorf- und Regionalentwicklung entstehen. Ebenso debattieren die Expert*innen Aufgaben für Architektur und Denkmalschutz, für Brandschutz und Immobilienentwicklung. Aber auch Auswirkungen von neuen Klosternutzungen für Wirtschaft und Tourismus stehen auf der Agenda von Gesprächen. Begleitet wird dieser Austauschprozess vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Rahmen des Forschungsprojekts „Wissensportal Transformation von Klöstern“

Weiteres zum Thema „Wandel“ finden Sie hier: Der Berliner Spreepark soll bis 2026 zum Kulturpark entwickelt werden.

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