26.11.2021

Projekte

Stadtplanung in Mannheim – die Top 5 Projekte

Das Hochhaus Orbit von MVRDV auf dem Franklin Mannheim. Visualisierung: © Orbit

Das Hochhaus Orbit von MVRDV auf dem Franklin Mannheim. Visualisierung: © Orbit


Stadtplanung Mannheim: 500 Hektar pures Potenzial

Mannheim als Vorreiter in Sachen Stadtplanung? Dafür ist die baden-württembergische Stadt in Deutschland nicht unbedingt bekannt. Dabei kann man Mannheim sehr wohl als „Hidden Champion“ der Stadtplanung bezeichnen. Denn Mannheim setzt aktuell zahlreiche, spannende Stadtentwickungsprojekte um – allen voran im Bereich „Konversion“. Alles zur Stadtplanung in Mannheim und den Top 5 der aktuell spannendsten Projekte hier.

Die Stadt Mannheim liegt an der Mündung des Neckars in den Rhein im Dreiländereck zwischen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Die Stadt selbst beheimatet im Stadtkreis circa 320 000 Einwohner*innen. Mannheim ist damit also nach Stuttgart die zweitgrößte Stadt des Landes Baden-Württemberg. In der Metropolregion Rhein-Neckar, zu der Mannheim zählt, leben zudem rund 2,35 Millionen Menschen. Mannheim ist in Deutschland bekannt als Universitätsstadt, Industrie- und Handelsstadt, aber auch als zentraler Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt trägt außerdem den Spitznamen „Quadratestadt“. Die Bezeichnung lässt sich auf die städtebauliche Struktur von Mannheim zurückführen. Das Straßennetz in der Innenstadt definiert sich durch eine gitterförmige Straßennetzstruktur mit Häuserblöcken.

In puncto Stadtplanung ist die Vergangenheit Mannheims als Garnisonsstadt hervorzuheben. Mannheim beheimatete bis 1981 die preußische Armee. Im Dritten Reich errichtete die NSDAP mehrere Kasernenneubauten für die Mannheimer Wehrmachtsgarnison. In der Zeit des Kalten Krieges nutzte die US-Armee diese weiter. Nach 1945 befanden sich mitunter mehrere tausend US-Soldat*innen in Mannheim. Gleichzeitig waren neben Institutionen des US-Militärs auch zentrale Einrichtungen der NATO hier. Bis 2013 verlagerte die US-Armee ihre Einheiten mehr und mehr nach Wiesbaden oder zog sie komplett ab. Das Ergebnis: Bis ins Jahr 2016 wurden in Mannheim 500 Hektar Fläche frei. 2014 richtete die Stadt die Sonderabteilung „Konversion“ ein. Sie soll den einstigen militärischen Arealen neue Nutzungen im Sinne der nachhaltigen Stadtplanung zuführen. Mehr zu dem Thema der Nachnutzung militärischer Flächen finden Sie hier: Konversion.

Aktuell arbeitet die Stadt Mannheim an acht Konversionsarealen in der Stadt:

Top 1: Benjamin Franklin Village / FRANKLIN

Der Hochpunkt „Orbit“ von MVRDV auf dem Franklin Mannheim (Visualisierung: © Orbit, MVRDV)

Top 2: BUGA 2023 Mannheim

Einen gesonderten Blick sollte hierbei das „FRANKLIN“-Stadtquartier erhalten. Auf dem Areal der Kaserne sollen künftig 9 300 Menschen wohnen. Die Stadt Mannheim plant zudem hierfür die Schaffung 2 000 neuer Arbeitsplätze. Das zukünftige Stadtquartier fasst so viel Fläche wie die Mannheimer Innenstadt und ist in fünf Teilflächen gegliedert. Das sind erstens Franklin Mitte, zweitens die Offizierssiedlung, drittens Sullivan, viertes Funari und fünftens Columbus-Quartier. Während das Columbus-Quartier Flächen für Gewerbe und Einzelhandel bieten soll, dienen die restlichen Teilflächen dem Wohnen. Ein architektonisches Leuchtturmprojekt auf dem FRANKLIN-Areal ist das „HOME“ Projekt der Rotterdam Architekten MVRDV. So sollen auf dem gesamten FRANKLIN-Areal vier Hochhäuser in Form der vier Buchstaben „H-O-M-E“ in vier verschiedenen Farbtönen entstehen. Die Rahmenplanung für die Freiraumentwicklung übernimmt zudem das Berliner Büro SINAI. Fertigstellung ist für 2025 geplant.

MVRDV selbst planen dabei im Auftrag des Immobilienentwicklers RVI die Buchstaben „O“ und „M“ – mit jeweils 15 Stockwerken. Die beiden Gebäude haben wiederum eigene Namen. So nennt sich das „O“ als Wohn- und Gewerbeprojekt offiziell „Orbit“. Zwei weitere Büros übernehmen das „H“ und das „E“. Spannend: MVRDV hatten auch die Idee in den Raum gestellt, die Türme in Form menschlicher Köpfe nachzubilden – wie ein Mount Rushmore in Beton und Glas. Das wäre jedoch laut Winy Maas, einem der Gründer und Partner bei MVRDV, den die FAZ hier zitiert, für Mannheim zu viel gewesen. RVI und MVRDV stellten das Projekt gemeinsam Ende November 2021 in einer Pressekonferenz vor. Mehr zu der MVRDV Gestaltung auf dem Areal finden Sie hier bei den Kolleg*innen vom Baumeister: Franklin Mannheim.

Das Gebäude „Orbit“ soll bis 2025 fertiggestellt sein – hier nochmal die Fakten in einer Übersicht:

Für 2023 entwickelt die Stadt Mannheim einen Großteil des Geländes der Spinelli Barracks zum Bundesgartenschaugelände. Hier zu sehen ein Rendering des geplanten Fledermausturm auf dem BUGA-Gelände (Rendering: J. Petereit & T. Storz)
Visualisierung einer Teilansicht des geplanten Gartens der israelischen Partnerstadt Haifa. (Visualisierung: Filon / Stadtpark Mannheim)
Die BUGA Fahnen sind am Rathaus ausgerollt. Am 14.04.2023 eröffnet die Bundesgartenschau in Mannheim. (Foto: BUGA / Dietrich Bechtel)

Top 3: Konversion Spinelli Barracks

Mannheims Stadtplanung ist zudem in der Vorbereitung der BUGA 2023. Ein Großteil der ehemaligen „Spinelli Barracks“ soll dabei Kerngelände der BUGA 2023 werden. Geplant ist aktuell eine 180-tägige Ausstellung auf der Fläche im Jahr 2023. Nach dem Abschluss der BUGA 2023 in Mannheim soll das Areal wiederum in den Grünzug Nordost integriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Planung des BUGA Geländes verantwortet das Landschaftsarchitekturbüro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. Mehr zum aktuellen Projektstand lesen Sie hier bei uns: BUGA Mannheim.

Bestandsanalyse: Bis 2025 soll sich das Konversionsareal der Spinelli Barracks zum grünen Quartier entwickeln. (Bild: Stadt Mannheim)
Die Visualisierung zeigt den großzügigen und durchgängigen Grünzug. (Bild: Hähnig Gemmeke Architekten / MWSP)
Vogelperspektive auf das unbebaute Areal im April 2021. (Bild: Spinelli / MWSP)

Top 4: Collini-Areal

Auf der Fläche der Spinelli Barracks insgesamt soll langfristig – unter anderem eben durch die BUGA Mannheim 2023 – zudem ein großzügiger, durchgängiger Grünzug im Mannheimer Nordosten entstehen, der einerseits Luisenpark über die Vogelstang-Seen bis andererseits in die Region reicht. Drei Viertel der Fläche sind als öffentlicher Freiraum geplant, ein Viertel als neues Wohnquartier. Hier entstehen rund 1 800 Wohneinheiten für 4 500 Einwohner*innen, aber auch Kindergärten und ein Nahversorgungszentrum.

Rund um den Bestands-Wohnturm mit 32 Geschossen entstehen im Rahmen der Entwicklung des Collini-Areals vier weitere Solitärbauten. (Visualisierung: Deutsche Wohnwerte)
Der Wettbewerbsbeitrag kommt vom Architekturbüro schneider + schumacher. (Foto: © 2006-2018 DV-Verbund Baden-Württemberg)
Zwei der vier Solitäre sollen Bürogebäude werden, die anderen beiden agieren als Wohnhäuser. (Foto: © 2006-2018 DV-Verbund Baden-Württemberg)
Die geplante Geschosshöhe liegt zwischen fünf und 19 Geschossen. (Foto: © 2006-2018 DV-Verbund Baden-Württemberg)

Top 5: Glückstein-Quartier

Ein weiteres aktuelles Projekt der Mannheimer Stadtplanung ist die Entwicklung des sogenannten Collini-Centers inklusive Umfeld zu neuen Wohn- und Bürogebäuden. Im Rahmen der BUGA 1975 baute die Stadt ein Gebäudeensemble mit einem 95 Meter hohen 32-geschossigen Wohnturm, einem 2-geschossigen Verbindungsbau sowie einem 11-geschossigen Büroturm. Der Büroturm beherbergte lange Zeit die technischen Ämter der Stadt Mannheim mit etwa 600 Mitarbeiter*innen. Der Gebäudekomplex war jedoch veraltet und entsprach nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen. Aus diesem Grund zog die Verwaltung in ein neues Technisches Rathaus im Glückstein-Quartier am Hauptbahnhof.

32-Geschosser bleibt städtebauliche Markante

Das Collini-Areal selbst veräußerte die Stadt Mannheim also an einen Investor. Im wettbewerblichen Dialog setzte sich das Architekturbüro schneider + schumacher mit seinem Wettbewerbsbeitrag durch. Das Konzept sieht vier Solitärbauten vor, die sich um den bestehenden 32-geschossigen Wohnturm herum gruppieren: die sogenannten COLLINIS. Zwei der vier Solitäre sollen hier Bürogebäude werden, die anderen beiden zudem Wohnhäuser. Die geplante Geschosshöhe liegt zwischen fünf und 19 Geschossen – der bestehende 32-geschossige Wohnturm bleibt damit das höchste Gebäude und das markante Bauwerk in der Mannheimer Stadtsilhouette. Zwischen den Solitärbauten soll einerseits ein „urbaner Stadtraum“ entstehen, der wiederum andererseits neue Wegebeziehungen zwischen Stadt und dem Neckar schaffen soll.

In der Nähe des Mannheimer Bahnhofs entsteht das neue Glückstein-Quartier inklusive neuem Büro- und Wohnensemble. (Bild: Diringer & Scheidel / Schmucker)
Vogelperspektive auf das geplante Areal das auf 33 Hektar entstehen wird. (Bild: Stadt Mannheim)
Die Grafik zeigt die geplante bauliche Nutzung. (Bild: Stadt Mannheim)

Wie bereits angesprochen, sind 600 Angestellte der Stadt Mannheim inzwischen in ein neues Technisches Mannheim im Glückstein-Quartier gezogen. Dieses entsteht auf insgesamt 33 Hektar in zentraler Lage am Bahnhof. Die Stadtplanung Mannheim möchte hier auf 100 000 Quadratmeter Arbeiten, Wohnen und öffentliches Leben nachhaltig zusammen gestalten. Im Rahmen eines intelligenten Grünflächennetzes in der Nähe des Rheins sind also moderne Büroflächen, hochwertiger Wohnraum und Begegnungsstätten für gesellschaftliches Leben geplant. Künftig sollen hier 4 600 neue Arbeitsplätze entstehen und 1 500 Einwohner*innen ihr Zuhause in Innenstadtnähe finden.

Kein Top-5-Projekt, aber trotzdem auch interessant: das von MVRDV entwickelte „Traumhaus Funari“ Projekt auf dem Konversionsgelände der ehemaligen Funari Barracks. Fertighaus trifft auf MVRDV – mehr dazu lesen Sie hier: Fertighaus.

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