28.11.2021

Aktuelles

Vorhoelzer Forum der TU München


Vorhoelzer Forum – der Münchner Besucher*innenmagnet

Die Zukunft des Vorhoelzer Forums ist ungewiss. Es gilt als Institution am Stammgelände der TU München – nicht zuletzt wegen seiner Dachterrasse mit Blick auf die ganze Stadt. Seit Jahren ist die Fakultät Architektur für Cafébetrieb und Seminarräume verantwortlich. Nun musste das Vorhoelzer Forum geschlossen werden – und nicht wegen Corona. Mehr zu den Hintergründen hier.

Einen Kaffee über den Dächern Münchens genießen, sich mit einem Sundowner ablichten lassen, Wein nach einem interessanten Architekturvortrag trinken … – das alles wird es im Münchner Vorhoelzer Forum trotz Vorlegen eines 2G-Nachweises vorerst nicht geben. Das Café auf dem Innenstadtcampus der TU München ist nämlich seit dem 15. Oktober 2021 geschlossen. In dem Fall ist aber nicht die Pandemie für die Schließung verantwortlich, sondern die abgelaufenen Pachtverträge zwischen der Universität und den Betreiber*innen. Die TU München hatte kein Interesse die Verträge zu verlängern und möchte lieber den Cafébereich sowie die Dachterrasse renovieren lassen. Bis es soweit ist, stehen weite Teile des fünften Geschosses im Hauptgebäude also erstmal leer – und das, wo es im Oktober 2021 wieder losging mit dem Studieren und sich Hörsäle nach eineinhalb Jahren Homestudying wieder füllten.

Die Schließung dürfte für die Studierenden besonders traurig sein. Sie bekamen nämlich im Vergleich zu den anderen Gästen einen kostenlosen Filterkaffee vor Vorlesungsbeginn und erhielten darüber hinaus Vergünstigungen für Speisen, Getränke und den guten Kaffee aus der Siebträgermaschine. „Das Vorhoelzer Forum war ein spontaner Treffpunkt, wo man sich auch mit anderen Leuten, nicht nur von der TU München, traf“, erzählte Philipp Dopfer im Gespräch mit G+L, Sprecher der Fachschaft Architektur an der TU München. Vor allem die „anderen“, TU-fernen Leute entdeckten das Vorhoelzer Forum mehr und mehr für sich. Das Café Vorhoelzer Forum war schon lange kein Geheimtipp mehr. Das sah man an den langen Schlangen quer durch das Café. Genaugenommen befanden sich meistens mehr Menschen in Schlangen als an Tischen.

Ein Grund für die vielen Besucher*innen: Diverse Plattformen im Internet preisen das Café, auch noch nach seiner Schließung, mit seinem 360-Grad-Blick über München und der anscheinend lockeren, studentischen Atmosphäre an. Beides trifft auf das Vorhoelzer Forum nicht 100 Prozent zu. Die Terrasse ist nämlich nicht rundum zugänglich und über das Lockere und Studentische lässt sich streiten. Völlig uninformiert erwartet man anhand der Beschreibung sicherlich eine andere Lokalität, als das Vorhoelzer Forum letztlich war.

Trotzdem werden die wenigsten nach einem Besuch enttäuscht gewesen sein. Vor allem die Sicht auf Münchens Panorama und die Berge lockten für einen zweiten Besuch. Denn wenn man einmal den Weg auf die Dachterrasse fand, hatte man beim nächsten Mal einen klaren Vorteil. Das Vorhoelzer Forum ist nämlich auf dem Universitätsgelände nicht leicht zu finden. Auf den Plattformen fehlt zudem meistens eine detaillierte Wegbeschreibung zu der Terrasse. Nicht selten irren bis heute potenzielle Gäste erfolglos auf dem Campus herum, bis ihnen jemand weiterhilft.

Über Architektur und Lifestyle

Von dem Forum, das neben dem bekannten, jetzt leeren Café auch einen Seminarraum für 100 Personen sowie 20 mobile Arbeitsplätze im Foyer umfasst, erhofften sich die Architekturfakultät bei der Eröffnung vor zehn Jahren einen sozialen Mittelpunkt am Campus. Das Vorhoelzer Forum sollte ein Ort des Austauschs sein, der den Dialog zwischen Universität und Stadt fördert. Nach dem Motto: Wir, die TU München, werden nicht vom Elfenbeinturm herabsteigen, aber öffnen die Türen des Turms für Sie und heißen Sie hoch oben über den Dächern Münchens Willkommen. Eigentlich ein schöner Gedanke. In den vergangenen zehn Jahren entwickelte sich das Café jedoch nicht zu einem Treffpunkt für Architekturinteressierte im weitesten Sinne, die den fachlichen Austausch schätzen. Vielmehr entstand ein Lifestyle-Ort für „die schicken“ Leute, die auf dem ersten Blick wenig mit Architektur am Hut hatten und die offenen Türen bei schönem Wetter einrannten.

Das Vorhoelzer Forum weiß in weiß

Grundsätzlich dürfte das große Interesse am Vorhoelzer Forum – auch das der „Elitären“ – die TU München nicht weiter gestört haben. Schließlich heißt es auf der Website: Das Vorhoelzer Forum sei die Beletage des Departments Architektur und nicht die Mansarde. Das helle und weiße Design widerspricht auch den dunklen Räumlichkeiten einer Mansardwohnung unter dem Dach. Vielmehr handelt es sich um ein repräsentatives, stilvolles Geschoss – ganz in der Gestalt einer Beletage.

Der Umbau der ehemals „werkhallenähnlichen“ Räume zum jetzigen Vorhoelzer Forum folgte nach den Entwürfen von Florian Fischer und Prof. Dietrich Fink, Inhaber des Lehrstuhls für Städtische Architektur an der TU München. Die Realisierung, die nun zehn Jahre zurück liegt, verantworteten hingegen Sitzberger, Hoyos Architekten. Sie kreierten Räume mit hoher ästhetischer Qualität. Ein „Weiß-in-weiß“ erwarten die Besucher*innen: weißer Epoxydharz beschichteter Estrich und in hochglanz-weiß gestrichene Wände sowie dezente Einbaumöbel. Es scheint, als folgte man dem Credo des Namengebers des Forums Robert Vorhoelzer: „Alle Architektur ist nur Hintergrund für den Menschen.“

Robert Vorhoelzer war ein Architekt, der 1930 an der Technischen Universität München (damals: Technische Hochschule München) als Professor wirkte. Drei Jahre später entzogen ihm jedoch die Nationalsozialisten ihm den Lehrstuhl. Er ging ins Exil nach Istanbul und trat dort an der Akademie der schönen Künste die Nachfolge des verstorbenen Bruno Tauts an. Nach Kriegsende kehrte Robert Vorhoelzer zurück nach München und nahm seine Professur an der Technischen Universität wieder auf. Er verantwortete damals auch den Wiederaufbau des Hauptgebäudes und damit auch die Räumlichkeiten des Vorhoelzer Forums.

Zu und was jetzt?

Die Gemäuer des Vorhoelzer Forums werde in den kommenden Monaten erstmal renoviert, teilte uns die TU München schriftlich mit. Was dann im nächsten Jahr dort stattfinden wird, darüber weiß niemand im Detail Bescheid. Die neuen Betreiber*innen ständen bis jetzt noch nicht fest, aber man bemühe sich das Café wieder zu eröffnen. Darüber freuen sich sicherlich auch die Studierenden. Für Architekturstudent Philipp Dopfer ist das Vorhoelzer Forum unverzichtbar, ein Stück Lebensqualität während des Studiumsalltags.

Während die Wiedereröffnung des Cafés bis jetzt noch ungewiss ist, bleibt der Konferenzbetrieb im Seminarraum auf jeden Fall der Architekturszene in München erhalten. Das sind gute Nachrichten, denn wenn man eins aus digitalen Meetings gelernt hat: Sie ersetzten den physischen Kontakt nicht in ihrer Gänze. Das bestätigte uns auch Philipp Dopfer, der angesichts der aktuellen Entwicklungen sehr hofft, weiterhin Präsenzveranstaltungen an der Universität wahrnehmen zu können. Im Vergleich zu anderen Studiengängen, wie zum Beispiel BWL, sei Architektur ein Projektstudium und das gemeinsame Arbeiten in Studios oder im Foyer des Vorhoelzer Forums wesentlich für die eigene Motivation, so der Architekturstudent.

Weitere Neuigkeiten der TU München: Das Architekturmuseum zeigt die Ausstellung „Who’s Next?“ und diskutiert die Wahrnehmung von Obdachlosigkeit. Sie ist noch bis zum 6. Februar 2022 zu sehen.

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