05.02.2022

Cities initiative

Kulturhauptstadt 2025 in Chemnitz

Das Wort "Zuhause" in Großen Buchstaben auf der Straße

Das Wort “Zuhause” in Großen Buchstaben auf der Straße


Chemnitz erhält einstimmig den Titel Kulturhauptstadt 2025

Gemeinsam mit der slowenischen Stadt Nova Gorica wird Chemnitz Europas Kulturhauptstadt 2025  sein. Die ostdeutsche Stadt legte laut der Kulturministerkonferenz unter dem Motto „C the Unseen – European Makers of Democracy“ ein überzeugendes Konzept vor.

Im Januar 2011 wählte eine Jury aus europäischen Expert*innen die Stadt Chemnitz mit einstimmigem Votum zur Kulturhauptstadt 2025. Unter dem Motto „C the Unseen – European Makers of Democracy“ überzeugte die Stadt in Sachsen das Gremium. Chemnitz wird deswegen die Auszeichnung gemeinsam mit der slowenischen Stadt Nova Gorica tragen. In der Vergangenheit hatten bereits West-Berlin (1988), Weimar (1999) sowie das Ruhrgebiet mit Essen (2010) die Chance, sich für Deutschland als Kulturhauptstadt Europas zu präsentieren. 2025 solle nun Chemnitz zum „kulturellen Aushängeschild Deutschlands“ werden, wie der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz und Berliner Senator für Kultur und Europa, Dr. Klaus Lederer, erklärte. Im Bewerbungsprozess setzte sich Chemnitz gegen Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg sowie Zittau durch. Die Stadt erhält Fördergelder in Höhe von 1,5 Mio. Euro, um ein Programm auf die Beine zu stellen. Und damit die Diversität der europäischen Kulturen und gleichzeitig das Gefühl einer gemeinsamen europäischen Zugehörigkeit herauszustellen.

Das Wort "Zuhause" in Großen Buchstaben auf der Straße
(Logo: Chemnitz 2025)

Kunst gegen Populismus

Die Nominierung bedeutet der Stadt viel. Sie würdig das Engagement von Kulturschaffenden und Bürger*innen, die sich für künstlerische Vielfalt einsetzen und Chemnitz zu einem weltoffenen Standort machen wollen. In einer Pressekonferenz im Herbst 2020 schwärmte auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel von der Einsatzbereitschaft der Anwohner*innen. Die Auszeichnung als Kulturhauptstadt 2025 sei eine große Chance zu zeigen, welche Energien und Potentiale in der Stadt steckten. Das Bewerbungsteam hatte im Auswahlprozess auf die Überwindung von Gräben durch Kunst gesetzt. Und damit gezeigt, dass Kunst auch stets eine politische Dimension hat. Gerade in Chemnitz ist das Statement für eine offene Gesellschaft von besonderer Bedeutung. 2018 hatte die Stadt durch die Ausschreitungen rechter und rechtsextremer Gruppen traurige Schlagzeilen gemacht. Die Nominierung setzt ein Zeichen für die verbindenden Potentiale, welche die Kunst birgt. Und zeichnet das hohe zivile Engagement vor Ort aus. Kulturstaatsministerin Monika Grütters resümierte: „Kulturelle Vielfalt ist stärker als populistische Einfalt.“

Menschen sitzen auf einer Wiese im urbanen Kontext in Chemnitz (Foto: Ernesto Uhlmann / Chemnitz 2025)
Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025
„Zuhause“ in Chemnitz (Foto: Ernesto Uhlmann / Chemnitz 2025)

Von Apfelbäumen und Kunstpfaden

 

In der Bewerbung war zunächst ein 100 Seiten starkes „Bid Book“ eingereicht worden – eine Ideensammlung, die nun in ein realisierbares Programm übersetzt werden muss. Die darin festgehaltenen 72 Projekte sind gesetzt. Und nach dem Zuschlag durch das Expert*innengremium sind sie teilweise bereits in der Umsetzung begriffen. So begannen im vergangenen Herbst zum Beispiel die Arbeiten am Großprojekt „We Parapom“. Dabei werden 4000 Apfelbäume quer durch die Stadt gepflanzt. Das Vorhaben steht als Symbol für die Überwindung von Grenzen. Und regt gleichzeitig zur Reflektion über die Umwelt sowie den Umgang mit Lebensmitteln an. Ein weiteres Projekt in Planung ist der „Purple Path“. Dabei handelt es sich um einen Kunst- und Kulturpfad, der Chemnitz mit dem Umland verweben soll. Die Ausführung der im Bewerbungsprozess gezeigten Visionen schreitet mit zügigen Schritten voran. Bis das endgültige Programm im Sommer 2023 vorgelegt wird, können jedoch noch weitere Vorschläge eingebracht werden.

Die gesellschaftliche Verantwortung als Kulturhauptstadt 2025

Im weiteren Prozess gilt es, dem Programm Tiefgang zu verleihen. Die Jury betonte wiederholt, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Begebenheiten vor Ort sei. Und daher auch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der Region. Seit einiger Zeit treibt der Unmut über die Corona-Maßnahmen die Menschen auf die Straße. Doch bereits vor Beginn der Pandemie sah sich Chemnitz einer Zunahme an rechtem Gedankengut gegenüber. Programmdirektor Stefan Schmidtke ist sich sicher, dass „Kultur und die Auseinandersetzung mit Kultur einiges bewegen können“. Diese Sichtweise stützt ebenso das EU-Gremium. Man wolle einen speziellen Fokus auf die sogenannte stille Mitte setzen. Und so Menschen erreichen, die sich an politischen Debatten bisher nicht beteiligten, was indirekt eine Stärkung des rechten Randes ermögliche. Ob dies gelingen kann, darüber besteht nach Umfragen der TU Chemnitz Uneinigkeit. Schmidtke hofft, durch das Kulturprogramm Atmosphären zu schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen. Um sich dann im Austausch anderen Gedanken zu öffnen.

Haus mit leuchtender Aufschrift „Europa“ in Chemnitz (Foto: Ernesto Uhlmann / Chemnitz 2025)

Aktives Miteinander auf allen Ebenen

 

Der Slogan, den Chemnitz für die Bewerbung gewählt hat, ist auf vielen Ebenen richtungsweisend. „C the Unseen“ – „Schaut genau hin“.  Die einstige Industriestadt hat deutlich mehr zu bieten, als in der breiten Öffentlichkeit bekannt ist. Unter dem Blick des berühmten Marx-Denkmals, das von den vergangenen sozialistischen Zeiten zeugt, erfindet sich die Stadt neu. Die Konzeption von Kulturhauptstraßen macht sich für eine soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Region stark. Die Begrünung ehemals grauer Betonflächen will eine ökologische Bewegung beispielsweise sichtbar vorantreiben. Kunstprojekte und -ausstellungen im öffentlichen Raum sowie in privaten Nachbarschaften machen die gesamte Stadt zur Kulturgalerie. Durch die Auszeichnung will Chemnitz im Kleinen zeigen, was Europa im Großen ausmacht. Eine vielfältige Gesellschaft in der die Bürger*innen aktiv das gemeinsame Miteinander gestalten. Bis zum offiziellen Programmbeginn im Jahre 2025 werden dafür mit großem Engagement bereits ab jetzt die Weichen gestellt.

 

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Stefan Schmidtke im Interview.

 

2019 gestaltete die Stadt Chemnitz den Vorplatz der TU Chemnitz um. Die Universität liegt in der Innenstadt und ist deswegen eine besondere Bereicherung für die Kulturhauptstadt 2025.

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