04.02.2022

Wettbewerbe

Weißenhofsiedlung Wettbewerb in Stuttgart

Doppelhaus von Le Corbusier mit Pierre Jeanneret; heute Weissenhofmuseum

Doppelhaus von Le Corbusier mit Pierre Jeanneret; heute Weissenhofmuseum (Foto: Andreas Praefcke via Wikimedia Commons)


Expertise in Denkmalschutz gefragt

2027 wird die Weißenhofsiedlung in Stuttgart 100 Jahre alt. Zu dem Jubiläum loben nun die Landeshauptstadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg zusammen mit der IBA’27 Stuttgart einen offenen internationalen Ideenwettbewerb aus. Die große Frage lautet: „Wie sieht das große Bild für die nächsten 100 Jahre aus?“.

Die Weißenhofsiedlung ist der wichtigste Referenzpunkt der IBA StadtRegion Stuttgart. Die IBA wählte bewusst das Jahr 2027 als Repräsentationsjahr, 100 Jahre nach der Entstehung der Weißenhofsiedlung. Anlässlich des Jubiläums möchten die Beteiligten auf die Innovationen aus dem Jahr 1927 zurückblicken und sie in die heutige Zeit übersetzen. Denn die Herausforderungen von damals sind heute nach wie vor aktuell: Bezahlbarer Wohnraum, neue Wohnformen sowie technische Möglichkeiten im Bau dominieren die städtebaulichen Diskussionen in Stuttgart, aber auch in anderen Metropolregionen.

Die Landeshauptstadt Stuttgart sowie das Land Baden-Württemberg loben im Rahmen der IBA‘27 einen offenen internationalen Ideenwettbewerb aus. Er richtet sich der Auslobung zufolge an Arbeitsgemeinschaften aus Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Landschaftsarchitekt*innen. Sie sollen sich im Rahmen des Wettbewerbs Weißenhofsiedlung mit dem Erbe des modernen Städtebaus auseinandersetzen und eine Grundidee für seine Weiterentwicklung aufzeigen. Da die Weißenhofsiedlung unter Denkmalschutz steht und die Siedlung die Le Corbusier Häuser als UNESCO-Weltkulturerbe umfasst, empfehlen die Auslobenden eine Expertise in Denkmalschutz und Architekturgeschichte.

Luftaufnahme (2004) von der Weißenhofsiedlung (Aufnahme: Veitmueller via Wikimedia Commons)
Doppelhaus von Le Corbusier mit Pierre Jeanneret; heute Weissenhofmuseum
Plan der Weißenhofsiedlung: In dunkelblau sind die bis heute bestehenden Gebäude dargestellt. (Grafik: Carla Ha via Wikimedia Commons)

Die Weißenhofsiedlung und ihre großen Namen

Vor 95 Jahren entstand die Weißenhofsiedlung in Stuttgart im Rahmen der Ausstellung „DIE WOHNUNG Stuttgart 1927“. Sie ist ein Manifest des modernen Städtebaus sowie einer der wichtigsten Zeitzeugen des „Neuen Bauens“.  Die Ausstellung rief der Deutsche Werkbund, eine Vereinigung von Architekten, Kunstschaffenden und Unternehmen, ins Leben und wurde von der Stadt Stuttgart finanziert. Namhafte Architekten, ausschließlich Männer, entwarfen in kürzester Zeit 33 Bauten, die ein „Wohnen des modernen Großstadtmenschen“ aufzeigen sollten.

Darüber hinaus adressierte die Ausstellung die damalige Wohnungsnot und -verhältnisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Die große Frage lautete: Wie lassen sich gesunde Wohnungen rationell sowie kostengünstig herstellen? Als Antwort errichteten die Architekten eine Siedlung aus Kubus-förmigen Gebäuden mit Flachdach, die insgesamt 63 Wohnungen umfassten. Die künstlerische Leitung hatte Ludwig Mies van der Rohe inne. Insgesamt waren 17 Architekt*innen beteiligt. Unter ihnen befanden sich Namen wie Walter Gropius, Max und Bruno Taut, Hans Scharoun, Le Corbusier, Mart Stam, J.J.P. Oud, Victor Bourgeois sowie Josef Frank.

Einfamilienhaus in der Weißenhofsiedlung von Hans Scharoun (Foto: Florian Rebmann via Unsplash)
Doppelwohnung in der Weißenhofsiedlung von Josef Frank (Foto: Shaqspeare via Wikimedia Commons)
Haus Citrohan von Le Corbusier mit Pierre Jeanneret (Foto: Shaqspeare via Wikimedia Commons)

Weißenhofsiedlung Wettbewerb: neues Besucher*innen- und Informationszentrum bis 2026

Die damalige Ausstellung „DIE WOHNUNG Stuttgart 1927“ stieß auf große Resonanz. 500 000 Interessierte besuchten darauf die Weißenhofsiedlung 1997 innerhalb von vier Monaten. Die IBA’27 erwartet für das Jahr 2027 eine ähnliche Anzahl an Besucher*innen, die die Weißenhofsiedlung erkunden sowie sich über ihre Entwicklungen informieren werden. Die Akteur*innen der IBA möchten an die Erfolgsgeschichte der Weißenhofsiedlung anknüpfen und wie vor hundert Jahren einen Treffpunkt des architektonischen Diskurs schaffen. Erste Anlaufstelle wird ein neues Besucher*innen- und Informationszentrum für ein fachliches sowie öffentliches Publikum in der Weißenhofsiedlung sein. Es ergänzt das im Jahr 2006 eröffnete Weißenhofmuseum im Doppelhaus von Le Corbusier. Das Besucher*innen- und Informationszentrum soll das Kulturerbe während der IBA’27 und darüber hinaus entlasten.

Doppelhaus von Le Corbusier mit Pierre Jeanneret; heute Weißenhofmuseum (Foto: Andreas Praefcke via Wikimedia Commons)

Ein konzeptioneller Entwurf zu dem Gebäude ist Bestandteil des Wettbewerbs Weißenhofsiedlung. Es zählt zu den Einzelprojekten des Wettbewerbs, während der Fokus der Auslobung auf städtebaulich programmatische Fragestellungen liegt. Die Konkretisierung erfolgt auf dem Weißenhofsiedlung Wettbewerb aufbauend in Realisierungswettbewerben. Bis 2026, ein Jahr vor dem IBA-Jahr, sollen schließlich das Besucher*innen- und Informationszentrum, Erweiterungsbauten am Campus der Akademie der Bildenden Künste sowie weitere stadtgestalterische Maßnahmen fertigstellt werden.

Die Arbeitsgemeinschaften können sich bis zum 11. Februar 2022 zum Wettbewerb Weißenhofsiedlung anmelden. Bis spätestens zum 31. März 2022 um 16:00 Uhr müssen dann die Wettbewerbsarbeiten dem Büro Pesch Partner Architekten Stadtplaner, das mit der Wettbewerbsbetreuung vertraut ist, vorliegen. Weitere Informationen zum Weißenhofsiedlung Wettbewerb finden Sie hier.

Im Rahmen der IBA StadtRegion Stuttgart wurden bereits im vergangenen Jahr einige Wettbewerbe ausgelobt. Den Wettbewerb „Postareal Böblingen“ gewann im Juni 2021 das Büro Gutiérrez aus Madrid. Mehr zu den Entwürfen finden Sie hier.

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