Die Lech Renaturierung vor den Toren Augsburg wird laut Projektleiterin Simone Winter bayernweit einzigartig: Uferverbauungen werden rückgebaut und eine Aue mit Lebensräumen für Tiere und Pflanzen soll entstehen. Alles über das Projekt in Planung erfahren Sie hier.
Das ambitionierte Projekt zur Lech Renaturierung
Vor den Toren von Augsburg findet ein Projekt zur Lech Renaturierung statt. Kurz vor der Staustufe Merching nahe Augsburg ist der Lech 80 Meter breit. Früher war er einen Kilometer breit und beherbergte Tausende von Huchen. Heute ist der Lech jedoch eher eine Flussruine. Das möchte das Projekt „licca liber“ im Rahmen einer Lech Renaturierung auf einer Länge von etwa zehn Kilometern ändern. Der Fluss soll wieder seinen ursprünglichen Charakter als Wildfluss erhalten.
Geplant ist, dass der Lech 130 Meter breit wird. Zudem sollen Uferverbauungen reduziert und neue Sekundärauen kreiert werden. Die Idee ist, einen wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu kreieren. Schon seit 2013 läuft das Genehmigungsverfahren. Zahlreiche Bürger*innen wurden in den „Flussdialog“ in die Planungen einbezogen. Bis Ende 2022 soll die Feinplanung für das Projekt stehen. 2023 wird das Wasserrechtsverfahren beginnen.
Die Stabilisierung des Flusses zwischen Staustufe 23 und der Donaumündung soll Schäden der Kanalisierung beheben. Übersetzt steht licca liber für „freier Lech“. Durch die Renaturierung soll es gelingen, den Lech wieder an seinen natürlichen Zustand anzunähern. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth leitet das Projekt.
Eine Aneinanderreihung von Stauseen
Derzeit ist der Lech ein verbauter Fluss mit zahlreichen Wasserkraftwerken. In der Süddeutschen Zeitung als „Aneinanderreihung von Stauseen“ beschrieben, bietet der Fluss keine natürliche Fischwanderung mehr. Fische wie der Huchen müssen künstlich eingesetzt werden. Darüber hinaus stehen zahlreiche andere Fischarten vor dem Problem, keine Kiesbänke zum Laichen zu finden.
Im Stadtgebiet von Augsburg liegt bereits der Flinz frei. Dies ist die Bodenschicht von Flüssen, die in einem gesunden Fluss mit Kies bedeckt sein sollte. Nun besteht die Gefahr, dass der Lech im Grundwasser verschwinden könnte. Dies würde unter anderem die Trinkwasserversorgung von Augsburg und Umgebung beeinträchtigen.
Daher ist die Lech Renaturierung auch für das Grund- und Trinkwasser wichtig. Die aktuelle Situation stellt einen Teufelskreis dar, denn die vielen Stauseen zur Energie- und Trinkwassergewinnung schaden dem Grundwasser. Zugleich stehen die Trinkwasserbrunnen und die Naturschutzgebiete am Flussverlauf der Lech Renaturierung teils entgegen. Sogenannte Absturzrampen könnten helfen, den Lech trotzdem wieder natürlicher zu gestalten.