In Linz passiert derzeit viel in Sachen Stadtplanung: Die ehemalige Tabakfabrik bekommt neues Leben, mit „Projekt Neuland“ wird der Linzer Hafen neugestaltet, beim Projekt „Klimaachse Linz Ost-West“ steht die Lederergasse im Fokus und die überholte Salzburgerstrasse erneuert das Tor nach Linz. Welche Projekte noch geplant sind, wer die Planer*innen sind und was Sie jetzt über alle Entwicklung wissen müssen, lesen Sie hier.
Zukunftstadt Linz
Auf halbem Wege zwischen Salzburg und Wien liegt Linz. Die Stadt fasst etwas über 200 000 Einwohner*innen. Sie liegt idyllisch an der Donau. Und es tut sich einiges in Linz. Auf der eigenen Homepage lässt Linz selbst verlauten, dass kaum eine andere Stadt sich in den vergangenen Jahren so sehr äußerlich verändert habe. Nicht zuletzt mag dazu die Linzer Stadtstrategie 2022 beitragen. Mit dieser definiert die Stadt Richtlinien und Rahmenbedingungen für die zukünftige, urbane Entwicklung.
Sowohl der technologische und ökonomische, als auch der ökologische und soziale Wandel wird in den kommenden 10 Jahren vorangetrieben. Um dies zu schaffen, hat Linz fünf Themenfelder definiert. Unter den Schlagworten Stadtwirtschaft, Stadtwachstum, Stadtleben, Stadtnetzwerk und Stadtzukunft werden Herausforderungen identifiziert und entwickelt. Dabei werden die Debatten nicht nur in Fachgremien ausgetragen, sondern die breite Öffentlichkeit wo möglich integriert. Die Zukunft der Stadt und Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung werden in Linz „gemeinsam ausgestritten“.
„gemeinsam ausgestritten“
Es ist eine Herangehensweise, die im ständigen Dialog mit der Bevölkerung funktioniert. Oder wie das Strategiepapier es ausdrückt: „Dieser Austausch, dieser Streit der Ideen, dieses Austragen von Konflikten bildet eine wesentliche Basis für ein lebendiges Stadtleben. Denn die Stadt besteht zuallererst aus ihren Bürger*innen und deren Ideen, Vorstellungen und Talenten.“ Vielleicht kann sie genau deshalb aufgehen? Viele der Projekte, die derzeit in Linz entwickelt werden, scheinen die Bewohner*innenschaft und deren Ansprüche jedenfalls an vorderster Stelle mitzudenken.
Grüne Mitte
Das aktuell größte Projekt stellt die Grüne Mitte Linz dar. Dabei handelt es sich um die Umnutzung eines 85 000 Quadratmeter großen Areals am ehemaligen Frachtenbahnhof der Stadt. Die ÖBB benötigt die Flächen nicht mehr. Nun entsteht dort ein neues, innerstädtisches Quartier. Dazu schrieben Stadt und ÖBB einen EU-weiten Ideenwettbewerb aus, den Blaumose Architekten aus Starnberg für sich entscheiden konnten.
Rund 800 Wohnungen werden dabei unter ökologischen Gesichtspunkten entwickelt. Dominiert von einem Meer aus Grün. Dieses soll sich zwischen Wohn- und Gewerberäumen über Eigengärten, Terrassen, Loggien, Balkone und Dächer erstrecken. Auf 14 000 Quadratmeter wird im Zentrum eine weitläufige Parkanlage realisiert. Die Gestaltung des Freiraums übernimmt die Landschaftsarchitektin Heidelinde Holzinger aus Linz. Ihre Vision eines Volksparks und Landschaftsgartens überzeugte im geladenen Wettbewerb die Jury. Zu drei Seiten ist der Park durch Wohnanlagen mit offenem Hof umschlossen. Aufbauend auf dem Masterplan realisieren sieben Wohnbaugesellschaften mit jeweils unterschiedlichen Architekturbüros die einzelnen Wohngebäude.
Projekt Neuland
Ein anderes Großprojekt, das derzeit läuft und die Stadt nachhaltig verändern wird, ist das Projekt Neuland. Es wird dem Linzer Hafen ein neues Gesicht geben. In den Jahren 1939 bis 1950 gebaut, diente der Linzer Hafen ursprünglich zur Versorgung der Stahlindustrie und als Umschlagplatz von Mineralölprodukten. Mit der Eröffnung des Werkhafens im Jahre 1962 verlagerte sich jedoch der Fokus. Seit 2011 sucht der Hafen eine Neuausrichtung. Damals begann die LINZ AG mit der teilweisen Verladung der Hafenbecken.
Für das mittlere Hafenbecken wurde 2014 ein Masterplan entwickelt. Dieser sieht für den Handelshafen eine Expansion in den Bereichen Logistik und Dienstleistungen vor. Städtebaulich bedeutsamer ist jedoch die architektonische Aufwertung des Stadtteils. Diese sieht eine teilweise Nutzung des Hafengebietes durch die Bürger*innen vor. Auf den Dächern der neuen Lagerhallen, sind Freizeit- und Erlebnisräume geplant. Inmitten der Industrieinfrastrukturen entsteht ein urbaner Treffpunkt für die Stadt. Und eine städtebauliche Weiterentwicklung des Stadtzentrums Richtung Osten.
Klimaachse Linz Ost-West
Zur Verknüpfung der Innenstadt mit dem Hafen rief die Stadt im vergangenen Jahr das Projekt „Klimaachse Linz Ost-West“ aus. Studio Kordial aus Bremerhaven wird die Lederergasse umgestalten. Ein Augenmerk liegt dabei auf einer Umwandlung, die den Auswirkungen des Klimawandels begegnet. Ebenso wichtig ist für das Projekt jedoch die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. So sollen Pop-Up-Interventionen begleitend über das Vorhaben informieren. Weiterhin dient ein Gestaltungs- und Bauworkshop dazu, gemeinsam mit den Anwohner*innen eine tragfähige und nachhaltige Lösung für das Quartier zu finden. Dabei gilt es, einige Themen mitzudenken. Etwa die Mobilität. Als Achse zwischen Innenstadt und Hafen übernimmt die Lederergasse eine wesentliche Rolle im Stadtverkehr. Gleichzeitig will das Projekt jedoch alternative Mobilitätsformen stäken und Radfahrer*innen sowie Fußgänger*innen mehr Raum geben.
Salzburger Straße
Das partizipative Planen hält auch an andernorts in Linz Einzug. Zur Gestaltung der Salzburger Straße hielt die Stadt Anfang März nun einen kooperativen Planungsworkshop mit Expert*innen, Bewohner*innen, Eigentümer*innen und vor Ort ansässigen Unternehmer*innen ab. Das Areal rund um die Straße ist Schauplatz einer Vielzahl baulicher Projekte. Viele davon von privater Investor*innen-Hand geplant. Das kooperative Verfahren soll dabei die öffentlichen Interessen im Viertel berücksichtigen und stärken. Die stark befahrene Ausfallstraße kann so zum Vorzeigeprojekt werden. Wenn es nämlich einerseits gelingt, durch den Umbau die Stadteinfahrt zu einem attraktiven Ort umzuwidmen. Und gleichzeitig ein funktional und sozial durchmischtes Quartier zu erhalten.
Tabakfabrik
Einen ähnlichen Balanceakt schafft die Tabakfabrik Linz. Bereits 2009 erwarb die Stadt die ehemalige „Tschickbude“ samt angrenzendem Donauparkstadion. Nun dient der ehemalige Industriestandort als Dreh- und Angelpunkt für Innovation und Kreativität im Stadtteil. Im der frühen Entwicklungsphase des Projektes diente die Tabakfabrik vor allem als Eventlocation. Nachdem sie so ins Bewusstsein der Stadtbevölkerung gerückt worden war, änderten die Verantwortlichen die Strategie. Fortan konnten sich kulturelle und kreative Unternehmen ansiedeln. Heute arbeiten bis zu 1 000 Menschen in diversen Sparten dort – Künstler*innen, Architekt*innen, Modedesigner*innen oder Fotograf*innen gleichermaßen. Die anfänglich als Zwischennutzung gedachte Idee hat sich etabliert.
Linz – Dynamisch, mutig, innovativ
Was die Stadt verspricht, scheint Realität. An allen Ecken und Enden wandelt sich Linz. Wenn das Konzept aufgeht, wird die Stadtstrategie 2022 dabei zu einer lebenswerteren, sozialeren und ökologischeren Stadt beitragen. Bürgermeister Klaus Luger ist sich sicher, dass die Stadt Linz dabei derzeit auf dem richtigen Weg ist: „Nur wer sich heute den Aufgaben von morgen stellt und in Veränderungen gleichzeitig auch Chancen sieht, kann Zukunft aktiv mitgestalten.“
Wie andere Städte ihre Entwicklung vorantreiben? Lesen Sie hier am Beispiel Prag.