13.03.2022

Aktuelles

Prag setzt in Stadtentwicklung auf private Immobilieninvestor*innen

Prag führt ein neues Finanzierungsmodell der Stadtentwicklung ein.

Prag führt ein neues Finanzierungsmodell der Stadtentwicklung ein. (Foto: Dmitry A. Mottl


Prag: eine neue Strategie für Immobilieninvestitionen

Der Magistrat in Prag will künftig mehr private Großinvestor*innen in Infrastrukturprojekte miteinbeziehen. Ein spezieller Fonds soll das möglich machen. Alles dazu hier.

Die tschechische Hauptstadt Prag experimentiert mit einer neuen Strategie für Immobilieninvestitionen. Der Magistrat der Stadt kündigte kürzlich einen speziellen Fonds an, der es privaten Investor*innen ermöglichen wird, Immobilien- und Infrastrukturprojekte mitzufinanzieren. Ein ähnliches Modell hat sich bereits in der tschechischen Stadt Brünn bewährt.

Prag führt ein neues Finanzierungsmodell der Stadtentwicklung ein. (Foto: Dmitry A. Mottl, Wikimedia Commons)

Bessere Finanzierung für öffentliche Projekte

Künftige Bauvorhaben in Prag sollen zunehmend von großen privaten Investor*innen unterstützt werden. Im Gegenzug zu dieser Möglichkeit werden die Investor*innen in einen neuen Fond einzahlen, der für öffentliche Infrastrukturprojekte verwendet wird. Das Prager Stadtparlament hat diese Immobilienstrategie Ende Januar beschlossen.

Beamte erklärten, dass Prag mittel- bis langfristig nicht über die Mittel für alle öffentlichen Projekte verfügt. Daher wird der neue Immobilieninvestitionsfonds eine zusätzliche Einnahmequelle schaffen, um dieser erwarteten Knappheit entgegenzuwirken. Öffentliche Projekte wie neue Schulen oder Infrastruktur werden durch die Renditen privater Investor*innen, die in den Fonds einzahlen, finanziert.

Prager Immobilieninvestor*innen werden in Zukunft die Möglichkeit haben, einen speziellen Vertrag mit der Stadt abzuschließen. Sie werden von Anfang an wissen, welche Projekte sie mit ihrer Einzahlung in den Stadtentwicklungsfonds unterstützen.

Petr Hlaváček, Architekt und stellvertretender Bürgermeister in Prag, spricht sich für das Finanzierungsmodell aus. (Foto: Magistrát hlavního města Prahy, Wikimedia Commons)

Prag: zwei Gebührenmodelle für Immobilieninvestitionen

Prags stellvertretender Bürgermeister Petr Hlaváček erklärte, dass dieses Finanzierungsmodell unter anderem dem Wohnungsmangel in der Stadt zugutekommen wird. Auch Parks, Schulen sowie das Straßenbahnnetz werden davon profitieren. Eine weitere Idee ist der Bau neuer Stadtteile, die den notwendigen Wohnraum bereitstellen.

Prag kämpft schon seit mehreren Jahren mit einer Wohnungskrise. Die Einwohner*innenzahl der Stadt von 1,3 Millionen Menschen wächst ständig, sowohl durch natürliches Wachstum als auch durch Zuwanderung aus dem In- und Ausland. Die Wirtschaft des Landes und insbesondere die Prager Wirtschaft nimmt an Fahrt auf – wenn auch noch nicht explosionsartig, so die Immobilienexpert*innen von Savills.

Der Magistrat der Stadt hat zwei Gebührenmodelle für die neue Immobilieninvestitionsstrategie beschlossen. Private Investor*innen zahlen eine Grundgebühr von 700 tschechischen Kronen (etwa 29 Euro) pro Quadratmeter eines jeden neuen Gebäudes. Wenn Investor*innen eine Änderung des Flächennutzungsplans zur Erweiterung ihrer Projekte beantragen, müssen sie 2 300 Kronen (circa 95 Euro) pro Quadratmeter zahlen.

Wichtig ist, dass der Immobilienfonds in Prag eine freiwillige Option für Bauträger*innen bleiben wird. Die lokalen Regierungsbeamt*innen sind optimistisch, dass es genügend Unterstützer*innen geben wird, da das Bauwesen in der tschechischen Stadt ein beliebter Investitionsbereich ist. Öffentliche Projekte, wie die Umwandlung des stillgelegten Güterbahnhofs Žižkov in einen neuen Stadtteil mit Wohnungen und Arbeitsplätzen für Zehntausende von Einwohner*innen, sind für Investor*innen attraktiv.

Der neue Fonds könnte rund 1,5 Milliarden Kronen (62 Millionen Euro) zu diesem Projekt beitragen. Laut Hlaváček könnten die ersten Verträge für diese Immobilieninvestition im Jahr 2022 abgeschlossen werden. „Diese Verträge werden eine Grundlage für weitere Verhandlungen sein. Sie sind bereits ein wichtiges Instrument der Stadtentwicklung“, erklärte er.

Von dem neuen Finanzierungsmodell erhoffen sich die Entscheidungsträger*innen mehr Wohnungen für Prag. (Foto: GFreihalter, Wikimedia Commons)

Private Investitionen als Instrument der Stadtplanung

Die tschechische Stadt Brünn hat bereits eine Version der Strategie für Immobilieninvestitionen umgesetzt, die Prag jetzt einführt. In Brünn wurden bis 2021 150 Millionen Kronen (6,2 Millionen Euro) über den Fonds aufgebracht. Der Magistrat hat 14 Verträge mit Investor*innen abgeschlossen, die sich bereit erklärt haben, eine Gebühr von 800 Kronen (33 Euro) pro Quadratmeter in den Fonds einzuzahlen.

Brünns Bürgermeisterin Markéta Vaňková erklärte: „Wir wollen nicht nur neue Gebäude schaffen, sondern auch Bauträger dazu einladen, mit der Stadt zusammenzuarbeiten und in die öffentliche Infrastruktur zu investieren. Bürgersteige, Straßen, Parkplätze, Parks und Grünflächen, aber auch Kindergärten sind für diese Art von Investitionen relevant.“

Die Methodik für diese Immobilieninvestitionsstrategie wurde von der Brünner Architekten- und Bauherrenvereinigung entwickelt. Deren Leiter, Market Vinter, stimmt zu, dass ein Fonds wie der Prager Immobilieninvestitionsfonds ein Schritt in die richtige Richtung ist. Darüber hinaus schafft diese Strategie auch für Bauherr*innen klarere Bedingungen. Letztendlich ist zu hoffen, dass die ganze Stadt davon profitiert.

Quellen und weiterführende Links:
Radio Prague International (2022): Stadtentwicklung in Prag: Investorenfonds soll Infrastruktur voranbringen.
Tim Gosling (2020): Poor suffer most as Czech housing crisis deepens. BalkanInsight. 
The Savills Blog (2020): No end in sight for Prague’s housing crisis. 

Mehr zur Wohnungspolitik in Berlin, Hamburg und München: Ihre Bürgermeister*innen möchten das Vorkaufsrecht in den Städten stärken. 

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